Laute Musik des Clubs welchen den Namen 'Rest In Rock' trug drang an meine Ohren, als ich diesen durch den Bühnenhintereingang betrat und ich mich direkt zur Theke begab. Der Geruch von Alkohol, Schweiß und Zigaretten schlug mir entgegen, doch daran hatte ich mich mittlerweile gewöhnt. Anstatt mich vorne an die Bar zu setzen ging ich einmal herum und ließ mich auf einen Hocker direkt dahinter, jedoch etwas abseits nieder. Im Augenwinkel sah ich auch schon Hyejin grinsend auf mich zu kommen. "Na, kleiner Rockstar.", ertönte auch schon ihre Stimme und stellte das Glas, welches sie zuvor poliert hatte in einer der mit LED beleuchteten Regale und warf sich elegant das Handtuch über die Schulter.
Ihre dunklen, langen Locken hatte sie an einer Seite hinter ihr Ohr geschoben und grinste mich mit ihren leicht betonten Lippen an. Hyejin Hyejin war ein absoluter Hingucker und gerne tummelten sich Männer, so wie auch Frauen gerne an der Bar um sie herum, um mit der Schönheit ins Gespräch. Ich erwiderte ihr Lächeln, als sie daraufhin durch die Tür hinter sich verschwand und kurz darauf mit einem Tablett wieder kam, welches sie mir vor die Nase stellte. "Lass es dir schmecken, So-a. Nach so einem grandiosen Auftritt hast du dir so eine Mahlzeit wirklich verdient." Ich bedankte mich mit einem breiten Lächeln und der Geruch von dem Kimchi Eintopf ließ meinen Magen aufknurren. "So still wie eh und je.", lachte sie plötzlich und strich mir einmal über die Haare, als ein Gast sie auch schon zu sich rief. Sie ging wieder ihrer Arbeit nach und ich fing an zu essen. Genüsslich schloss ich die Augen, als ich den ersten Bissen nahm. Hyejin's Kochkünste waren einfach nicht von dieser Welt.
Ab und zu ließ ich meinen Blick durch die wild tanzende Menge schweifen, welche gerade ihr bestes zu Sum 41's Still Waiting gab. Ich mochte diesen Club und seit etwas mehr als zwei Jahren trat ich mit meiner Band Reckless Blood regelmäßig hier auf. Laut Soohyun waren wir mittlerweile schon sowas wie Inventar in diesem Club und wenn man seinen Worten Glauben schenken durfte, lief der Club erst richtig, als wir anfingen hier regelmäßig zu spielen. Kaum merklich schüttelte ich meinen Kopf an diesen Gedanken. Ich weiß, dass seine, aber auch die Worte meiner Band Mitglieder gut gemeint und ehrlich waren, aber ich konnte noch nie sonderlich gut mit Komplimenten umgehen. Ich tat lediglich das, was ich liebte zu tun. Songs zu schreiben. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, als ich die Kang Zwillinge Haewon und Haemin kennenlernte.
Wie so oft hatte ich mich in einer abgelegenen Fabrik, bewaffnet mit meiner Gitarre, einen Block und einem Stift niedergelassen und schrieb meine Songs. Die beiden kamen eines Tages plötzlich herein gestürmt und sahen panisch zur Tür, als wenn sie etwas oder jemand verfolgt hätte. Stumm hatte ich sie vom Boden aus dabei beobachtet, wie sie sich beruhigten, aber sich gleich daraufhin zu Tode erschreckten, als sie mich sahen. Irgendwie sind wir ins Gespräch gekommen und auch wenn ich anfänglich Zweifel über ihre Anwesenheit hatte, da sie mich mit Fragen wegen meiner Gitarre und meiner Songs bombardierten, kam es nach einer Weile so weit, dass wir drei uns regelmäßig dort trafen. Bis heute hatte ich die beiden nie gefragt, was an diesem Tag passierte, aber ich war froh darüber, dass sie quasi direkt in meine Arme gelaufen waren.
Das Gitarre spielen hatte ich mir selbst beigebracht und Haemin war mir von Anfang an eine große Hilfe gewesen, da er selbst spielte und ich durch ihn somit besser wurde. Es dauerte eine Weile bis ich ihnen meine Songs zeigte, da ich in diesen Texte alles verarbeitete.
Seongjin unseren Drummer, hatten wir an einem Abend, als wir gemeinsam über den Hongdae liefen kennengelernt. Er beobachtete gerade ein Band, während er etwas abseits auf einer steinernden Erhöhung saß und mit seinen Händen und Füßen im Takt der Cachon mit spielte. Haewon sah sofort, dass er Potential hatte und ging direkt auf ihn zu und fragte ihn, ob er nicht Lust hätte, selbst in einer Band zu spielen. Nun, und so wurden wir vier komplett.
Nach langem Suchen hatten wir auch endlich einen Proberaum gefunden, welcher sich in dem Club befand, wo wir nun seit einiger Zeit spielten und so hatte es sich ergeben, dass wir dort unsere ersten Gigs spielen konnten. Auch wenn ich bis heute immer noch ziemlich in mich gekehrt war, nach einer Weile taute ich bei den anderen dreien etwas auf und wir vier wurden unzertrennlich. Sie wurden zu meiner Familie.
"So-a", ertönte es plötzlich ganz dicht neben mir, was fast von der lauten Musik des Clubs übertönt wurde und holte mich somit aus meinen Gedanken. Es war Hyejin, welche mich plötzlich mit einem ernsten, aber auch beosrgtem Gesichtsausdruck an sah.
Auch bemerkte ich drei Gestalten, die sich ihre Weg durch die Menge zur Bar kämpften, direkt in unsere Richtung. Es waren die Zwillinge und Seongjin. Hyejin hatte sie anscheinend hier her geholt, denn wie auch die drei warf ich der Barkeeperin einen fragenden Blick zu. Sie jedoch nickte einmal mit dem Kopf nach links und suchend sah ich mich um, da ich nicht genau wusste, nach wem oder was ich Ausschau halten sollte. Doch kurz darauf wurde mir bewusst, wen sie genau meinte und unwillkürlich spannte ich mich etwas an, als ich das Fremde, jedoch bekannte Gesichts des Mannes sah, welcher einige Meter von uns entfernt an der Bar saß. Schnell wandte ich den Blick ab.
"Nicht der schon wieder.", knurrte auch schon Haewon auf und ballte seine Hände zu Fäusten. "Schon wieder dieser Idiot?", fragte Seongjin ebenfalls wenig begeistert. "Ja, ich hatte ihn erst nicht gesehen, aber dieses Gesicht würde ich unter tausenden erkennen." Hyejin's Stimme war ebenfalls nur ein verachtendes Knurren. Leise seufzte ich auf. "Entspannt euch.", versuchte ich beschwichtigend zu klingen, was mir aber eher schlecht als Recht gelang. "Uns entspannen? Ist das dein Ernst?", rief Haemin aufgebracht und gestikulierte wild mit seinen Händen herum. "Dieser verrückte Kerl hatte das letzte Mal fast herausgefunden wo du wohnst, So-a!" Ich wandte den Blick ab. Er hatte ja Recht. Dieser Typ verhielt sich fast schon wie ein Stalker mit gegenüber. Anfangs hatte ich es einfach nur abgetan und dachte, es wäre ein normaler Typ, welcher Interesse an mir hatte und ich hoffte, dass ich ihn mit einem Korb meinerseits abwimmeln konnte. Doch dem war nicht so. Ich hatte es erst nicht ernst genommen, dass er zu jedem Auftritt kam und mich von der Bar aus nach unseren Gigs stetig beobachtet hatte. Doch mir wurde der Ernst der Lage erst bewusst, als er anfing aufdringlicher zu werden.
"Haemin und ich nehmen dich mit nach Hause. Wir werden wieder einen Umweg fahren, falls dieser kranke Stalker auf die Idee kommt dich zu verfolgen.", entschied Haewon kurzerhand und ich nickte bestätigend. "Willst du denn nicht endlich zur Polizei gehen?" fragte mich Hyejin besorgt von der Seite und ich sah zu ihr auf. "Und was soll ich denen erzählen? Ohne Beweise kann ich nichts gegen ihn machen, zu dem er bisher auch nichts gemacht hat.", erwiderte ich. So gern ich ihn auch anzeigen wollte, so einfach war das leider nicht. "Ja noch nichts.", kam es wieder von Seongjin und besorgt musterte er mich. "Iss auf und dann machen wir uns direkt auf den Weg.", setzte er noch hinterher und wir nickten ihm zu. Zügig und nun mit meiner Laune in Keller beendete ich meine Mahlzeit und verschwand mit meinen Bandmitgliedern wieder nach hinten. Nachdem wir uns von Hyejin verabschiedet hatten. Dort nahmen wir unsere Sachen und anstatt den vorderen Eingang zu benutzen, wie wir es sonst üblich taten, verließen wir den Club durch den Lieferanteneingang. Kühle Luft schlug mir entgegen, als wir nach draußen traten. Gemeinsam verließen wir die kleine Seitenstraße und an der Ecke drehte sich Haemin zu uns um. "Ihr wartet hier, ich hole den Wagen." Wieder einstimmiges Nicken. Mit zum zerreißen gespannten Nerven warteten wir auf Haemin, der kurz darauf mit seinem Auto vor fuhr. Schnell verstauten die anderen ihre Sachen im Kofferraum, als Seongjin mich schon am Handgelenk nahm und mich auf den mittleren Sitz der Rückbank beförderte. Haewon setzte sich ebenfalls nach hinten, so dass ich zwischen den beiden saß. Kaum hatten wir uns angeschnallt, drückte Haemin auch schon auf das Gas und wir fuhren davon.
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rock a bye baby | p.cy |
FanfictionKim So-a. Ihr Name war in der Seouler Underground-Rockszene bekannt. Jeder wollte ihre exzentrischen Auftritte mit ihrer Band Reckless Blood im Club Rest In Rock sehen. Musik war ihre Droge. Die Bühne ihre eigene, kleine Welt, wo niemand ihr etwas...