Kapitel 6

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 In den kommenden Wochen bleibe ich zu Hause und erhole mich wieder ganz gut. Die Polizei konnte den Täter schon ein paar Tage nach dem Vorfall fassen. Sein Phantombild war in der Lokalzeitung und ein Kassierer im Supermarkt hat in wiedererkannt. Mittlerweile habe ich diese schreckliche Nacht schon fast vollständig verdrängt, nur eine Sache lässt mich nicht in Ruhe. Ich muss immerzu an meinen Retter denken, an seine wunderschönen blauen Augen, das kurze wuschelige Haar, seine starken Hände...ich würde alles dafür tun, den Namen des schönen unbekannten zu erfahren.

 Gedankenverloren sitze ich auf der Couch im Wohnzimmer, mit einem Mathebuch auf dem Schoß, schließlich habe ich in drei Wochen Abitur, als mich die Stimme meiner Schwester aus meinen Tagräumen zurückholt. Sie ist 20 und studiert Medizin hier in München, doch sie wohnt nicht mehr in unserem Haus in Grunewald, sondern mit einer Freundin zusammen in einer WG direkt in der Innenstadt.

 „Emmaaaa?? Hörst du mir überhaupt zu?" Ich muss einmal kurz meinen Kopf schütteln um meine Gedanken loszuwerden und meine volle Konzentration ihr zu widmen. „Ja entschuldige, kannst du das bitte noch einmal widerholen?" frage ich sie verlegen. „Mensch, na gut. Du weißt ja, ich plane eine Gartenparty hier Zuhause wo einige meiner Mitstudenten und Freunde kommen. Ich wollte dich fragen, ob du mir bei den Vorbereitungen helfen kannst?"

 „Und was springt für mich dabei heraus? Schließlich hast du mich, Mama und Papa an dem Abend aus dem Haus verdonnert. Wir gehen ins Theater und müssen anschließend bei dir in der Wohnung übernachten!"

 „Ich dachte einfach an einen geschwisterlichen Dienst ohne Gegenleistung...?"

 „Haha vergiss es" ich wende mich wieder meinen Büchern zu und vermeide extra den Blick in ihre Richtung. Ich weiß, dass sie dringend meine Hilfe braucht, da sie mit der Zeit ziemlich hinterher ist, und mit dieser Methode bekomme ich sie immer weich. „Na guuut! Ich überleg mir was..." Wer sagt's denn? ;) „Was haltest du davor, wenn du dafür auch auf die Party kommen darfst? Ich weiß doch, dass du nicht wirklich Lust aufs Theater hast und viel lieber mit ein paar schnuckeligen Studenten flirten würdest."

 Erwischt! „Ooookay :D was soll ich tun?" antworte ich eifrig und Mathe ist komplett vergessen.

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