Kapitel 12

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  „Oh, was war das denn?“ fragt mich Sophie mit einem schelmischen Grinsen. Doch ich nehme sie gar nicht war. Ich schaue mit Schmetterlingen im Bauch noch immer ans Ende unserer Auffahrt, dort wo er abgebogen ist, und kann nicht fassen, was gerade passiert ist. So fühlt es sich also an, verliebt zu sein. So richtig verliebt meine ich. Bisher habe ich nur für den einen oder anderen Jungen geschwärmt, doch es entwickelte sich nie was Ernstes daraus.

  Diese Nacht schlafe ich total unruhig und male mir lauter schöne und weniger schöne Szenarien aus, die morgen passieren könnten. Es war alles dabei, von küssen im lauwarmen Frühlingsregen bis hin zum Aufkreuzen einer aufgebrachten (Ex-)Freundin.

Nach sehe ich aus wie ein Zombie: Augenringe wie ein Panda, ein Pickel sprießt mitten auf meiner Stirn und meine Haare sehen aus, als ob ich in die Steckdose gegriffen hätte. Ein kurzer Blick auf die Uhr versetzt mich in Panik. OH NEIN! Ich habe bis halb 2 geschlafen, mir bleiben nur noch 1,5 Stunden bis zu meinem Date mit Jonas. Wie soll ich es bloß in dieser kurzen Zeit schaffen, wieder wie ein Mensch auszusehen? Ein verzweifeltes Stöhnen entfährt mir. Meine Schwester hat das gehört und klopft vorsichtig an meiner Tür. „Emma, bist du schon wach? Ist was passiert? Kann ich reinkommen?“ – „Ja, komm rein...und schau mich an! So kann ich mich doch nicht mit Jonas treffen!!“ Sophie kann sich ein Lachen nicht verkneifen. „Was für ein Glück für dich, dass ich Meisterin im ‚in-kürzester-Zeit-wieder-wie-ein-Mensch-aussehen’ bin. Los, spring unter die Dusche! Ich such in der Zwischenzeit meine Wunder-Pickelcreme.“

  Als ich 20 Minuten später frisch geduscht in den Spiegel schaue, fühl ich mich schon wesentlich besser als zuvor. Von den Augenringen ist auch fast nichts mehr zu sehen, mit ein bisschen Make-Up sollte es klappen. Ich föhne meine Haare und greife zum Glätteisen, um meinen Haaren noch den Extra-Kick zu verleihen. Als nächstes trage ich Sophies Pickelcreme auf und geh in mein Zimmer, um zu überlegen was ich anziehen soll. Zum Glück hat Sophie schon einmal damit begonnen, verschiedene Outfits für mich herauszusuchen und zusammenzustellen. Wir entscheiden uns für einen blauen Rock, kombiniert mit einem gestreiften Oberteil. Zum Schluss trage ich noch dezent Schminke auf et voila – fertig bin ich. Sogar 15 Minuten früher!

  Gerade als ich die Treppe runter gehe, um im Wohnzimmer zu warten, kommen meine Eltern nach Hause. „Da hat sich aber jemand schick gemacht nur um mich zu sehen“ begrüßt mich Vati lachend. „Ja natürlich, nuuur für dich, liebes Väterchen!“ kontere ich augenzwinkernd. „Was hat denn unsere Hübsche heute noch Schönes vor?“ fragt Mama, als auch sie zur Tür herein kommt. Doch ich kann nicht mehr antworten, durch das Fenster im Flur sehe ich Jonas herbei fahren, und ich kann an nichts anderes mehr denken. Lachend klärt Sophie meine Eltern auf, denn ich bin schon nach draußen gegangen.

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