6 - Nicht die geringste Ahnung

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Kapitel 6

Die Zeit, in der ich mit Josh herunter zum See ging, nahm ich gar nicht richtig wahr. In meinem Kopf wiederholten sich nur die Worte Du schaffst das, du bist stark wie ein Mantra, das einfach nicht stoppen wollte.

Es hörte erst auf, als sich der Wald lichtete, der See in Sicht kam - und alles andere auch.

Lichter waren auf dem Gelände, das einer großen Lichtung ähnelte, verteilt und auf die Bäume gerichtet. Die Pflanzen wurden je nach dem mit bunten Lichtern angestrahlt und beleuchteten die Fläche so auf ihre ganz eigene Art und Weise.

Ein Holzhaus stand etwas weiter entfernt am Ufer und der angrenzende Steg reichte einige Meter zum See hinaus. Auch dieser war mit verschiedenen blauen LEDs beleuchtet, genauso wie das Haus. Die Terasse war voll mit Sitzecken und vielen Leuten, die sich lachend unterhielten. Ein langgestreckter Tisch unterhalb der etwas höhergelegten Terasse diente wohl als Buffet und Bar in einem, was ebenfalls von vielen umlungert wurde.

In der Mitte der Lichtung schien sich die Tanzfläche zu befinden, denn hier bewegten sich die meisten ausgelassen im Takt der Musik. Körper, die sich jetzt schon mehr aufreizend als alles andere aneinanderrieben.

Bestimmt befand sich Phoebe unter ihnen.

Meine Augen wanderten zurück zu Josh, der zusammen mit mir stehengeblieben ist und mich wohl erstmal alles in Ruhe anschauen lassen wollte.

"Und?", erwartungsvoll linste er zu mir herüber. "Gefällt es dir?"

Ich lächelte ihn an und nickte. "Auf jeden Fall. Das sieht total schön aus." Außerdem gab es keine kleinen stickigen Räume und ich musste keine Angst davor haben, gleich von irgendjemanden in die Ecke getrieben zu werden.

Es war perfekt.

"Danke", er warf mir wieder sein ganz spezielles Lächeln zu, ehe er mit dem Kinn zum Haus zeigte. "Na dann lass uns zu den anderen gehen. Du möchtest bestimmt etwas trinken oder?"

"Ohja gerne...", ich stockte kurz, bevor ich weiter fortfuhr und nebenbei versuchte mit ihm Schritt zu halten. "Aber habt ihr auch was ohne Alkohol?"

Überrascht schaute er im Gehen zu mir. "Oh bist du etwa mit dem Auto hier?"

"Ja es ging nicht anders", antwortete ich schulterzuckend.

Kurz kratzte er sich am Hinterkopf und schien etwas zu überlegen. "Also wenn du möchtest, dann kannst du auch wie die anderen hier übernachten. Irgendwo haben wir bestimmt noch einen freien Platz. Wenn nicht, dann muss Jasper halt bei mir schlafen und du kriegst das andere Gästezimmer", schlug er schließlich vor.

Über so viel Niedlichkeitsfaktor musste ich wie von alleine grinsen, nur leider löste es sich viel zu schnell auf. "Das wäre zwar mega nett von dir, aber ich kann nicht übernachten. Ich muss nachher Zuhause sein", gestand ich.

Josh hielt neben mir an einer freien Stelle bei diesem langgezogenen Tisch an und griff gleich zu zwei Plastikbechern. "Hat da etwa jemand seinen Eltern nicht Bescheid gesagt?", hakte er in einem schelmischen Tonfall nach, gleichzeitig goss er in beiden Bechern etwas Cola hinein.

"Schuldig", sprach ich und unsere Blicke kreuzten sich erneut.

Ach, was könnte es doch schön sein, wenn nicht diese eine Sache wäre.

"Na gut. Wie gesagt. Hauptsache, du konntest überhaupt herkommen", er reichte mir den Becher herüber und hielt seinen kurz angedeutet in die Höhe. "Dann auf einen angenehmen Abend - wobei, wir haben ja schon mehr Nacht, als alles andere", berichtigte er sich selbst und brachte mich wegen seinem nervösen Brabbeln zum Lachen.

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