Kapitel 18
Ich ließ es zu, dass Pheobe mich zu dem Tisch der Jungs schleppte. Als sie uns mindestens genauso freundlich begrüßten wie Josh uns, konnte ich mir nur ein schwaches Lächeln abringen.
Ein Stuhl wurde mir hingeschoben und wenig später ließ sich Phoebe neben mir auf einen weiteren Platz nieder. Als ich meinen Kopf nach links drehte, sah ich wie Josh einen Rucksack auf den Stuhl neben mir stellte und dort nach etwas suchte, um dann mit einem anderen der Jungs nach vorn zum Tresen zu gehen. Wahrscheinlich, um die Bestellung für uns aufzugeben.
Verdammt, hieß das etwa auch noch, dass Josh gleich die ganze Zeit, fast volle 90 Minuten, neben mir sitzen würde?
Während sich Phoebe sofort angeregt mit ein paar von den Jungs unterhielt, zog ich mein Handy hervor und tat so, als würde ich ganz angestrengt wichtige Nachrichten lesen - dabei schaute ich mir eigentlich mein Hintergrundbild an. Eine Katze, die mit einem Hund kuschelte.
Ein Bild, das eigentlich innerliche Ruhe und Frieden erzeugen sollte - aber gar nichts brachte in diesem Augenblick.
"Sofia, warum warst du eigentlich letztes Mal auf der Party so schnell weg? Wir haben dich noch gesucht, aber nicht mehr gefunden."
Meine Finger, die mein Handy umschlossen, versteiften sich.
Atme ruhig.
Gleichmäßig.
Lass dir nichts anmerken...
Ich räusperte mich.
Auf der Party hatte ich es auch geschafft ganz normal zu wirken. Ich durfte nicht zulassen, dass mich meine Panik wieder kontrolliert.
Ich schaffe das.
Leise holte ich tief Luft, dann steckte ich mein Handy weg und lenkte meinen Blick direkt gegenüber von mir auf ein Augenpaar, das mir überraschenderweise gar nicht so unbekannt war.
Jasper.
Der, der den DJ auf Joshs Party gespielt hatte.
Dieser Jasper guckte mich nun neugierig an. Mindestens genauso neugierig wie nun auch die anderen Jungs am Tisch.
Ich strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr, da fiel mir ein, wie wirr ich eigentlich nach diesem heftigen Fahrtwind am Kopf aussehen musste.Wobei... Egal, das war im Moment auch irrelevant. "Ich... musste nach Hause."
"So plötzlich?", fragte ein anderer.
Ich nagte an meiner Unterlippe, fiebrig überlegend, was ich nun antworten sollte. Ich konnte nichtmal den einfachsten Gedanken fassen und formulieren, da mich schleichend die Angst und Panik heimsuchte.
Und wenn ihnen doch was Ungewöhnliches bei mir aufgefallen ist?
Gerade, als ich dachte, die Luft wurde mir nun zu dünn zum Atmen, half mir jemand unbewusst und unverhofft aus der misslichen Lage.
"Bist du etwa heimlich von Zuhause davongeschlichen und hattest dann doch Angst erwischt zu werden?", schaltete sich Jemand ein mit braunen verwuschelten Haaren und entblößte bei seinem verschmitzten Lächeln perfekte weiße Zähne.
Ohne weiter zu nachzudenken, nutzte ich die Chance und nickte. "Ja - ja genau." Meine Stimme klang belegt, doch das war mir egal. Ich war so glücklich über die Rettung, dass ich das gar nicht richtig in Worte fassen konnte. Erleichterung machte sich in mir breit, vorallem da die Gesichter der Jungs von neugierig zu amüsiert umschlugen.
Sie glaubten mir.
Mir und meiner Ausrede.
Jasper schmunzelte. "Mensch Sofia, so habe ich dich gar nicht eingeschätzt."

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Closer
Ficção AdolescenteLorenz Charles - bisher hat Sofia ihren arroganten und ziemlich undurchschaubaren Mitschüler kaum wahrgenommen. Doch plötzlich steht er mit beiden Beinen ungewollt in ihrem Leben und alles nur, weil er ihr streng behütetes Geheimnis herausfindet. Di...