Kapitel 8
Müde rieb ich mir über die Augen, bevor ich mich wieder in den Stuhl zurücksinken ließ. Ich hatte das Gefühl in dieser Nacht kein einziges bisschen Schlaf gefunden zu haben. Ich hatte mich in meinem Bett hin und hergeschmissen und wenn ich mal vor Erschöpfung von meinen vielen Überlegungen eingenickt bin, fand ich auch keine Erholung.
Im Gegenteil.
Ich schreckte immer und immer wieder hoch, nur um frustriert festzustellen, dass ich immer wieder das gleiche geträumt hatte.
Jedes verdammte Mal hatte ich die gleiche Szene vor Augen, aus der es einfach kein Entkommen gab.
Leute, die um mich herumstanden. Darunter meine besten Freundinnen, Josh und etwas weiter Abseits von den anderen sogar Lorenz.
Sie alle schauten mich schockiert an und tief in mir wusste ich, dass sie alle von mir und meinem Geheimnis wussten. Ich konnte nicht genau sagen, woher. Aber Fakt war, dass sie es wussten. Und diese Blicke mit den gemischten Gefühlen, die Finger, die auf mich zeigten und das Tuscheln hinter vorgehaltenen Händen machte mich irre.
Ich drehte mich hilfesuchend nach meinen Eltern um, die sehr weit weg hinter mir standen und nur traurig dabei zusahen, wie ich der Öffentlichkeit ausgesetzt wurde. Aus irgendeinem Grund konnten sie sich nicht von der Stelle rühren und mussten alles tatenlos mitansehen.
Als ich das dann endlich für mich realisierte, dass ich auf mich alleine gestellt war, wollte ich wegrennen.
Fliehen.
Doch wie in vielen schlechten Träumen konnte man sich nicht vom Fleck bewegen und wurde nur noch verängstigter.
In diesen Momenten, in denen ich vor Panik um Luft rang, schob sich Lorenz durch die Menge zu mir durch und immer, wenn er die Hand nach mir ausstrecken und ich der Berührung um jeden Preis ausweichen wollte, schreckte ich durchgeschwitzt bis auf die Knochen hoch.
In der Nacht zu Sonntag hatte ich durchgeschlafen, weil ich viel zu müde gewesen bin. Der gesamte Tag ist an mir vorbeigegangen, als hätte ich ihn gar nicht selbst erlebt. Ich war nur froh, dass meine Eltern von meinem nächtlichen Ausflug offenbar nichts mitbekommen hatten und ich mich in meinen Schulaufgaben verkriechen konnte.
Es war eine der ersten Male, dass ich froh um Hausaufgaben war. So konnte ich mich von der Party und den Ereignissen ablenken. Und auch die Unruhe ausschalten, dass sich selbst Josh nicht bei mir gemeldet hatte.
Erst spät abends, als ich mich wieder hinlegte, da holten mich die ganzen Erinnerungen und die Ängste ein - und so nahm die grauenvolle Nacht ihren Lauf.
Am Morgen stand ich schon um halb fünf auf, weil ich einfach nicht mehr konnte und ich diesen Traum nicht nochmal durchleben wollte.
Ich bereitete für meine Familie und mich Frühstück vor und versuchte eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Wenn ich ihnen von meinen Sorgen erzählen würde, dann müsste ich ihnen auch von der Party berichten.
Und das würde nicht so rosig ausgehen.
Eine Hand legte sich auf meine und prompt schaute ich in die braungrünen Augen von Briana, die mich besorgt betrachteten. Sie hatte schon den halben Tag mitbekommen, dass irgendetwas nicht mit mir stimmte und immer wieder versuchte ich sie davon zu überzeugen, dass ich einfach nur schlecht geschlafen hatte.
Es war ja nichtmal gelogen.
Zum Glück musste ich nur ihr eine Rechenschaft ablegen und nicht auch noch Phoebe. Sie war um Weiten hartnäckiger und hätte bestimmt weiter nachgebohrt. Doch wie erwartet war sie heute wieder krank. Sie ist ja bestimmt noch halb angeschlagen zur Party gegangen, kein Wunder, dass sie wohl nun einen Rückfall von ihrer Erkältung erlitt.

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Closer
Fiksi RemajaLorenz Charles - bisher hat Sofia ihren arroganten und ziemlich undurchschaubaren Mitschüler kaum wahrgenommen. Doch plötzlich steht er mit beiden Beinen ungewollt in ihrem Leben und alles nur, weil er ihr streng behütetes Geheimnis herausfindet. Di...