14.1.~Hobby-Bogenschütze~

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Die zwei Wochen Ruhe sind um. Wenn ich das Haus weiterhin warm haben wollte, brauchte ich neues Geld.
„Schlaf gut, Kleine.", meinte ich zu Amber und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie gähnte nochmal ausgiebig, drehte sich dann um und schlief ein. Ich stand von Bett auf und ging in mein Zimmer. Dort zog ich mir eine schwarze enge Leggins und meinen Hoddie an. Ich stattete mich mit Waffen aus, zog meine Schuhe an und verließ das Haus. Kalte Januarluft wehte mir entgegen. Mehrer Stunden lang ging ich durch die Straßen und fand nicht eine Menschenseele. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon 3:00Uhr morgens war. Ich wollte gerade wieder umdrehen, als ich eine Bewegung hinter den Bäumen am Waldrand war nahm. Leise nahm ich hinter einem Baum Deckung. Aus dem Wald heraus trat ein Junge. Er war etwas älter als ich. Vielleicht war er um die 20? Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und zog ein Messer aus meiner Tasche. Der Junge kam immer näher. Ich machte mich bereit, dass Messer zu werfen, aber noch war zu weit weg. Ich hatte genug Zeit mir auszusuchen, wie ich es machen werde. Ausdruckslos ließ ich die einzelnen Szenarien in meinem Kopf abspielen. Sollte ich es wie immer machen? Es war das Einfachste...
Dann entschied ich mich um. Ich gab meine Deckung auf und ging vor ihm die Straße entlang. Ich spürte seinen Blick auf meinem Hinterkopf. Ich tat so, als würde ich stolpern und fing mich geschickt mit meinen Armen ab. Gespielt verzog ich das Gesicht vor Schmerzen. Ich legte meine Hände um mein Knie und tat so, als hätte ich es mir verdreht. Ich stöhnte auf und zog mich an den Baum hinter mir, um mich an ihn zu lehnen. „Ma'am?", hörte ich die Stimme des Mannes rufen. Ich blicke hilfesuchend auf. „Warten Sie, ich helfe Ihnen." Zischend zog ich die Luft durch meine Zähen ein, als er direkt vor mir stand und mir aufhalf. Ich ließ meine Knie zittern und trat zwei kleine Schritte zurück. „Geht es?", fragte er mich anscheinend sichtlich besorgt. Wieso sorgte er sich um mich? Er kannte mich doch garnicht. Mein Gesichtsausdruck änderte sich von schmerzerfüllt dankend zu ausdruckslos und kalt. Ich zog mein Messer und schlitzte ihm mit einer eleganten Bewegung die Kehle auf. Nach Luft röchelnd ging er zu Boden. Ich war schnell genug gewesen, sodass er nicht aufschreien konnte. Nach ein paar Sekunden bewegte er sich nicht mehr. Sein Herz hörte auf zu schlagen. Ich entnahm ihm seine Wertsachen und zog meine Kapuze zurecht. In der Spiegelung seines Handys sah ich, das eine einzelne Träne mein Gesicht runter gerollt war. Ich hatte sie nicht bemerkt und es wunderte mich, dass auf einmal so extrem sentimental geworden war. Vielleicht lag es daran, dass sich eine fremde Person mehr um mich sorgte, als mein eigener Vater. Zärtlich wischte ich die nasse Spur weg. Ich steckte die Sachen ein und machte meinen Weg zu Amber.

Ich weiß, dass es kein gerechtfertigter Grund war, aber ich tat das alles hier für Amber. Es gab nunmal keine anderen Nachtjobs für 15 Jährige. Ihr könntet das nicht verstehen. Nach vielen Minuten war ich endlich zu Hause angekommen. Gerade wollte ich die Tür aufschließen, als ich bemerkte, dass sie nicht verschlossen, sondern nur angelehnt war. Misstrauisch und lautlos drückte ich die Tür einem Spalt auf. Ich betrat das Haus und lauschte. Es hörte sich so an, als wäre niemand hier. Dann viel mir die Blutspur auf dem Boden auf. Mein erster Gedanke schrie nach Amber, aber ich durfte jetzt nicht unüberlegt und gefühlskontrolliert handeln. Langsam und leise bewegte ich mich weiter. Mein Blick schweifte in die Küche, jedoch war dort niemand. Ich ging weiter. Zum Wohnzimmer. Die Tür war ebenfalls angelehnt. Kaum atmend guckte ich durch den Spalt hindurch ins Wohnzimmer. Dort saß ein Mann vor dem Sofa. Sein Arm war von Blut bedeckt. Scheiße, das war Clint! Dessen bewusst, dass er mir nichts tun wird, machte ich mich bemerkbar. „Clint!" „Rosé.", meinte er und betonte das ‚é'. Leicht musste ich lächeln, machte mich dann aber direkt wieder der Situation bewusst. „Was ist passiert?!", fragte ich, nachdem ich mit einem Notfallkasten aus der Küche zurück kam. „Wurde angeschossen.", meinte er. Ich schnitt mit einer Schere den Stoff seines Ärmels ab. Die Wunde war komplett frei gelegt und sah echt nicht gut aus. „Oh Gott, da sitzt ja noch die Kugel drin.", keuchte ich auf. So etwas war grausam. Wenn ich draußen bin, bin ich immer darauf bedacht mein Opfer nicht unnötig leiden zu lassen. Es ist schon grausam genug ihnen das Leben zu nehmen. Ich lief wieder zurück in die Küche und holte Alkohol und eine Pinzette. Damit bewaffnet kam ich wieder zurück ins Wohnzimmer. „Das wird weh tun.", meinte ich und reichte Clint die Flasche. „Immer diese Versprechen.", erwiderte er bloß. Er nahm zwei große Schlucke und verzog das Gesicht. „Dann mal los.", murmelte ich und beugte mich zu seiner Schulter. Vorsichtig steckte ich die Pinzette in das Loch und versuchte die Kugel heraus zu ziehen. Clint biss heftig die Zähne zusammen. Er setzte erneut die Flasche an und trank wieder zwei große Schlucke. Als ich glaubte die Kugel zu haben, zog ich die Pinzette raus. Fehlanzeige. Also wieder rein. Clint war kurz davor aufzuschreien. „Gleich habe ich sie.", redete ich beruhigend auf ihn ein. Clint versuchte sich zu entspannen, was ihm nicht so ganz gelang. Trotzdem bewunderte ich, dass er nicht aufschrieb, sondern sich komplett ruhig hielt. Ich glaube es war nicht das erste Ml, dass er angeschossen wurde. Ich schob die Pinzette noch etwas mehr in die Wunde herein. Clint stöhnte schmerzerfüllt auf. „Sorry.", murmelte ich. Plötzlich spürte ich einen kleinen Widerstand. Bitte lass das nicht sein Knochen sein... „Ich glaub ich hab sie.", meinte ich. Ich drückte die Pinzette zu und zog sie langsam heraus. Tatsächlich , ich hatte es geschafft. Erleichtert atmeten wir beide auf. Ich legte die Kugel weg und nahm mir einen festen Stoff, den presste ich auf seine Wunde, um die Blutung zu stoppen. „Du musst zum Arzt damit." „Nein." Ich zog meine Augenbraue hoch. „Clint, das ich eine echt schlimme Verletzung und ich bin kein Arzt. Warte mal, wieso bist du überhaupt zu mir gegangen?" „Meine Frau soll davon nichts mit bekomme. Ich will sie da nicht mit reinziehen.." „Aber mich." „Ich wusste nicht, wo ich sonst hin sollte." „Ist schon Okay." Ich lächelte ihn schwach an. „Danke.", meinte er. „Ich bin dir sowieso noch was schuldig...", erwiderte ich ausweichend. „Wie lange machst du das jetzt schon?" „Seit ich elf bin." „Und das systematische Töten?" Ich schluckte. „Seit zwei Jahren.", sagte ich leise. „Du bist gut.", meinte er. Stirnrunzelnd sah ich ihn an. „Niemand schöpft Verdacht auf dich. Abgesehen davon weißt du, wie man einen ablenken kann." „Ich suche halt die Wunden Punkte. Das deiner deine Kinder sind ist relativ offensichtlich." Clint nickte. „Was ist passiert, Clint?", fragte ich erneut. „Belassen wir es dabei, wenn ich sage, dass ich eine Mission hatte." „Also bist du kein Hobby-Bogenschütze." Clint deutete ein Lächeln an. Schweigend saßen wir neben einander, während ich weiterhin den Stoff auf seine Wunde drückte.

Dunkelrote Rose || Avengers ff. EDITINGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt