Das Dinner

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Nachdem ich die Tasche ausgepackt hatte, stellte ich fest, dass mir ein neues Zimmer geöffnet wurde. Es handelte sich um ein gemütliches Wohnzimmer mit einem unglaublichen Bücherregal. Es war gefüllt mit Büchern, die ich noch lesen wollte und definitiv keinem Mann gehörten. Gerührt von der Mühe fuhr ich mit den Fingern über die Bücherrücken. Sämtliche Bücher waren neu. Ich inhalierte den Geruch von Papier und Farbe, die sie verströmten.

Den Rest des Tages verbrachte ich auf der gemütlichen Couch, eingemummelt in der Decke und las. Die Sonne ging bereits langsam unter und tauchte das Zimmer in ein schwaches Licht. Ich legte das Buch weg und starrte aus dem Fenster in den Wald hinein. So schlimm war es hier nicht. Es gab genügend Bücher, um mir meine Zeit hier zu vertreiben und ein unglaubliches Badezimmer, in dem ich definitiv ebenfalls viel Zeit verbringen wollte. Es war eine Auszeit. Eine Auszeit von meinem bisherigen Leben und ich gewöhnte mich so langsam an den Gedanken. Wenn ich schon eine Auszeit von meinem Leben nahm, konnte ich auch eine Pause von meinen normalen Verhalten nehmen. Ich konnte einfach mitmachen. Niemand erfuhr davon und zumindest war ich nicht wieder vor mir selbst davongelaufen.

Ich lehnte meinen Kopf auf den Arm, der auf der Couch lag und beobachtete, wie es immer dunkler im Raum wurde. Ich wollte nicht aufstehen und das Licht anmachen. Die untergehende Sonne und der düstere Wald verliehen dem Raum eine wundervoll mystische Atmosphäre.

"Adriana, geh in die Küche. Ich hoffe, du hast deine Maske bei dir", ertönte seine Stimme durch den Lautsprecher.

Ich verdrehte die Augen. Er brauchte sich nicht zu wiederholen. Das blöde Ding hing um meinen Hals wie das Halsband eines Hundes und genauso hatte er mich im Griff. Mit den Füßen strampelte ich die Decke von mir. Erst wollte ich diese einfach so liegen lassen. Der ganze Raum war jedoch so ordentlich, dass ich mich dazu entschloss die Decke wieder zu falten und über die Lehne der Couch zu legen. Das Buch legte ich auf den kleinen Holztisch vor der Couch. Das nähme ich später mit in mein Zimmer und läse es weiter.

Ich verließ das Wohnzimmer und wandte mich nach rechts, um meinen Weg in die Küche fortzusetzen. Die Tür war geschlossen. Ich drückte die Klinke herunter und betrat den Raum. Das Zimmer wurde von Kerzenschein erleuchtet. Es roch nach Lilien und dem Rauch der Kerzen. Ich schloss die Augen und inhalierte den Duft. Es berauschte meine Sinne und ließ mich mit einem behaglichen Gefühl im Bauch zurück.

Ich sah hinüber zum Küchentisch. Der Tisch war gedeckt. Es stand ein Glas Rotwein parat und Fisch mit Kartoffeln und Spargel. Wann genau schaffte er alles hierher? Ich dachte nicht so in das Buch vertieft gewesen zu sein, dass ich das nicht mitbekommen hätte. Es sah göttlich aus. Für mich hatte noch nie ein Mann gekocht. Die Männer in meiner Vergangenheit hatten sich nie die Mühe gemacht es zu lernen. Das Kochen blieb immer an mir hängen. Sentimentalität flutete mein Herz.

"Nimm Platz und iss", hörte ich ihn.

Zu gern folgte ich diesem Befehl. Wenn es so schmeckte wie es aussah, bekam er von mir ein paar Pluspunkte und verdiente sich einen Vertrauensbonus. Ich ging hinüber und setzte mich an den Tisch. "Du isst nicht mit mir?", hakte ich nach.

"Nein. Du musst lernen, Kleinigkeiten allein zu genießen", erwiderte er.

Ich zog die Augenbrauen zusammen. Nicht sicher, was ich von seiner Aussage halten sollte. Ich gab dazu jedoch auch kein Kommentar ab. "Welcher Fisch ist das?", fragte ich stattdessen.

"Heilbutt und jetzt iss, Adriana. Das Essen wird kalt", befahl er mir erneut.

Ich griff zunächst nach dem Wein und nahm einen kleinen Schluck. Hmm... Es war ein lieblicher Rotwein, wobei der Geschmack von reifen Brombeeren überwog. Ich musste herausfinden, welcher Wein das war und diesen auf meine Einkaufsliste setzen. Er schmeckte wirklich gut. Mit dem Geschmack von lieblichen Beeren auf der Zunge griff ich nach dem Besteck und schnitt den Heilbutt an. Der Fisch war zart und der Garpunkt perfekt getroffen. Er war gewürzt mit Rosamarin und Orangenzesten. Ohne darüber nachzudenken schloss ich die Augen und genoss meine Mahlzeit. Ein kleiner Laut der Entzückung verließ dabei meine Lippen. So ließ es sich definitiv leben.

Blindly FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt