Schreckliche Wahrheit

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Ich erwachte am nächsten Morgen ausgeruht. Gähnend streckte ich mich und griff ins Leere. Maxime lag nicht neben mir. War er nicht ins Bett gekommen? Ich setzte mich auf und sah mich im von Sonnenstrahlen durchfluteten Raum um. Keine Spur von ihm. Noch nicht ganz wach rieb ich mir über das Gesicht, versuchte so meinen Körper zurück in die Realität zu holen. Langsam stand ich auf und schlurfte ins Badezimmer. Erst als die Zähne geputzt waren und ich meine Haare in einem Pferdeschwanz gebändigt hatte, ging ich nach unten. Ich hörte das Rauschen der Kaffeemaschine und Geklapper aus der Küche. Dort stand auch Maxime in einer Pyjamahose und ohne Oberteil. An diesen Anblick hätte ich mich gewöhnen können. Ich lehnte mich an den Türrahmen und ließ das Bild auf mich wirken.

Seine Rückenmuskulatur bewegte sich, als er zwei Teller aus dem Schrank fischte, lud mich ein, nach ihm zu greifen. Ich blieb jedoch stehen und versuchte mir diesen Anblick genau einzuprägen für schlechte Tage. „Bist du festgewachsen?", erklang seine Stimme. Meine Wangen glühten. Natürlich hatte er mich längst bemerkt. Ihm entging nie etwas. „Ein bisschen vielleicht", gab ich zurück. Maxime drehte sich herum und präsentierte mir damit seine nackte Brust. Ein Seufzen entwich meinem Mund. Dieser Mann war zu schön. Ich ließ meinen Blick nach oben zu seinem Gesicht wandern. Er grinste mich schelmisch an und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Reduzierst du mich gerade auf meinen Körper?", wollte er wissen. Träge grinste ich zurück, auch wenn mein Gesicht vor Scham brannte. „Du läufst hier halbnackt in der Küche herum. Wenn du mich nicht ablenken möchtest, zieh dir einfach etwas an", erwiderte ich schulterzuckend. Maxime kam langsam auf mich zu. Vor mir blieb er stehen und legte die Arme um meinen Oberkörper, um mich an sich heranzuziehen, ehe er eine Hand in meinen Nacken schob. Er beugte den Kopf herunter. Seine weichen Lippen trafen auf meinen Mund. Seine Zunge bannte sich ihren Weg, um meine Zunge zu umspielen. Das Gefühl seines Körpers an meinem und seinem Mund ließ mich für ihn vibrieren. Ein Keuchen verließ meine Brust. Ich drängte mich näher an ihn, versuchte mit meinen Händen so viel wie möglich seines Rückens zu erreichen. Seine Muskeln pulsierten unter meinen Händen. Langsam löste er sich von mir und legte seine Stirn an meiner ab. Das Blau seiner Augen glänzte heute besonders vergnügt.

„Ich kann mich in deiner Nähe schlecht konzentrieren", murmelte er. Ich streichelte über seine Schultern. „Dann tu es nicht", flüsterte ich mit heiserer Stimme zurück. Seine Mundwinkel zuckten. „Wir haben heute noch etwas vor. Eins nach dem anderen. Hast du gut geschlafen?" Langsam nickte ich. „Hast du überhaupt geschlafen?", hakte ich statt einer richtigen Antwort nach. Er fuhr mir mit dem Daumen über die Wange. „Ich bin auf der Couch eingeschlafen", beruhigte er mich, wobei er sich von mir löste. Maxime deutete mit dem Kopf Richtung Tisch, der bereits gedeckt auf uns wartete. Ich lief hinüber und setzte mich. Er schenkte uns zwei Tassen Kaffee ein, um sich dann ebenfalls mir gegenüber an den Tisch zu setzen. Es war ein ungewohntes Bild. Wir hatten nie zusammen gegessen, während ich ihn auch sehen konnte. Ich nahm einen Schluck aus meiner Tasse und verbrannte mir dabei fast die Zunge. Maxime schob sich etwas vom Rührei in den Mund. Bedächtig kaute er und starrte auf den Teller.

„Ist alles in Ordnung?", fragte ich. Er schien in seinen Gedanken gefangen zu sein. Langsam hob er seinen Blick und sah mich prüfend an. „Zieh hier ein", forderte er. Seine Forderung war nach all den Andeutungen nicht überraschend. Ich wusste nur nicht so recht, wie ich darauf reagieren sollte. Die rationale Seite bat mich, es langsam angehen zu lassen. Die irrationale Seite meiner Selbst wollte sich hier breitmachen und nie wieder gehen. „Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist", stellte ich mich leise gegen seine Forderung. Maxime spießte ein weiteres Stück Ei auf. „Willst du im Haus deiner Mutter wohnen bleiben?" Ich biss mir auf die Lippe. Ich hasste es, wenn er mich in die Enge trieb. Genau das tat er auch jetzt. Ich wusste, worauf er hinauswollte. „Nein. Ich denke nicht." Maxime nickte bedächtig, wobei er mich weiterhin anstarrte. „Was hast du jetzt vor?", verlangte er von mir zu wissen. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich werde mir eine Wohnung suchen und das Haus verkaufen." Zumindest war mein Vorhaben logisch. Er zog die Augenbrauen in die Höhe. „Du willst also Geld ausgeben, um eine Wohnung einzurichten, wobei du spätestens in einem Jahr doch hier wohnst?", zählte er die Fakten auf. Ich schnaufte. Wenn er es so drehte, klang es dämlich. „Woher willst du wissen, ob ich in einem Jahr hier einziehe?", versuchte ich es anders zu drehen. Er verdrehte die Augen und sah mich genervt an. „Alles andere ist keine Option. Du kannst froh sein, dass ich dir ein Jahr einräume, solltest du dein Vorhaben durchziehen", stellte er klar. Ich schob mein Rührei auf dem Teller herum. Wenn ich mich auf Maxime einlassen wollte, hatte ich keine Chance gegen ihn. Er wusste, wie er mich umstimmen konnte. Er würde mich so lange bearbeiten, bis ich mit seinem Vorhaben einverstanden war. „Okay", stimmte ich also zu. Er legte den Kopf schief und fixierte mich. „Okay, du ziehst für ein Jahr in eine Wohnung oder okay, du ziehst hier ein?"

Blindly FallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt