17 ~ Mit dir kann ich unter Wasser überleben

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Ich spürte die langen, kalten Finger an meinen Haaren, als mir Yoongi eine Strähne hinter das Ohr strich. Es gab mir das Gefühl, dass das hier nicht richtig war. Dass ich nicht auf kalten Stein in einer Höhle sitzen sollte, weil mich eine Sirene quer durch das Meer geschleppt hatte. Ich wusste nicht mehr, wieso das passiert war. Was war das alles? Ein mieser Traum? 

Ich werde gleich einfach wieder mit einem schweren Kopf auf dem Sofa aufwachen... 

Ich schlug aggressiv seine Hand von mir weg, rutschte weg von ihm und legte meinen Kopf wieder auf meine Knie. Alles zitterte irgendwie. Alles war kalt und ich wünschte mich nur noch zurück an den heißen Strand. 

Aber wo war er? Wie weit war ich weg? Wohin hatte mich Yoongi gebracht? Was sollte das hier und wieso war er so ruhig? Gefiel es ihm? Gefiel es ihm, dass ich hier weinend und zitternd im Dunklen sitzen musste? Wie spät war es überhaupt?

Das Niesen hallte im ganzen Raum wider. Ich zog mir die Nase hoch, versuchte mich noch kleiner zu machen. Ich musste die restliche Wärme nutzen, um mich selbst vielleicht wieder aufzuwärmen. Ich wusste das eigentlich. Man starb niemals sofort am Hunger oder am Durst. Man starb zuerst, weil einem zu kalt war. Und mir war viel zu kalt, so hatte ich das Gefühl. 

Und Yoongi schien es aber gut zu gehen. Dabei war er doch der, der nackte neben mir saß. Als wäre es das normalste auf der Welt mit seinem nackten Arsch auf kaltem Felsen zu sitzen. 

Ich muss runter von den Steinen, raus aus der nassen Kleidung. Ich musste an die Sonne oder ein Feuer machen, warme Kleidung finden, mich bewegen. Irgendetwas wird es besser machen als nur hier zu sitzen und verzweifelt mich selbst zu umarmen.

"Ich will nach Hause, Yoongi...", hauchte ich leise. Ich wollte nur wieder zurück in das Zimmer. Ich würde alles dafür tun. Ich würde... ich würde keine Ahnung... Ich sah ihn mit verweinten Augen an und es schien ihn nicht zu interessieren. 

"Du bist nass." Ach was, echt!? Nein! Nachdem ich gegen meinen Willen durch das Meer gezogen wurde und jetzt auf fucking kaltem Stein in einer scheiß Höhle sitzen musste? Wie sollte ich da denn nass geworden sein? Nein, hä, wie? Wie?

Aber es würde sich falsch anfühlen, jetzt meine Kleidung auszuziehen. Das war zu intim, zu vertraut. Aber das hier war ein falsche Situation. Ich biss mir stark gegen die Lippe, schüttelte den Kopf und riss mir das Shirt über den Kopf. 

"Siehst du!? Siehst du, was du getan hast? Ist dir eigentlich bewusst wie falsch das hier ist?"

Ich schrie, während ich meine Shorts über die Beine zog. "Du hast mir wehgetan! Weißt du, wie scheiße ich mich jetzt wegen dir fühle? Du kannst mich nicht einfach von meinem Zuhause wegziehen! Das kannst du mir einfach nicht antun!!"

Ich war so wütend und verletzt und verzweifelt. Es war aus und vorbei! Ich werde sterben und ich bin noch nicht einmal 30 Jahre alt. Auf Wiedersehen potentieller Abschluss... auf Wiedersehen potentielle Arbeit... auf Wiedersehen potentielle zukünftige Familie...

Ich wollte doch noch so viel machen. So viele Freunde haben, so viel Reisen, so viel erleben. Stattdessen saß ich hier und werde sterben, weil mir viel zu kalt war. Ich wollte weinen und schreien und wieder zurück nach Hause. 

Nur in Unterhose bekleidet, hockte ich mich wieder auf den kalten Stein, presste die Beine an meine Brust und umarmte alles mit meinen Armen. Ich fühlte mich so elend und das war alles meine Schuld. Meine Schuld, weil ich Yoongi vertraut habe. 

Ich wollte ihm so sehr vertrauen und jetzt... 

"Ich hasse dich.", weinte ich wieder los. Mein Herz tat mir so sehr weh. Es fühlte sich nicht real an, weil... Wieso sollte Yoongi so etwas tun? Ich dachte, wir wären Freunde- Freunde tun so etwas einfach nicht. Das Zittern, die Kälte und die Schmerzen zeigten mir, dass das hier kein Traum war.

My little Merman || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt