My little Merman || Yoonmin

5 ~ Dunkle Gewässer sind tief

Nach dem Essen suchte ich Yoongi ein Buch mit vielen Bildern aus und ich selbst setzte mich ans Lernen. Er betrachte das Buch ein paar Minuten lang, dann sah er mir zu. Es machte mich ehrlich nervös, aber das ließ ich mir nicht anmerken. Ich bearbeitete still meine Aufgaben. "Jimin?" Eine Stunde später tippte mich Yoongi an der Schulter an. Ich fuhr sofort herum, hatte gar nicht bemerkt, wie sehr ich eigentlich in das Buch vertieft gewesen war. "Ja?" Er stand unsicher auf. "Ich will schwimmen gehen." Natürlich. Ich dummer Jimin. "Klar. Warte. Ich zeige dir schnell noch den Weg."

Am Ende aber, da konnte ich nicht anders, nahm mir meine Schwimmsachen aus meinem Spind, um noch mit Yoongi an Wasser zu gehen. Ich war ganz gespannt, als ich mich umzog. "Magst du dich nicht ausziehen?" Er saß auf der Bank, während ich mir meine Badehose anzog. Er nickte schnell. Hilfe. Ich würde ihn gleich sehen! Ob er einen Fischschwanz hat? Hat er einen? Aber woher sollte er den auch nehmen? Er zog sich zuerst die Schuhe aus, dann nahm ich sie zu mir und stellte sie neben meine. 

"Deine Sachen lege ich zu mir rein." Als ich das Shirt dann ordentlich zusammenfaltete, musste ich mich so konzentrieren, ihn nicht sofort anzustarren. Ich würde erst alles ordentlich machen, bevor ich meinen Verstand verlor. Ich würde Yoongi nackt sehen. Wie cool ist dass denn! Ein richtiges Wesen ohne Kleidung. Ob er Schuppen hatte wie ein Fisch? Bestimmt die Kiemen und... und die Haut und er war nackt! 

Als ich mich dann mutig umdrehte, da sah ich zuerst auf seine nackte Brust. Seine Haut war auch hier grünlich blass und ich war fasziniert von die feinen Linien an seinen Rippen. Das waren dann wohl die Kiemen. Ich wollte sie anfassen. Ehrlich. Ich wollte Yoongi anfassen. Ich wollte jeden Zentimeter des Wesens erkunden. Aber dann... Ich versuchte mein Herz zu beruhigen. Ich durfte keinen Körperkontakt haben! Das war ihm bestimmt nur unangenehm. Ja, das war ihm unangenehm... 

Ich schluckte schwer, schielte auch nach unten. Mich wunderte es wirklich sehr. So sehr unterschied er sich dort gar nicht von einem Menschen. Oh... Es trieb mir die Röte in mein Gesicht. "Hier. Ein Handtuch." Meine Stimme klang leise und dünn, als ich es ihm hinhielt. Er hatte keine Badehose.

"Ich nicht." Was? Ich wollte auch gar nicht nochmal da so auffällig hinstarren, aber ich musste einfach! Er machte mich ganz nervös. "Doch, das brauchst du." Ich faltete es auf, stellte mich näher an ihn und legte es ihm -mit genug Abstand natürlich- um seine schmalen Hüften. "Halt es da fest." Unsere Finger streiften sich kurz. Ich wollte den Abstand gar nicht. Ich wollte ihn anfassen! Er hielt sich dann das Handtuch fest und nachdem ich mir alle meine Sachen sicher eingeschlossen hatte, da gingen wir beide aus der Umkleide raus. Mein ganzer Körper spielte verrückt. Ich konnte mich gar nicht beruhigen. Eine echte Sirene und sie sah so wunderschön aus!!

Als wir beim Becken ankamen, war ich total überrascht, denn wir waren die einzigen hier. Das Wasser war dunkel. Das Salz ließ kein Licht mehr durch und ehrlich. So gut ausgeleuchtet war es hier nicht wirklich. Es war ein altes Becken, was kaum noch benutzt wurde. Ich wollte schon etwas sagen, da hörte ich es hinter mir plantschen und als ich mich erschrocken umdrehte, da war Yoongi weg. Natürlich war er sofort ins Wasser gegangen. Wer konnte er ihm verübeln?

Ich war ein schlechter Partner! Ich ließ ihn einfach bei mir sitzen, obwohl er doch ganz sicher mit den anderen schwimmen gehen wollte. Was tat ich ihm nur an? Ich musste mich sofort entschuldigen gehen. Aber was mache ich, wenn er mir nicht verzeihen konnte? Wenn er einen anderen Partner wollte?  "Yoongi?", hauchte ich erschrocken, dann hob ich sein Handtuch auf. Ich sah ihn im Wasser nicht.

Yoongi war weg. 

Seufzend setzte ich mich dann auf das Handtuch an den Rand. Er genoss es bestimmt zu schwimmen. Das Wasser war für ihn doch seine Heimat. Wie konnte ich nicht früher mit ihm hier her gekommen sein?