Ich packe ein Teil nach dem anderen aus den Kisten aus, bis auch das mir zu anstrengend wird. Meine Knochen und Muskeln schmerzen, alles fühlt sich schwerer an. Ich hab mich einfach übernommen, weil ich nicht darauf geachtet habe wie schlimm die Schmerzen wirklich sind. Zumindest bis jetzt. Jetzt spüre ich die Schmerzen am ganzen Körper. Ich brauche unbedingt was gegen die Schmerzen.
Ich gehe wieder Richtung Wohnzimmer, aus dem ich Stimmen höre. Es sind Susanne und mein Erzeuger.
"Hast du mit ihr gesprochen seit ihr hier seid?", will Susanne wissen.
"Nein. Nicht wirklich. Ich weiß auch nicht was ich ihr sagen soll, wenn ich ehrlich bin."
"Frag sie einfach, ob sie etwas braucht. Sei präsent und zeig ihr, dass sie dir nicht egal ist."
"Ich glaube nicht, dass sie sich darauf einlassen wird", gibt mein Erzeuger zurück. Er klingt niedergeschlagen.
"Versuch es einfach, okay?"
Ich gehe weiter Richtung Wohnzimmer, als ich in der Tür stehen bleibe, sehe ich wie die beiden sich umarmen. Es wirkt richtig und falsch zugleich. Noch nie habe ich gesehen, dass mein Erzeuger jemanden so liebevoll in den Arm nimmt, wie er es früher bei meiner Mutter getan hat. Und trotzdem wirkt das Bild von den beiden so harmonisch. Um mich bemerkbar zu machen räuspere ich mich. Sie zucken leicht auseinander, dann sehen mich beide an.
"Hast du mein Medikamente besorgt?", frage ich an meinen Erzeuger gerichtet. Dieser ist völlig überrumpelt und sieht mich ratlos an.
"Medikamente?", fragt er verwirrt.
"Schmerzmittel." In seinem Blick steht Schock. Er hat wohl vergessen mein Rezept einzulösen, denke ich.
"Ich hab es total vergessen, die Medikamente zu holen. Hast du denn nicht noch welche aus dem Krankenhaus?" Ich sehe ihn leicht entsetzt an.
"Nein. Die letzten habe ich gestern während der Fahrt hierher genommen."
"Okay, keine Panik vielleicht haben wir noch irgendwo Ibuprofen", versucht Susanne die Situation zu retten. Dabei hat sie nichts falsch gemacht. Das ist mal wieder ganz allein seine Schuld.
"Ich geh Kilian mal fragen", Pflichtet mein Erzeuger ihr bei und verschwindet die Treppe hoch.
"Kilian hat bestimmt noch Ibuprofen. Der hat ständig irgendwelche Wehwehchen. Außerdem bin auch ich ziemlich sicher, du hast noch nichts gegessen, soll ich dir eine Portion Nudeln warm machen?"
"Nein danke, ich hab keinen großen Hunger. Vielleicht später", ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es bereits acht Uhr ist, aber ich habe Ferien und Albträume. Schlaf ist eine der unschöneren Zeitvertreib. Da kann ich auch um zehn noch essen und Serien gucken bis in die frühen Morgenstunden ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
„Na schön. Die Nudeln mit Sauce stehen im Kühlschrank. Wenn du lieber was anderes möchtest, nimm es dir einfach. Mein Vater und ich sind noch bei Freunden eingeladen und Fynn ist mit zu Jeremy nach Hause gefahren. Aber Kilian bleibt wohl heute zuhause. Wenn etwas sein sollte sind wir telefonisch erreichbar. Unsere Nummern stehen an der Pinnwand in der Küche."
„Okay alles klar."
„Kilian sucht noch, ist sich aber sicher, dass er noch Schmerzmittel hat. Er bringt sie dir dann", verkündet mein Erzeuger, als er wieder ins Wohnzimmer kommt.
„Danke."
„Wir sind dann jetzt weg, Luna. Wenn was ist kannst du jederzeit anrufen."
Ich nicke und wünsche ihnen viel Spaß.
Geschafft lege ich mich auf das große dunkelgraue Sofa im Wohnzimmer und hoffe dass irgendjemand in diesem Haus mir tatsächlich was gegen die Schmerzen auftreiben kann. Als ich beinahe die Hoffnung aufgegeben habe tritt Kilian ins Zimmer und mustert mich kritisch."Warum hast du mir gesagt du hast keine Schmerzen, wenn du offensichtlich welche hast?" Kilian steht mit einem Glas Wasser und hochgezogener Augenbraue vor mir und inspiziert mich.
"Hab nicht gedacht, dass es so schlimm wird."
Er geht ein paar Schritte, bis er über mir steht.
"Hier", sagt er und hält mir eine Tablette und Wasser hin. Ich starre die Tablette misstrauisch an.
"Das ist Ibuprofen." Dankend nehme ich ihm Wasser und Tablette ab. "Ich geh dann wieder." Ich nicke und flüstere ein leises "okay", als er das Wohnzimmer verlässt.
Sobald die Tablette wirkt kann ich langsam wieder anfangen mich zu entspannen und beschließe Lexy anzurufen um ihr von meinem ersten Tag hier zu erzählen. Ich tippe auf ihre Nummer und höre die leise Musik, die den Rufton ersetzt. Sie war der Meinung man müsste die guten alten Zeiten von Jamba und Co. feiern. Ich habe einfach gelacht und in diesem Moment den Kuschelsong von Schnuffel auf Spotify angemacht. Und genau dieser Song dringt jetzt leise in mein Ohr.
"Na endlich", sagt Lexy erfreut. "Ich warte schon ewig auf deinen Anruf. Ich brauche mehr Informationen, also los raus damit! Wie ist es mit deinem Bruder?" Das Wort Bruder gefällt mir auf die Art die sie es benutzt überhaupt nicht. Es wirkt so ironisch und provozierend, weil sie genau weiß, dass es mich auf die Palme bringt. Denn er ist nicht mein Bruder. Nicht richtig.
"Es war nett." Lexy prustet los.
„Nett? Das ist alles?" Ich rolle mit den Augen, kann mir aber ein Grinsen nicht so recht verkneifen.
"Ich war mit Fynn auf dem Spielplatz und er war dabei und hinterher haben er und seine Freunde einfach gequatscht und ich saß daneben. Nicht sehr interessant", berichte ich Lexy. Diese seufzt leise in den Hörer, als wäre sie enttäuscht, dass mein Tag so unspektakulär war.
Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile, bis Lexy sich verabschieden muss, weil sie sonntags in einem kleinen Café aushilft und früh raus muss. Sie fehlt mir so, denke ich immer wieder. Als wir auflegen fühle ich mich furchtbar einsam. Im Haus ist es still, nur die Uhr an der Wand tickt vor sich hin. Es ist bereits nach elf und so langsam beschleicht mich ein Hungergefühl. In der Küche finde ich wie von Sabine beschrieben die Nudeln und esse eine kleine Portion. Dann gehe ich in mein Zimmer und beginne erneut mich damit zu beschäftigen meine Kartons auszuräumen. Der Kleiderschrank füllt sich langsam und auch meine Bücher finden ihren Platz im Regal. Es ist bereits halb zwei, als ich fertig bin und mein Werk betrachte.
„Das sind viele Bücher", ertönt eine Stimme hinter mir. Ich zucke erschrocken zusammen und drehe mich blitzartig zur Tür.
„Spinnst du? Wieso schleichst du dich so an?", rufe ich und sehe Kilian, der in Jogginghose in der Tür steht, vorwurfsvoll an.
„Sorry."
„Kann ich was für dich tun oder beobachtest du mich nur?"
„Hab mich nur gewundert, warum bei dir noch Licht an ist."
„Ich packe meine Kisten aus", spreche ich das offensichtliche aus. Kilian lacht kurz auf. „Ja das sehe ich. Bist du nicht müde?" Jetzt habe ich das Gefühl lachen zu müssen. „Schon, aber weist du ich bin kein großer Fan vom Schlafengehen." Er legt seinen Kopf ein wenig schief und ich sehe ihn einfach nur an. Er weiß was ich meine und erwidert einfach nichts. Nickt nur wissend und mustert mich weiter.
„Willst du einen Film gucken?", fragt er unvermittelt. „Gern", gebe ich zurück.
Als wäre es selbstverständlich legt er sich auf mein Bett und schnappt sich die Fernbedienung vom Nachttisch. Er schaltet den kleinen Fernseher auf der Kommode an und öffnet in Windeseile den nächstbesten Streamingdienst.
„Was willst du sehen?" Ich zucke mit den Schultern und setzt mich neben ihn auf mein Bett.
„Gut. Dann such ich was aus. Wir schauen einfach meinen Lieblingsfilm."
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Hey ihr Lieben, ich hoffe euch hat dieses Kapitel gefallen. Ich werde ab sofort versuchen regelmäßiger etwas hochzuladen.
Mein Frage an euch:
Was ist euer Lieblingsfilm?xoxo Luisa
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Jones - Luna und Kilian
Teen FictionLuna weiß genau, dass das was sie diesen Sommer erwartet hat kein Traum, sondern grausame Realität ist. Während sie sich damit abfinden muss, dass statt sonnen am Rhein plötzlich ein neues Leben samt Stiefbrüdern vor ihr liegt, wird sie das Gefühl n...