Den Rest des Tages verbringe ich mit Fynn, der mir gerade erklärt, wie cool es ist, dass er eine große Schwester hat, als es an der Tür klingelt. Das ist bestimmt Sabines Besuch, denke ich und stehe vom Wohnzimmerboden auf, um dem Besuch die Türe zu öffnen. Mein Beine schmerzen und sind ein wenig steif, aber ich merke, dass die Schmerzen von Tag zu Tag besser werden. Außerdem hat mein Erzeuger endlich dafür gesorgt, dass ich mit Schmerzmitteln versorgt bin. Als ich die Türe öffne, steht ihr eine Dame in Sabines Alter gegenüber, die ein kleines Mädchen an der Hand hält.
„Hallo", begrüße ich sie und ignoriere ihren verwirrten Blick.
„Hallo, ich bin Christina, eine Freundin von Sabine."
„Ja klar, komm rein", gebe ich zurück und öffne die Türe ein wenig breiter, um die beiden eintreten zu lassen.
„Hat es geklingelt?", kommt es fragend aus der Küche.
„Ja, dein Besuch ist da!", rufe ich zurück und sofort steht Sabine im Eingang und umarmt lächelnd Christina und begrüßt das kleine Mädchen mit dem Namen Marie. Christina versucht unauffällig in meine Richtung zu sehen, was ihr nicht so ganz gelingen will.
„Oh das habe ich beinahe vergessen. Christina das ist Luna, Howards Tochter. Luna, das ist Christina, eine Freundin von mir." Ich begrüße sie erneut und will mich gerade davon stehlen, als es erneut an der Tür klingelt. Auch diesmal öffne ich die Türe wieder und bin mehr als erfreut ein bekanntes Gesicht zu sehen. Emilia, Milans Mutter steht in Begleitung eines Mannes und dem kleinen Jeremy in der Tür.
„Hallo Luna! Wie schön dich wieder zusehen! Das ist mein Mann Dustin!" Ich schließe sie kurz in die Arme, gebe Dustin höflich die Hand und wuschle Jer dann kurz durch die Haare.
„Fynn ist im Wohnzimmer, wenn du mit ihm spielen willst", sage ich zu Jer, der mir ein kindliches Lächeln schenkt und dann wie ein Wirbelwind ins Wohnzimmer verschwindet. Um nicht im Weg zu stehen, folge ich ihm gemächlich. Die beiden sind vollkommen in die Spielzeugautos vertieft, als die Erwachsenen, samt der kleinen Marie ins Wohnzimmer treten.
„Hey Marie, möchtest du vielleicht mit den beiden Spielen?", fragt ihre Mutter sie. Maria schüttelt den Kopf und drückt sich näher an ihre Mutter. Sie haben eine starke Bindung zueinander, das sieht man sofort.
„Sie ist ein wenig schüchtern oder?", frage ich wie von selbst. Was geht mich dieses Kind an?, hinterfrage ich mich selbst, kann die Frage aber nicht mehr zurücknehmen.
„Ein wenig. Sie braucht einfach ein bisschen zum warm werden", erklärt mir Christina und folgt den anderen in den Garten hinaus.
Als sie nach draußen verschwunden sind, setze ich mich zu den beiden Jungs und sehe ihnen beim Spielen zu, bis ich höre, wie die Eingangstür aufgeschlossen wird. Das ist bestimmt mein Erzeuger. Doch ich täusche mich. Es ist Kilian, der mit einem Rucksack über der Schulter und einem dicken Wälzer in der Hand das Haus betritt und ohne einen Blick nach rechts oder links zu verschwenden die Treppen hoch in sein Zimmer nimmt. Ich blicke ihm kurz nach wende mich dann aber von der Richtung ab und gehe in den Garten. Dieser Sonntagnachmittag ist sonnig und warm und ich genieße das Wetter. Es gibt mir ein besseres Gefühl.
„Luna, setz dich doch zu uns", meint Emilia und bedeutet mir mich zu setzen. Ich nehme ihr gegenüber neben Christina platz und lächle dankbar für die Einbindung in das Gespräch. Ich höre aufmerksam zu, nehme Informationen auf und versuche mich immer mal wieder am Gespräch zu beteiligen.
„Wie gefällt dir München, Luna? Ist es schöner als Köln?" Nichts ist schöner als Köln, will ich sagen, verkneife es mir aber. Ich will Emilia nicht vor den Kopf stoßen.
„Ich habe bisher nicht viel gesehen. Es ist ganz schön, aber Köln ist meine Heimat", sage ich stattdessen.
„Das verstehe ich gut. Ich bin auch nicht von hier", trägt Christina bei und schenkt mir einen verständnisvollen Blick.
„Oh woher kommst du denn?", frage ich.
„Ich bin in Österreich aufgewachsen, Innsbruck. Ich bin wegen des Jobs hergezogen."
„Wow! Ich war noch nie in Österreich. Aber es soll wunderschön dort sein!"
„Das ist es. Meine Eltern betreiben dort eine kleine Pension in der Stadt. Wenn du möchtest kann ich sie fragen, ob sie noch Zimmer frei haben. Ich bin mir sicher dir würde es dort gefallen. Man kann dort wunderbar wandern gehen!"
„Das ist lieb, danke, aber seit dem Unfall ist Wandern nicht mehr so ganz an der Tagesordnung. Zumal ich überhaupt nicht wüsste wie ich dort hinkommen soll."
„Oh daran habe ich gar nicht gedacht. Wenn sich in der Richtung etwas ändert, kannst du jederzeit anrufen!" Ich bedanke mich herzlich bei ihr und denke über ihr Angebot nach. Eine Reise nach Österreich wäre wirklich schön. Aber von was soll ich die Reise zahlen? Wie soll ich dort hinkommen? Vielleicht kann ich meinen Erzeuger bitten mir die Reise zu finanzieren, bis ich einen Job gefunden habe. Und dann mit der Bahn fahren. In meinem Kopf formt sich immer mehr der Gedanke diese Reise zu machen, doch ich lasse die Vorfreude nicht zu groß werden. Noch ist das ganze noch ziemlich unmöglich.
Im weiteren Verlauf kommen noch zwei weitere Mütter mit ihren Kindern bei uns an. Kilian habe ich seit er angekommen ist nicht mehr gesehen und auch mein Erzeuger ist gerade erst zuhause eingetrudelt.
„Howard, machst du den Grill schon mal an? Ich hole nur schnell Kilian zum Essen", meint Sabine, aber bevor sie losgehen kann, stehe ich auf und biete ihr an Kilian zu holen. Eine Treppe, die mir diesmal schon leichter fällt, später stehe ich vor Kilians Zimmer und will gerade gegen die halb geöffnete Tür klopfen, als ich seine Stimme höre, die genervt wirkt.
„Nein, Milan, das werde ich nicht tun. Ich komme alleine. Basta!" Ich klopfe und stoße die Tür auf.
„Hey, deine Mum schickt mich. Wir wollen Essen." Kilian zwingt sich ein Lächeln auf und folgt mir nach unten. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen Kilian ist nicht in Stimmung für Gesellschaft.
Der Abend verläuft weitestgehend entspannt, die Kinder verstehen sich alle sehr gut und selbst die kleine Marie hat sich mittlerweile zu den anderen getraut und spielt mit ihnen im Garten. Kilian hat sich bereits verabschiedet, weil er mit Milan verabredet ist und ich sitze noch mit den anderen am Tisch und lausche den Gesprächen. Gegen halb zehn klingelt es an der Tür. Ich öffne sie und bin überrascht Sky vor der Türe stehen zu sehen.
„Hey, ich dachte du hast vielleicht Lust was zu unternehmen. Wir geben eine kleine Party und ich dachte, du möchtest vielleicht mit."
„Oh Hey! Ich weiß nicht. Was ist das denn für eine Party?", frage ich.
„Ach nur ein paar Freunde. Wir feiern in einer alten Lagerhalle, die unseren Eltern gehört. Hast du Lust?"
Hab Spaß, mein Spatz, höre ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf.
„Na schön. Ich bin dabei."
„Super, dann komm steig ein!"
„Hast du getrunken?", frage ich bevor ich mich bewege. Sky schwört nichts getrunken zu haben, also sage ich Sabine und den anderen Bescheid und folge ihr zu ihrem Wagen. Heute Abend werde ich leben.
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Jones - Luna und Kilian
Teen FictionLuna weiß genau, dass das was sie diesen Sommer erwartet hat kein Traum, sondern grausame Realität ist. Während sie sich damit abfinden muss, dass statt sonnen am Rhein plötzlich ein neues Leben samt Stiefbrüdern vor ihr liegt, wird sie das Gefühl n...