Kapitel 6 Die Ruhe vor dem Sturm

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Dracos pov

Mein Vater durchquerte mit langen Schritten den Raum. Seine feinen, polierten Schuhe aus Leder klackten bei jedem Schritt über den Parkettboden. Dieses Geräusch... früher verängstigte es mich so sehr, dass ich am liebsten unter den Tisch gekrochen wäre. Doch jetzt war es wie ein beruhigender Klang der Beständigkeit. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er irgendwann nicht mehr da sein würde, allerdings konnte ich mir das bei meiner Mom auch nie. Getötet von der eigenen Schwester. Wie grausam doch das Schicksal war.

"Wo ist Hermione?" fragte ich verwundert um mich abzulenken. Das Abendessen war der schönste Teil des Tages. Wir saßen alle zusammen und erzählten uns Dinge. Meine tägliche Chance neue Nachrichten von einem Menschen zu hören, der einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hatte und glücklicherweise seit neuestem Solo war. Seine apfelgrünen Augen waren zum schmelzen... Nein, stop. Draco, er ist nicht in deiner Liga, außerdem ist Vater Leglimentiker und so willst du dich nicht outen, sagte ich mir selbst.

"Guten Abend, Sohn. Ich freue mich auch dich zu sehen." erwiderte mein Vater leicht verstimmt. Dieser leicht verärgerte Ton in seiner Stimme, sollte bedrohlich wirken, doch eigentlich war das seine besonders liebenswerte Art mir mitzuteilen, dass er mehr Wertschätzung von mir wollte.

"Entschuldige bitte, ich bin natürlich froh dich zu sehen, Vater. Ich war nur verwundert. Wie war dein freier Tag?" stimmte ich einen versöhnlichen Ton an.

"Hermione schläft, du weißt wo. Mein Tag war...ereignisreich, aber entspannt." die Schultern meines Vaters spannten sich bei seinen Worten an. Ich kannte diese Geste schon und ihre Bedeutung auch.

"Weswegen hast du ein schlechtes Gewissen?" fragte ich frei heraus. Denn immer wenn er sich schuldig fühlte, machte er das mit seinen Schultern.

"Draco, ...." er sah mich an, aber so anders als sonst. So hatte er noch nie geschaut, doch als er weitersprach, verstand ich weshalb.

"...manchmal da erinnerst du mich so sehr an deine Mutter. Sie konnte das auch, weißt du. Sie wusste es immer, wenn mit mir etwas nicht stimmte. Kaum war ich in den Raum getreten, fragte sie schon drauf los, was passiert sei, was ich wieder angestellt hätte." er lächelte leicht, Trauer lag in seiner Stimme und da ich verstand es, warum ich den Blick zuvor noch nie gesehen hatte. Es war Melancholie. Wenn er doch nur wüsste wie recht er hatte, wie sehr ich Mutter wirklich ähnelte.

"Dann trete ich meine Erbe an und frage: Was ist passiert?"

"Hermione hat gesagt, dass sie mich liebt." flüsterte er ehrfürchtig in Richtung seines Tellers.

"Und du hast ein schlechtes Gewissen, weil du es nicht erwiedert hast oder weil du nicht das Gleiche empfindest?" fragte ich meine neugierde unterdrückend.

"Ich weiß nicht, Sohn, ich komme nie bis zu dem Punkt. Selbst wenn, macht es die gesamte Situation nicht besser." Er blickte mich mit Augen voller Schuldgefuhlen an, als er fortfuhr.
"Ich schlafe mit ihr, Draco. Ich schlafe mit Severus' Frau. Mit der Ehefrau meine besten Freundes. Darf ich mich überhaupt in sie verlieben? Ich bin glücklich mit ihr, lebe weiter jeden Tag und dann erinnere ich mich. Ich denke daran wie er aussah, wenn er über sie sprach. Ich erinnere mich wie glücklich er war und jetzt habe ich dieses Glück. Und Hermiome, sie verarbeitet es nicht sie verdrängt nur alles, sie wacht fast jede Nacht schreiend auf und erinnert sich am Morgen nicht mehr. Ich glaube dass es sie von Innen zerstört und ich kann nichts tun. Von deiner Mutter will ich gar nicht erst anfangen."

Ich dachte über seine Worte nach, über all die Schuld die er empfand.
"Ich vermisse Mom jeden Tag, aber sie ist gestorben damit alle anderen in einer besseren Welt leben können, Dad. Bist es ihr und auch Severus nicht schuldig glücklich zu werden? Egal wie? Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass du sie bereits liebst, Dad." ich drückte seine Hand und lächelte ihn aufmunternd an. Früher wäre so ein offenes Gespräch zwischen uns nie möglich gewesen. Seit Voldemort's Fall war er zum ersten Mal seit ich mich erinnern konnte mein Vater. Auch wenn wir den Rest des Abends schweigen verbrachten war es nicht schlecht. Es war nicht wie früher als ihr mich einfach nicht traute etwas zu sagen, eher
ein friedliches Schweigen zwischen uns beiden war der Fall.

Damals wusste ich es noch nicht, dass dieser Moment einer der schönsten mit ihm sein würde den ich erleben durfte, ich wusste nicht, dass ich an diesen Moment denken würde. Ich dachte noch bei vielen Anlässen an diese Momente, an meinem Hochzeitstag erinnerte ich mich an diesen Moment, genauso wie jedes Mal wenn ich meine Schwester tröstete und daran wie wertvoll die Zeit, mit den Menschen war, die man liebt .

Zwei Stunden vorher in der Winkelgasse

"GINNY? Ginny, bist du das?" brüllte Der Slytherin über den halben Straße.

Die angesprochene Rothaarige drehte sich um und grinste über das ganze Gesicht als sie Blaise bemerkte und sah wie niedlich er errötete sobald ihm klar wurde wie viele Menschen sich zu ihnen umdrehten und sie anstarrten.

Er lief auf sie zu während er sich schüchtern am Hinterkopf kratzte und sagte "Ich wusste es so eine Schönheit wie dich gibt es nur ein Mal. Ich hatte gehofft dich wieder zu sehen. Nach dem Kaffeetrinken warst du so schnell verschwunden, dass ich keine Gelegheit mehr hatte dich zu fragen ob du..... " er hielt mitten im Satz an und überlegte ob die Frage nicht doch etwas unpassend wäre. Auf der Straße... in der Winkelgasse. "... Äääh.... " versuchte er krampfhaft eine Lösung zu finden. Komm schon, Blaise das kannst du besser, meinte er zu sich selbst. Er war doch sonst auch immer ein Charmeur wie er im Buche stand, wieso nicht auch bei der, bei der es darauf ankam?!
"Hast du Zeit? Wollen wir vielleicht irgendwo anders hingehen? Was machst du eigentlich hier? " purzelten die Fragen aus ihm heraus.

Ginny holte Luft bevor er noch mehr Fragen stellen konnte und fing an zu erzählen.
"Harry und ich haben vor kurzem unsere Beziehung beendet. Ich wollte ein paar Sachen einkaufen um den Kopf frei zu bekommen, außerdem hat Hermione mir angeboten ein Zimmer des Prince-Manor zu bewohnen. Wenn ich lieber alleine wohnen möchte, zumindest bis Schuljahresbeginn. Aber ich brauche neue Bettwäsche und all das, da ich nicht unbedingt in den Laken schlafen will in den Hermione mit ihm du-weißt-was, gemacht hat." bei letzten Satz verzog sie leicht das Gesicht. Sie kam damit klar dass Hermione und ihr Professor mehr gewesen waren, sie fand es sogar irgendwie richtig süß, sich vorzustellen wie ihr zugeknöpfter Tränkeprofessor, alias der Schrecken aller Schüler, alias die Fledermaus, eine Frau hätte und sich wie ein verliebter aufführen würde. Aber in ihr beider Laken zu schlafen war weit über ihrer Grenze. "Doch das hat Zeit, lass uns einfach irgendwo hingehen wo nicht so viele Informanten von Rita Kimmkorn lauern."

"Das mit Harry tut mir leid." sagte Blaise angestrengt nicht zu breit zu lächeln. "Komm mit ich kenne einen Ort es wird dir gefallen dort." sagte er, gab ihr seinen Arm und dissapparierte.

Sie traten aus einer kleinen Gasse heraus auf die Straße. Als er wie selbstverständlich ihre Hand nahm und mit ihr die Straße hinunter schlenderte. Ginny mochte Blaise aus Gründen die sie noch nicht ganz verstand. Er war so anders als Harry, aber vielleicht war genau das auch der Punkt. Schließlich wollte sie offenbar keinen Harry.

Sie hatte absolut keinen schimmer wo sie waren, außer dass es ein Muggelviertel sein musste, denn Zauberer liefen nicht so rum, das wusste sie. Bevor sie jedoch fragen konnte fing Blaise an.

"Woher wusstest du, dass ich von Hermione und Severus weiß?" meinte er neugierig.

"Naja, es war mehr eine Vermutung, schließlich ist Hermione jetzt mit Lucius zusammen und Prof. Snape war Draco's Patenonkel, also wusste es Draco auf jeden Fall und du bist Draco's bester und wahrscheinlich auch längster Freund." meinte sie mit zuckenden Schultern. "Wo genau sind wir hier eigentlich?" fuhr sie schnell fort bevor wieder etwas dazwischen kam.

"Wieso, vertraust du mir denn nicht? Glaubst du ich verschleppe dich irgendwo hin." Schalk blitze in seinen tiefbraunen schokoladigen Augen auf. Als sie leicht belustig ihren Kopf schüttelte sprach er weiter. "Wir sind in einem kleinen Viertel am Rande von Muggellondon. Um die Ecke gibt es ein Café. Es gehört einer Freundin von mir. Sie kocht und backt gerne. Ich glaube du kennst sie sogar flüchtig."

Sie bogen um eine weitere Ecke und da war sie die kleine süße Ladenfassade und oben hing ein Schild.
[Pansy's - Par amour pour la cuisson]
Sie konnte es kaum fassen, war das wirklich war? Hier mitten in Muggellondon.

"Ihre Eltern sind ausgerastet als Pansy ihnen erzählt hat was sich machen will. Ich glaube irgendwas von 'niederen Muggelarbeiten' und so ist auch gefallen. Aber sie liebt es, das Backen und kochen. Komm wir gehen rein." meinte er und stieß die Ladentür auf.

12.September.2021
Ca. 1460 Wörter
Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich entschuldige mich, dass es immer so lange dauert. Ein großes Dankeschön an PearlsBlackSoul du hast mir sehr geholfen du bist die Beste😘🤗

when you are gone I feel incompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt