Kapitel 3 Versprechungen

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"NEIN. Verlass mich nicht." mit einem lauten Angstschrei schreckte sie unter Tränen hoch.

Ginny, die seit der Trennung von Harry eines der Gästezimmer bewohnte, wachte durch eben diesen lauten Schrei auf. Wo kam der denn her? Wenn sie raten müsste würde sie sagen von Hermione.

Als sie am Schlafzimmer von Hermione ankam lauschte sie. Lucius seufzte. Er hatte gehofft, dass es irgendwann aufhören oder zumindest weniger werden würde.

"Sssshhhh, ist schon gut. Ich bin hier." redete er beruhigend auf sie ein. Er wusste genau was jetzt folgen würde. Es zeriss ihn jedes Mal ein klein wenig mehr.

"Severus, Severus du bist hier, ich hatte einen schrecklichen Traum. Du bist gestorben. Du warst tot, einfach so und ich musste ohne dich weitermachen. Es war so surreal, als würde ich ein fremdes Leben leben, als wäre irgendwas schief gelaufen und zurückgeblieben. Der Krieg wurde von Frieden abgelöst, wir hatten es wirklich geschafft Voldemort zu besiegen. Eigentlich etwas gutes, aber du warst nicht mehr da. Du warst tot, einfach so, ganz plötzlich. Versprich mir, dass du überleben wirst, dass du kämpfen wirst, versprich es mir, Severus. Ich habe nie das Ausmaß vermutet wie sehr es schmerzt ohne dich zu leben. Ich denke nicht, dass ich ein Leben ohne dich ertragen könnte." ihre brüchige, leise Stimme drückte mit jedem Wort ihre Seelenqualen aus.

Lucius wusste eigentlich was kommen würde, doch es machte es mit jedem Mal unerträglicher für ihn. Es wurde einfach nicht besser, im Gegenteil es wurde schlimmer und häufiger. Ihr innerlicher Schmerz musste eigentlich kaum auszuhalten sein.

Er schloss die Augen um sich zu sammeln. Es war jetzt seine Aufgabe für sie da zu sein, er hatte es seinem besten Freund geschworen. Er war eine Frage der Ehre sich weiterhin zu kümmern. Außerdem wollte er, wer hätte gedacht dass ein muggelgeborene Hexe ihm mal so den Kopf verdrehen würde.

"Ich bin hier hab keine Angst. Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut werden, ich verspreche dir du wachst auf und alles wird sein, wie es in Wirklichkeit ist." er gab ihr einen Kuss auf den Kopf und legte sie ins Bett.

Nun würde er sich um seinen Hausgast kümmern müssen. Er glaube die Schatten von Füßen unter der Tür durchscheinen zu sehen und er wusste Draco würde niemals vor anderen Schlafzimmern rumstehen, lauschen und sich erwischen lassen. Dafür hatte er ihn zu gut erzogen.

"Miss Weasley, lassen Sie uns etwas in der Küche trinken gehen. Nach meiner Erfahrung schläft Hermione inzwischen wieder."

Als sie Lucius in die Küche folgte, beneidete Ginny ihre Freundin schon fast dafür, dass es ihr anscheinend zuverlässig gelang an diese Art von Männern zu geraten. Eine Sekunde später fiel ihr jedoch auf wie schwachsinnig diese Gedanken doch waren. Ja, ihre und Harry Beziehung war vielleicht ein Besensturzflug mit Aufprall.

Aber in Hermiones Haut, wollte sie bestimmt auch nicht stecken. Natürlich wusste sie, was sie zu diesem Gedanken bewogen hatte. Sie, und Harry, und ihre neu gewonnene Einsamkeit. Sie wollte das, was immer es war. Sie wollte dieses gewisse etwas, wenn man in einer Beziehung steckte, dieses Gefühl dass alles gut werden würde, man für immer zusammen bleiben würde.

Seit sie Harry gestanden hatte, dass sie Gefühle für jemand anderen hegte und er ihr verraten hatte, dass er auch verwirrende Gefühle für eine bestimmte Person hatte, konnte sie nicht mehr aufhören an Blaise zu denken.

Doch konnte sie das Lucius wirklich erzählen?

In der kleinen warmen heimlichen Küche angekommen, entschied sich Ginny, dass es nicht angebracht wäre von ihrem Liebesleben anzufangen und beschloss eine Flucht nach vorn zu wagen. "Mr... Lucius, du meintest vorhin nach deiner Erfahrung. Bedeutet das es geschieht öfter, wie oft den?"

Lucius Kiefer versteifte sich, eine Eigenschaft die sie, wenn sie darüber nachdachte auch schon einige Male bei Snape gesehen hatte. Wenn sie darüber nachdachte waren die Beiden von einer Ähnlichkeit geprägt, die sich nicht so einfach beschreiben oder in Worte fassen ließ. Etwas Unterbewusstes wollte sich einen Weg in ihre Gedanken suchen und den Weg an die Oberfläche bahnen, doch ausgerechnet in dem Moment fing er an zu sprechen und der Gedanke wurde zurück gedrängt.

Ginny blinzelte und konzentrierte sich auf Lucius, doch irgendwie konnte sie das Gefühl, dass ihr gerade etwas wichtiges Unbenennbares entglitten war, nicht loswerden.

"Hermione kann sich am Morgen nicht mehr daran erinnern, aber solange ich ihren Schlafrythmus beiwohnen durfte, passierte es. Am Anfang war es durchschnittlich höchsten ein Mal in der Woche, doch inzwischen wird es schlimmer, es nimmt sie mehr mit und sie erlebt es intensiver, zumindest nach meinem Eindruck, es passiert oft Nächte hintereinander und nur noch selten, ein einziges Mal pro Woche. Nicht jeden Tag so schlimm ist es nicht." sein Blick verlor sich beim Sprechen an einem Punkt hinter ihr, doch Ginny konnte es ihm nicht verübeln.

Er sah aus, als hätte er es nicht mal Draco erzählt. Er erhob sich, langsam, als hätte er eine Last zu tragen, die für das bloße Auge unsichtbar war. Vermutlich war es so. "Nun gut, schlaf schön, Ginevra. Ich hoffe der Rest deiner Nacht wir angenehmer. Ich hoffe du hast nicht vor über diese nächtlichen Ereignisse zu sprechen. Es geht niemanden etwas an."

Ihre Antwort wartete er schon garnicht mehr ab. Ginny grübelte noch ein Weile in der Küche vor sich hin. Dieser Mann war so...so, sie hatte einfach keine Worte um es zu beschreiben. Fakt war er würde Hermione beschützen, wenn nötig sogar vor sich selbst.

Hermiones POV

"Warum bist du gegangen?" Tränen liefen mir über die Wangen während ich die schwarzen Rosen auf sein Grab legte. Es war ein schönes Grab. Der Stein hatte die Form eines trauerden schwarzen Schwans, dessen Flügel sich beschützen nach vorne ausbreiteten, welche genau wie die liebevolle, silberne Inschrift, dem Grab eine Vollständigkeit verleihten. Ich mochte dieses Grab, nicht nur weil ich es ausgesucht hatte, sondern weil es für mich genau das symbolisierte was er für mich verkörpert hatte. Er war ein schwarzer Schwan gewesen. Er war mein schwarzer Schwan gewesen, ebenso elegant und majestätisch, wie selten und gefährlich.

"Warum bist du gegangen? Du hattest es versprochen, du hattest es mir versprochen und jetzt habe ich mein alles verloren."

Völlig desorientiert wachte ich auf. Ich tastete auf die Bettseite neben mir. Severus? Dann dämmerte es mir langsam. Ich war im hier und jetzt und dieser 'Traum' war eine Erinnerung. Ich war immernoch hier und Sev immernoch Tod.

Ich holte den Ehering an der Kette unter meinem T-Shirt hervor. Ich hatte bis auf bei der Trauung nie die Gelegenheit einen zu tragen. Meine Ehe hatte so gut wie nur im Krieg stattgefunden und es hieß den Tod für mich und ihn, falls jemand anders dieses Geheimnis rausgefunden hätte. Danach war ich streng genommen nicht mehr verheiratet, zumindest nicht genug um noch einen Ring zu tragen. Außerdem wollte ich nicht mehr. Ich wollte diesen Ring nicht an meiner Hand. Nicht ohne Severus. Dieser Ring war so viel für mich gewesen, er war ein Versprechen für eine Zukunft die mir verwehrt blieb. Ein Versprechen für ein ganzes Leben voller Liebe und Glück. Jetzt war er nur noch ein Mahnmal für den Rest meines Lebens ohne ihn.

Er hatte mir versprochen alles zu geben und alles zu versuchen, doch war dies wirklich das bestmögliche Ergebnis?War wirklich kein besseres Ergebnis möglich gewesen? Ich bin mir sicher Severus hätte niemals sein Versprechen gegenüber mir gebrochen...dann darf ich meines auch ich brechen. Er hat gewollt, dass ich so viel Freude wie möglich an meinem Leben habe.

Ich stand auf und schrieb einen für mich entscheidenden Brief an Minerva. Ein wenig Euphorie durchfuhr mich, bei dem Gedanken, ab September wieder nach Hogwarts zu gehen. Etwas Normalität würde mir gut tun und mein Abschluss war mir wichtig.

Nichts auf der Welt war einem zu Hause für mich so nah wie Hogwarts. Die Bibliothek, die große Halle udn der Astronomieturm. Severus war in Hogwarts zu Hause gewesen und seine Wohnung rocht so sehr nach ihm. Ob ich sie je wieder würde betreten können? Die Erinnerung an ihn wird mich mein ganzes Leben lang begleiten und ich weiß ich werde das lieben, so wie ich ihn geliebt habe. Aber wird sein Geist mich auch mein ganzes Leben lang verfolgen?











12.10.2020
1258 Wörter

when you are gone I feel incompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt