➢ [6] j. martínez

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Für Mrs_Gnabry

[6]: „Das ist der Abschlussball zu dem ich nie gehen konnte!"

Words: 1.158

Nadine PoV

„Wann sind sie so alt geworden?", wunderte ich mich lautstark, als ich Alba und Lasse beobachtete, wie Lasse seiner ersten großen Liebe gerade das Blumenarmband um das Handgelenk schob, wie es für den Abschlussball typisch war.
Ich lehnte mich gegen Javi und beobachtete das Schauspiel von welchem meine große Schwester begeistert Fotos schoss, um den besonderen Moment ihres Sohnes festzuhalten.
Die Sonne stand hoch am Himmel und beleuchtete den ganzen Garten, es war wahrlich die perfekte Stimmung für einen Abschlussball und doch wurde ich etwas melancholisch, wenn ich meinen Neffen sah, der irgendwo in den vergangenen Jahren so groß geworden war, nur erinnerte ich mich nicht wo. Es schien mir, als hätte ich ihn gestern noch als Baby in meinen Armen gehalten und jetzt war er auf einmal 18 und hatte das Abi in der Tasche, bereitete sich auf ein Auslandsjahr vor.
Im Hintergrund ertönte lautes Lachen und als ich über meine Schulter blickte entdeckte ich Freya, die mit Vera und Antonio spielte. Ein dünnes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.
„Sie ist erst sieben, jetzt werd nicht so sensibel!", lachte Javi und legte einen Arm um mich.
„Wir haben die schwersten Jahre noch vor uns!", fügte er hinzu, bevor mich seine Lippen auf meine Schläfe legten. Ich versuchte mir seine Worte einzuprägen und sog die traurigen Gefühle wieder in mir auf, damit sie mir nicht noch den Tag ruinierten. Es war schließlich ein schöner Tag.
Javi zog mich an sich heran und wir beobachteten noch, wie meine Schwester weiter Fotos schoss, bevor sich Lasse mit seiner Freundin ins Auto stieg, um von seinem Vater Jorge zum Abschlussball gefahren zu werden.
Javi und ich hatten uns mittlerweile wieder ins Wohnzimmer verkrochen und saßen auf der Couch, als meine Schwester hineinkam. Ihr Gesicht strahlte vor Stolz, begeistert wedelte sich mit der Kamera.
„Er ist so glücklich!", jubelte sie und ihr Lächeln wurde gleich ein bisschen breiter. Javi und ich lachten, während meine Schwester durchs Wohnzimmer tänzelte, an den restlichen Kindern vorbei bis zum breiten Sessel auf welchen sie sich warf.
„Zugegeben ein bisschen neidisch bin ich schon. Einen Abschlussball hätte ich noch immer gerne gehabt!", murmelte sie und spitzte ihre Lippen.
„Ja, ja, ich auch!", stimmte ich ihr zu und lehnte mich auf die Couch zurück. Für mich war dieses Thema mit diesem Satz beendet, denn mit Anfang 30 hatte ich mich mittlerweile auch damit arrangiert, dass ich niemals einen Abschlussball hatte. Javi aber nicht. Dieser regte sich aufgeregt auf der Couch, nachdem meine Worte mir über die Lippen gekommen waren. Sein Blick flog zwischen mir und Sarah.
„Wie soll ich das verstehen?", wollte er schließlich wissen.
Ich blickte zu ihm und zuckte mit den Achseln, da mir nichts an den Worten falsch vorkam. Sarah war die erste, die den Fehler bemerkte.
„Wir sind kurz vor unserem Abschlussball umgezogen und für die letzten Monate der Schulzeit wurden wir Zuhause unterrichtet. Der Abschlussball ist dadurch bedingt weggefallen!", erklärte sie Javi.
„Wie? Ihr hattet also nie einen Abschlussball?", fragte dieser dann verwirrt und kämmte sich seine braunen Haare zurück. Sarah nickte, dann flog Javis Blick zu mir.
„Warum hast du mir das nie erzählt?"
„Ich weiß nicht, es war nichts wichtiges!", lachte ich. Eine Strähne löste sich hinter seinem Ohr, die ich ihm diesmal zurückkämmte.
„Ob du einen Abschlussball hatte oder nicht finde ich schon wichtig!", lachte er. Sein Lächeln steckte mich an.
„Wir haben uns mit Mitte zwanzig kennengelernt, da hatte ich das praktisch schon vergessen!", murmelte ich. Javi atmete tief ein und aus und warf sich anschließend zurück auf die Couch.
„Kein Abschlussball ist scheisse!", murmelte er. Ich sah zu ihm und schenkte ihm ein friedliches Lächeln.
Zugegeben damals war ich wirklich enttäuscht darüber, dass ich keinen Abschlussball hatte, aber mittlerweile war es okay. Es war nicht so, als hätte ein Abschlussball mein Leben verändert oder so.

***

Es war Freitagabend und ich fuhr durch die Straßen Münchens, wählte dabei die Seitengassen, um dem Feierabendverkehr zu entkommen, was mir weitestgehend auch gut gelang. Heute wollte ich ausgesprochen dringend nach Hause kommen, da Javi mir vor einer knappen Stunde eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen hatte, dass eine Überraschung auf mich wartete.
Javi liebte Überraschungen zu machen und ich liebte es welche zu bekommen. In dieser Hinsicht ergänzten wir uns perfekt, wie auf so vielen anderen Ebenen.
Als ich gerade den Wagen in unsere Einfahrt lenkte und hinter seinem roten Jeep parkte, der von der Ästhetik nicht zum Rest unseres weißen, eleganten Hauses passte, grübelte ich schon, was sich Javi diesmal einfallen lassen hatte.
Mein letzter Geburtstag war eine Überraschungsparty gewesen, was sich im ersten Moment zwar einfallslos anhörte, doch mit den Ausschmücken war es ein einziges Fest gewesen.
Ich verließ meinen kleinen Wangen und schmuggelte mich ins Haus hinein, versuchte still zu sein, doch wurde von meinem Mann ertappt noch bevor ich mit beiden Füßen im Haus war.
„Augen zu!", forderte er mich sofort auf und lief durch den langen Korridor.
„Wo Vera?", fragte ich nach unserem Kind, während ich brav meine Augen schloss, da ich wusste, dass eine Diskussion mit dem Spanier zwecklos war.
„Ich hab sie zu deiner Mutter gefahren. Einen Abend sturmfreie Bude!", ließ mich Javi wissen. Das Grinsen auf meinen Lippen wurde breiter. Sturmfreie Bude hörte sich gut an...

Ich spürte Javis Hände, die sich auf meine Augen schlossen und damit jeden Spickversuch von mir zur Nichte machten. Er nahm mir meinen Aktenkoffer ab und stellte ihn weg, bevor er mich durchs Haus führte. Ich glaubte im Wohnzimmer zu sein, verlor dann aber die Orientierung, als wir rechts abbiegen, zumindest bis mir eine kühle Windbrise durch die Haare wehte.
„Sind wir draußen?", fragte ich neugierig. Jack lag rau hinter mir, was dafür sorgte, dass sich meine Nackenhärchen aufstellten. Auch nach mehr als fünf Jahren Beziehung reichte sein Lachen, um mir eine Gänsehaut zu verschaffen und ich vermutete, dass es mit 80 oder 90 nicht anders sein würde.
„Bist du bereit?", flüsterte mir Javi ins Ohr und kam mir dabei so nah, dass seine Lippen mein Ohrläppchen berührten.
„Immer!", versicherte ich ihm.
Langsam öffneten sich seine Finger einen Spalt, dann nahm er seine Hände vollkommen weg und ich erblickte unseren Garten, in welchem nun ein weißes Zelt stand. Der Boden war mit roten Rosen ausgelegt, eine Musikbox stand am Rand und auf unserem Gartentisch war ein Büffet ausgebreitet.
„Das ist dein Abschlussball!", erklärte mir Javi leise und drückte sich dann von hinten an mich. Seine Arme schoben sich um meine Taille, während ich einige Sekunden brauchte, um zu verstehen.
„Oh mein Gott...", kam es mir schließlich nur über die Lippen und ich blinzelte die Tränen weg, die sich in meinen Augen sammelten, weil ich so verblüfft war.
„Ich weiß, es ist jetzt nicht genau wie ein Abschlussball und so um....", begann Javi doch ich unterbrach ihm, indem ich meinen Zeigefinger auf seine Lippen legte.
Das ist der Abschlussball, den ich nie hatte! Danke!", versicherte ich ihm.

———
Nicht die Fortsetzung zu Ney, aber die kommt noch, versprochen.
Vorerst hoffe ich aber, dass euch der OS gefällt. Lasst mir gerne Feedback da 🎈

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