Geburtstagsparty

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"Willst du nicht bald mal ausziehen, damit du da deine Partys feiern kannst?" frage ich meine Schwester entnervt, die schon den ganzen Tag im Haus und im Garten herum rennt und Vorbereitungen trifft. Sie wird morgen 30 und will in ihren Geburtstag rein feiern. Natürlich mit, meiner Meinung nach, viel zu vielen Gästen. Sie hat einen riesigen Freundeskreis, die natürlich alle eingeladen sind. Ich bin da ganz anders. An meinem 18 Geburtstag vor einem halben Jahr waren nur eine Handvoll Leute da, meine 5 engsten Freunde, und ich war vollends zufrieden.

"Du kannst doch auch mit feiern Lou", ist das einzige Argument was sie hervorzubringen hat, bevor sie wieder im Haus verschwindet um Gott weiß was zu machen. In 4 Stunden werden die ersten Gäste da sein und die Ruhe wird vorbei sein. Bevor es so weit ist werde ich die Ruhe und den schönen Tag aber noch genießen und mich mit einem Buch in die Hängematte legen. Es ist Ende Juli und für meinen Geschmack viel zu warm. Im Schatten der beiden Apfelbäume, zwischen denen die Hängematte hängt, ist es aber auszuhalten.

Ein paar Stunden später sitze ich gerade in meinem Zimmer, als es zum ersten Mal klingelt. Sofort ertönt lautes Gequitsche, was ich sowohl meiner Schwester, als auch ihren Freundinnen zuschreibe, die sich an der Tür begrüßen. Ich höre wie sie schnatternd einmal durchs Haus laufen und im Garten verschwinden.

Weitere drei Male klingelt die Tür noch, bevor meine Schwester wohl auf die Idee kommt ein Schild an die Tür zu hängen und die Gäste damit direkt in den Garten zu lotsen. Eine sehr gute Idee. Gerade will ich mir die Kopfhörer aufsetzen, um mich ein wenig abzulenken, da höre ich eine unverkennbare Stimme von unten, die mich erstarren lässt. Gleich im nächsten Moment springe ich wie von einer Tarantel gestochen auf und hechte zum Fenster, welches zum Garten hin zeigt.

Das Bild, welches sich mir unten bietet bestätigt meinen Verdacht. In unserem Garten steht mein Mathelehrer Herr Zimmer und umarmt meine Schwester zur Begrüßung. Woher zum Teufel kennen die beiden sich? Ich spüre wie mein Herz beginnt schneller zu schlagen, eine fast völlig normale Reaktion wenn ich ihn sehe. Leider.

Normalerweise würde ich jetzt nacheinander alle meine Freunde anrufen, bis ich jemanden finde bei dem ich schlafen kann, aber wie es der Zufall will sind gerade natürlich alle im Urlaub. Na toll. Dann hilft wohl nur sich zu verbarrikadieren und vielleicht nachher schnell nach unten zu huschen und mir möglichst unbemerkt ein Steak oder Würstchen vom Grill zu holen. Als der Grillgeruch zu meinem Zimmer aufsteigt weiß ich dann auch, dass es Zeit wird meinen Plan in die Tat umzusetzen.

Bevor ich runter gehe checke ich aber nochmal ohne es geplant zu haben mein Aussehen im Spiegel. Mein Unterbewusstsein stellt sich wohl doch auf eine Begegnung mit Menschen ein. Zumindest mit einem bestimmten Menschen. Und tatsächlich ziehe ich mir noch drei mal ein anderes Shirt an und mache mir meine roten Haare zurecht, bevor ich mein Zimmer verlasse.

Das unbemerkt bleiben gelingt mir auch eigentlich sehr gut, weil keiner auf mich achtet, alle sind mit ihrem Bier, Essen und Gesprächen beschäftigt. Am Grill angekommen schnappe ich mir schnell ein Brötchen und ein Steak und lege beides auf einen Teller, um anschließend noch einen Kleks Ketchup drauf zu machen. Im Anschluss drehe ich mich um, vielleicht etwas zu schwungvoll, denn mir fällt beinahe alles aus der Hand als ich plötzlich auf eine männliche Brust schaue. Als mein Blick nach oben wandert und ich eigentlich schon anfangen will zu meckern, bleibt mein Herz kurz stehen.

Bevor er wiederum zu reden beginnt spiegelt sich kurz seine Verwirrung in den wunderschönen grünen Augen wieder. "Louisa, was machst du denn hier?", fragt er verdutzt und ich verstehe im ersten Moment garnicht was er überhaupt gesagt hat, weil ich an ganz andere Dinge denke. Reiß dich verdammt nochmal zusammen!

"Ähm... ich wohne hier und wollte mir gerade etwas zu essen holen", antworte ich mit überraschend fester Stimme

"Oh, achsooo, du bist Leonies Schwester", sagt er nach wenigen Sekunden, in denen er versucht hat die Antwort auf seine Frage aus meiner Aussage herauszulesen. Das "o" ist dabei etwas zu lang gezogen, wie auch seine Bedenkzeit, um noch als völlig nüchtern durchzugehen.

Lehrer×Schüler OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt