Party

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Seit gerade mal drei Wochen bin ich auf meiner neuen Schule und habe schon das auf die Reihe gebracht, was ich die letzten sechs Jahre meines Lebens nicht hin bekommen habe. Ich habe endlich Freunde gefunden. Für die meisten hört sich das wahrscheinlich mehr als komisch an aber das ist wirklich was besonderes für mich. Jahrelang wollte niemand etwas mit mir zu tun haben und jetzt werde ich sogar zu einem Geburtstag eingeladen.
Mit acht weiteren Leuten wollen wir den 17. Geburtstag einer Freundin in einem Club feiern. Ich bin bereits 18, da ich ein Jahr später eingeschult wurde, brauche mir daher auch keine Gedanken darum machen, um 24 Uhr raus geschmissen zu werden.

"Auf geht's Anna, oder denkst du schon wieder an IHN?", kichert Isabell, das heutige Geburtstagskind, wobei sie das 'ihn' ganz besonders betont. Auch von den anderen Mädchen ist ein Kichern zu hören, was mich schon wieder furchtbar nervt. Anfangs habe ich über die Witze auch noch gelacht, nachdem ich aus Spaß meinte, dass ich meinen neuen Mathe Lehrer außerordentlich hübsch finde. Die anderen finden ihn nicht wirklich toll, da er eben nicht 'normal' aussieht. Also normal schon, nur eben nicht heiß. Für mich schon heiß aber eben für andere Mädchen nicht. Ach das ist alles so kompliziert, ich habe eben einen etwas anderen Geschmack was Männer betrifft.
Jedenfalls haben meine Freundinnen wohl nicht gemerkt, dass bei mir aus Spaß, Ernst wurde. Die ganzen Witze sind für mich nicht mehr wirklich witzig, da ich anscheinend wirklich so etwas wie Gefühle entwickelt habe. Man ich weiß doch auch nicht was mit mir los ist. Immer wenn ich bei ihm Unterricht habe oder in den Pausen mit ihm rede, was ziemlich oft vorkommt, oder ihn auch nur von weitem sehe, habe ich dieses Kribbeln im Bauch. Ich würde zu gerne mit jemandem darüber reden, aber das würde wahrscheinlich keiner Ernst nehmen. Ich meine wer verliebt sich schon in seinen Lehrer?

"Ich komme ja schon", antworte ich ein wenig genervt ohne auf ihre Neckereien einzugehen.

Schnurstracks bahne ich mir erstmal einen Weg zur Bar. Dort angekommen bemerke ich, dass keines der anderen Mädchen mehr hinter mir ist. Auch egal, trinke ich eben alleine.

"Zwei Pfeffi bitte und ein Bier", bestellte ich bei dem muskulösen tattoowierten Mann hinter der Theke und ließ mich auf einem der Hocker nieder. Sie hatten ja recht, ich denke wirklich die ganze Zeit an Herr Heinrich. Ich dachte ich würde hier von meinen Gedanken los kommen. Falsch gedacht. Dann muss eben der Alkohol ein bisschen beim Vergessen helfen.

"Du hast es aber gut vor", lacht plötzlich jemand neben mir und gesellt sich auf den Barhocker rechts von mir. Ohne auch nur einen Blick zur Seite zu werfen, erkenne ich ihn an seiner Stimme. Diese tiefe wunderschöne Stimme hat sich einfach in mein Gehirn gebrannt und so würde ich sie unter tausenden wieder erkennen.
Trotzdem riskiere ich einen Blick zu meiner Rechten und werde in meiner Vermutung bestätigt. Genau neben mir sitzt der Mann, wegen dem ich so viel bestellt habe und grinst mich an. Auf dem Hocker sitzt Herr Heinrich in voller Pracht. Die ungebändigten blonden Haare, die ihm in alle Richtungen vom Kopf abstehen, die strahlend blauen Augen und dieses wunderschöne Lächeln auf seinen Lippen, durch das man seine leichten Hasenzähne sehen kann. Sofort schlägt mir mein Herz bis zum Hals und damit ich überhaupt einen Ton raus bekomme exe ich den ersten Shot, den der Barkeeper vor mir platziert hat.

"Du hast es aber ganz schön eilig", lacht Herr Heinrich daraufhin. Oh Gott, dieses Lachen bringt mich um den Verstand.

"Was machen Sie hier?", frage ich etwas unsicher.

"Bin mit Freunden hier einen Geburtstag feiern, du?", antwortet er lässig und lehnt sich noch ein Stück zu mir, so dass ich sein Parfum riechen kann.

"Das selbe", lache ich verlegen.

"Na dann viel Spaß noch. Und trink nicht so viel", lächelt er mich an und verschwindet dann in der Masse.

Nach vielen weiteren Getränken, darunter unter anderem Wodka, Jägermeister und noch mehr Pfeffi, dreht sich alles um mich und ich spüre, dass ich dringend auf Toilette muss. Weder meine Freundinnen noch Herr Heinrich habe ich in der letzten Stunde gesehen. Ist wahrscheinlich auch besser so.

Schwankend laufe ich in Richtung Toilette, bis ich in jemanden rein renne. Ein Blick nach oben verrät mir, dass es ausgerechnet Herr Heinrich ist. Ich bin aber auch ein Glückspilz.
Genervt stöhne ich auf und probiere weiter in Richtung Toilette zu gehen, denn würde ich jetzt mit ihm reden, würde das nicht gut ausgehen. Doch mein Plan wird durch eine Hand an meinem Arm durchkreuzt. Genervt schaue ich in das Gesicht von Herr Heinrich.

"Liebe Anna ich würde dir gerne mal so einen Tipp geben. So von Lehrer zu Schülerin", lallt er mir entgegen. Also nüchtern ist der definitiv nicht mehr.

"Und welchen?", eigentlich will ich nicht mit ihm reden, aber mein Hirn ist gerade vollkommen abgeschaltet.

"Du solltest bei solchen Anlässen etwas anderes anziehen", flüstert er ganz nah an meinem Ohr und fällt dabei fast auf mich.

"Wieso das denn?", lalle jetzt auch ich zurück und schaue an mir herunter. Ich trage eine wirklich sehr knappe Hose und ein Top mit tiefem Ausschnitt.

"Weil du darin viel zu heiß aussiehst und manche Typen vielleicht auf dumme Gedanken kommen können", flüstert er mir fast unverständlich ins Ohr und drückt mich dabei mit seinem Körper leicht an die Wand hinter mir. Bei so viel Nähe fängt mein Herz wie wild an zu rasen und ich habe keinen Plan was ich tun soll. Normalerweise würde ich in so einer Situation keinen Ton heraus bekommen, doch der Alkohol lockert meine Zunge enorm.

"So so, und auf was für Ideen?", flüstere ich verführerisch. Ich weiß nicht was in diesem Moment in mich gefahren ist, doch ich will nichts lieber als das er mich jetzt endlich küsst.

"Ich weiß nicht. Auf diese vielleicht?", lallt er und im nächsten Moment spüre ich seine Hand auf meinem Hintern, was mir ein unfreiwilliges erschrockenes Stöhnen entlockt.

"Vielleicht war das ja der Plan", antworte ich mit schwerem Atem. Natürlich war das nicht mein Plan aber naja, der Alkohol eben.

"Also bei mir hast du es auch schon in normalen Klamotten geschafft mir den Kopf zu verdrehen", grinst er und ich schaue ihn ungläubig an. Hat er gerade wirklich angedeutet, dass er auf mich steht? Das kann nicht sein. Wer hat mir da was ins Getränk gemischt?

Ich werde allerdings eines Besseren belehrt, als ich seine warmen Lippen auf meinen spüre, die mich gierig und verlangend küssen. Es ist nicht wirklich romantisch, aber trotzdem gefällt es mir und ich will mehr. Also ziehe ich ihn noch näher an mich und intensiviere den Kuss.

"Ich glaube ich hab mich in dich verliebt", flüstere ich schwer atmend zwischen zwei Küssen.

"Ich mich auch in dich", flüstert er gegen meinen Hals als er beginnt jetzt auch diesen hingebungsvoll zu Küssen.

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So das war mein erster Oneshot. Ich kann nicht garantieren, dass sie immer so lang werden aber ich kann mich meistens nicht so wirklich kurz fassen.
Und übrigens die Idee zu dieser Kurzgeschichten Sammlung  habe ich von leni_i_i deren Geschichten ich alle an einem Tag gelesen habe und wirklich toll fande. Ich hoffe du liest diese hier auch mal und könntest mir ein bisschen Rückmeldung geben:) und alle anderen natürlich auch;)     

Lehrer×Schüler OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt