Jisung.
Nun war es wirklich so weit gewesen. Der erste Schultag auf meiner neuen Schule stand vor der Tür und so wie es vorauszusehen war; ich hatte gar keine Lust.
Ich hasste nämlich jegliche Art von Veränderungen und auch wenn es mir meine alte Schule nicht besonders einfach gemacht hatte, beruhigte mich der Gedanke, dort auf bekannte Gesichter zu treffen.
Nun war ich jedoch alleine und das gefiel mir mit Abstand am wenigsten.
»Ich bin wohl ziemlich früh dran.«, murmelte ich zu mir selbst, als ich das gigantische Gebäude vor mir betrat und bemerkte, dass hier beinahe keine einzige Menschenseele war.
Es war ganz einfach ruhig und angenehm; noch.Ich ging mit kleinen Schritten weiter zu den großen Treppen, die fast die ganze Halle einnahmen, während sie in die Höhen ragten, und blieb für einen Augenblick in mitten der Halle stehen.
Aufgeregt richtete ich die schwarze Cap, welche ich trug und fing dann an nervös mit meinem Kreuzohrring, den ich immer trug, da er eine wichtige Bedeutung für mich hatte, herum zu spielen, ehe ich hoch zu den besagten Stufen blickte, welche von der Morgensonne wunderschön beleuchtet wurden und dadurch einen Hauch an Magie erzeugten. Dann schluckte ich bloß nervös.
Plötzlich aber ertönten lauter kreischende Schreie, die ich zu Mädchenstimmen zuordnen konnte, wo gerade eben noch komplette Stille herrschte. Ich erschrak vollkommen und wurde so aus meiner kurzen Tagträumerei geholt.
Doch bevor ich mich umdrehen konnte, um mir eine Erklärung für den plötzlichen Lärm zu liefern, wurde ich von einer riesigen Menschenmenge überrumpelt und durch die Gegend geschubst, da sie alle in Richtung Eingang rannten und ich wie eine Art Gegenwind war.
Das einzige was ich aus der Masse entnehmen konnte, war der Name »Minho!« oder auch Rufe, wie »Minho ist da!« oder »Minho und Changbin!«
Als die Masse dann aber auf einmal einen großen Kreis um die Eingangstüre bildete, hatte ich endlich die Chance mich umzudrehen und die Szene vor mir zu betrachten.
Während all die Menschen ihren Fokus komplett verloren hatten und bloß auf zwei männliche Gestalten im Vordergrund blickten, konnte ich mich unauffällig dazumischen und mir einen vollen Überblick verschaffen.
Ich blickte durch die verschiedenen Gesichter und erkannte, dass sie beinahe so aufgeregt und fokussiert waren, dass sie längst die Kontrolle über ihr eigenes Handeln verloren hatten; ich dazwischen ohne zu verstehen was genau sich hier gerade abspielte.
Scheinbar war ich aber nicht der Einzige gewesen, der unter den ganzen Schülern noch die Kontrolle besaß einen klaren Kopf zu behalten. Denn in der Mitte, da wo das Licht nur so auf den Boden schien und seine Haut mit einem Hauch an Glanz beflügelte, stand ein hellbraunhaariger Typ, der sich lässig durch die Haare ging und ein schelmisches Grinsen auf dem Gesicht trug.
Neben ihm ein weiterer Fremder, der eine oversized Bomberjacke trug, dessen Kragen er gerade richtete. Sein Gesicht konnte ich jedoch aus der Entfernung schlecht erkennen, denn er stand hinter dem Brünetten und trug dazu ebenfalls eine schwarze cap wie ich es tat. Sein Gesicht ebenfalls für den Moment auf den Boden gerichtet.
Doch der Typ mit dem Grinsen – den konnte ich klar und deutlich betrachten und es schien als war ich nicht der Einzige hier gewesen, der ihm gerade seine Aufmerksamkeit schenkte.
Als ich nämlich einen weiteren Blick in die anderen Gesichter warf, bemerkte ich, dass alle Augen auf den Jungen in der Mitte gerichtet waren. Und dieser – ja, der genoss all die Aufmerksamkeit, die er gerade bekam, das merkte man ihm an.
Scheinbar war er es bereits gewohnt gewesen so begrüßt zu werden.Plötzlich aber, da huschte der Blick des zunächst unscheinbaren Freundes mit der Bomberjacke hoch und direkt zu mir rüber und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er mich nicht mit seinem Starren durchbohrt hatte; Ich schluckte.
Es war unheimlich und dabei war ich gerade einmal einige wenige Minuten hier gewesen.
—
Während die beiden Ankömmlinge von jeder Seite bequatscht wurden und beinahe keine Chance hatten aus jener Situation zu entkommen, ging es mir ähnlich.
Ich versuchte mich nämlich ebenso aus diesem Chaos zu befreien, indem ich mich durch die vielen Schüler quetschte und den Weg in meine neue Klasse suchte.
Da meine Mutter die Tage davor bereits in Kontakt mit der Schule getreten war, konnte ich es mir ersparen ins Sekretariat zu latschen. Alles was ich noch zutun hatte, war den Raum 208 zu finden. So hatte ich es zumindest in Erinnerung gehabt; ob ich richtig lag, würde sich früher oder später wohl ergeben, dachte ich mir.
Und eigentlich war ich auch recht gut dabei gewesen, denn alles worauf ich mich gerade konzentrieren konnte, war der Bogen in meiner Hand, der das Innere des Schulgebäudes abbildete und die unzähligen Raumnummern an den Türen.
Aber als hätte ich es nicht besser wissen müssen, stieß ich mit voller Wucht gerade als ich am Ende des Getümmels angekommen war in eine andere Person und diese schien nicht wie die Anderen im Chaos verirrt zu sein; das hätte ich gemerkt.
Sofort wurden meine Augen größer als ich realisierte, dass es der Brünette war, dem ich gerade unvorsichtig gegen die Brust gelaufen war. Und auch die Menschen, die auf einmal um uns herumstanden, machten mehrere Schritte zurück; scheinbar war es unüblich, dass jemand dem Brünetten so nahe kam.
»Hey, jetzt pass doch auf!«, ertönte eine nervige Stimme, doch es war nicht der Junge, der plötzlich zu mir sprach. Es war ein Mädchen aus der Menge, die auf mich einredete, doch als ich meinen Kopf hob und direkt in ihre Augen starrte, verstummte sie plötzlich einfach.
Es entstand ein unruhiges Gemurmel, denn sie warteten wahrscheinlich auf eine Reaktion des Jungen vor mir. Ich aber wollte gar nicht auf eine Antwort warten, schon gar nicht wollte ich jetzt schon all die Aufmerksamkeit auf mich ziehen, sodass ich mich bloß kleinlaut entschuldigte und Anstalten machte wieder verschwinden zu wollen.
»Schon gut.«, hörte ich nun die feste Stimme meines Gegenübers und augenblicklich blieb ich wie angewurzelt stehen; warum wusste ich selbst nicht, aber sein Blick, welcher zunächst von oben nach unten und dann wieder von unten nach oben wanderte, ließ mich versteinern.
Dann wandte sich sein Augenpaar von mir ab und ich folgte seinem Kopf, der gerade dabei war durch die Mädchen-Menge zu wandern.
»Wer ist denn der kleine dort?«
»Der ist aber süß.«
»Kennt Minho ihn?«Ich achtete gar nicht erst auf all die Bemerkungen. Alles was ich tat, war dem Jungen, der scheinbar auf den Namen Minho hörte dankend zuzunicken und dann endgültig an ihm vorbei zu huschen.
Diese Situation war sichtlich unangenehm gewesen, denn sie erinnerte mich an meine eigene Schule, wo genau ich selbst im Mittelpunkt stand.
Hier war ich jedoch hingegangen, mit der Hoffnung einfach in der Masse unterzutauchen und unbemerkbar zu bleiben, damit mir nicht dasselbe Schicksal drohte.
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1 MONTH ・ minsung
Fanfiction➠ Eine Wette, eine Aufgabe und genau ein einziger Monat; das war es anfangs für den berüchtigten Minho gewesen, den beliebtesten Jungen der Schule und der Schwarm aller Mädchen, die ihm nur so zu Füßen lagen. Doch woher sollte dieser schon wissen...