𝟏𝟒 ; Keine Entschuldigungen nötig

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Minho.

Für einen Moment blieb die Zeit stehen.

Ich hatte beinahe vergessen zu atmen, als ich die völlig waghalsigen Worte des Kleineren vernahm, welcher mich mit großen Augen betrachtete und auf eine wahrscheinlich entsetzte Reaktion meinerseits wartete.

Ich zog einmal scharf die Luft ein; wollte gerade zum reden ansetzen, ehe der Knirps sich einfach umdrehte und Anstalten machte davonzulaufen, wie gestern im Schulkorridor. Doch nicht dieses Mal!

Ohne auch nur für einen Moment darüber nachzudenken, was ich gerade tat, fasste ich Jisung am Arm und hielt diesen somit davon ab die Flucht zu ergreifen.
»Nicht so schnell.«

Perplex drehte sich der Blondschopf wieder zu mir um und starrte mir stillschweigend in die Augen, jedoch war er mir diesmal näher als uns beiden lieb war. Seine Brust hatte für einen Sekundentakt meine gestreift, wodurch ich mich automatisch am ganzen Körper verspannte, aber auch er schien angespannt; schließlich stand er wie versteinert vor mir und sagte kein Wort. Das beruhigte mich ein wenig und gab mir allmählich zu verstehen, dass immer noch ich die Oberhand von uns beiden besaß.

»Ich wollte mich für gestern entschuldigen.«, platzte es aus mir heraus, wie ein dummer Witz, den man zu voreilig gemacht hatte und nun viel lieber wieder zurückziehen wollte, da man bemerkt hatte, dass keiner lacht.

Langsam wurde ich stutzig, denn der Angesprochene rührte sich immer noch kein Stück; sogar meine Hand verweilte weiterhin auf seinem Arm. Man hätte denken können, er war kurz davor zu ersticken.

Doch plötzlich zog er seinen Arm hastig aus meiner Hand, trat einen Schritt zurück und seine verwirrte Stimme ertönte: »Wofür eigentlich?«

Ich konnte an seinem zögerlichen Blick und seiner ablehnenden Haltung erkennen, dass er mir nicht traute. Er schien zu merken, dass etwas eigenartig war.
Ich wusste, er würde es nicht einfach für mich machen.

»Ich schätze, ich hab dich gestern ziemlich dumm angemacht.«, schmunzelte ich, ehe ich fortfuhr. »Wir sollten kein großes Ding draus machen, schließlich bist du neu hier.«

Ein skeptischer Blick seinerseits durchbohrte mich, aber schließlich knickte er doch ein. »Passt schon.«, hauchte er mir entgegen. Ich glaubte sogar seine Mundwinkel ein Stück in die Höhe zucken zu sehen.

Ich grinste, denn alles schien genau nach Plan zu laufen.

»Denkst du, es hat geklappt?«, ertönte plötzlich die laute Stimme meines Sitznachbarn neben mir, nachdem ich ihm von meinem vorherigen Erfolg auf dem Schulflur erzählt hatte.

Ich war bereits ins Klassenzimmer zurückgekehrt und hatte es mir auf meinem Sitzplatz in der letzten Reihe bequem gemacht, ehe Changbin mich grüßte und sich ebenfalls niederließ.

Paar Reihen vor uns saßen zudem weitere Schüler; tratschten über belanglose Themen oder tippten auf ihren Smartphones herum, solange es ihnen noch erlaubt war. Chan und Jisung hatte ich ebenso in meinem Blickfeld und stellte hin und wieder sicher, dass sie uns in unserem Gespräch nicht belauschten. Ich konnte es mir nicht leisten, wenn Jisung jetzt schon Wind von meinen Plänen bekam, denn dann könnte ich mir die versprochenen 50€ in die Haare schmieren.

»Noch lauter geht's nicht, oder?«, zischte ich genervt in Changbins Richtung, während dieser mich nichtsahnend und zugleich verwirrt musterte. Typisch für ihn, er wusste nie was er anstellte, da er nur Blödsinn im Kopf hatte.

»Als hätte er das gehört. Schau ihn dir doch mal an! Wie er Chan beim reden bewundert, als würde er jeden Moment in Ohnmacht fallen.«, zeigte er spöttisch mit seinem Zeigerfinger auf den Jüngeren und verdrehte die Augen.

Ich hingegen bemerkte beim Betrachten des Blondschopfs, dass er viel mehr angespannt wirkte, als bewundernd. Und ehe ich mich versah, stand dieser auch schon auf und lief mit stürmischen Schritten aus dem Klassenraum.
Chans verwirrter Blick zunächst auf den Türrahmen gerichtet, dann in meine dunklen Augen schauend. Ich wusste was er denken musste.

Ich wusste was er von mir und besonders Changbin hielt...


𝟏𝟒

1 MONTH ・ minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt