𝟕 ; Ganz locker, Brauner

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Jisung.

Nun war ich wohl doch noch meinem Untergang geweiht so dachte ich zumindest, denn der Braunhaarige stand wie ein Gigant, dessen Feuer sich soeben entfacht hatte, vor mir und wartete äußerst ungeduldig darauf, dass ich es wagte mich noch einmal zu wiederholen, doch das nur über meine Leiche!

Ich hatte genau jetzt realisiert, dass ich mich lieber doch von unzähligen Mädchen bequatschen ließ als in die Augen eines angsteinflößenden Typen zu blicken.
Und diese Augen... Sie waren funkelnd braun, wie Schokomousse, verführerisch, geheimnisvoll und trotzdem... angsteinflößend.

Wie auch immer, ich musste eine Antwort liefern und das möglichst schnell, weil ich hatte mittlerweile das Gefühl, nicht nur von seinen Augen zerdrückt zu werden, sondern auch von denen, die sich schon länger um mich herum gebildet hatten.

»E-Ehm«, ich stotterte nervös vor mich hin, als ich meinen Kopf zögerlich zu dem Älteren richtete, jedoch konnte ich es mit einem schrägen Lachen überspielen. Dabei legte ich verlegen meine Hand an meinen Nacken und sprach etwas selbstsicherer weiter. Was ich aber von mir gab, kam einfach nur wie eine Pistole herausgeschossen völlig fern von guter Überlegung und Bedacht.

»'Tschuldige... vergiss den letzten Part. Ich hätte bloß deine Aufmerksamkeit nicht anders bekommen können.«

Plötzlich stand ich, wie völlig entschlossen und glänzend vor Selbstbewusstsein vor ihm, hielt seinem immer noch unüberzeugtem Blick stand als sei ich seiner Ausstrahlung gewachsen wie kein Anderer. 

Die vielen Menschen um uns herum beobachteten das ganze Szenario nur schweigend. Einige schluckten, Andere weiteten ihre Augen, gespannt darauf, was als nächstes passieren würde.

Selbst der Gesichtsausdruck des Schwarzhaarigen Changbin, welcher immer noch etwas im Hintergrund versteckt war, veränderte sich zu einem überraschten Oder war er sogar beeindruckt von meinem plötzlichen Selbstvertrauen?

Was es auch war, alle starrten, pausenlos, direkt in meine Seele und würde der frische Wind nicht ab und zu an uns vorbeiziehen, wäre ich wohl schon längst erstickt.

»Ach, du willst auf einmal auch noch meine Aufmerksamkeit?«, kam Minho nach all den Blicken, die ausgetauscht wurden endlich wieder zu Wort, doch es dauerte nicht einmal einen Moment mehr, da war ich wieder von ihm eingeschüchtert. Gott, ich hasste dieses Gefühl jetzt schon nicht alles unter Kontrolle haben zu können.

Zwischen meinen Gedankenzügen sprach er weiter: »Dir reicht es anscheinend nicht einmal  aus, dass dich jedes Mädchen von der Seite anquatscht, mit komischen, oberflächlichen Fragen, die sie doch eigentlich eh nicht beantwortet haben wollen, weil sie bloß nach deiner Aufmerksamkeit verlangen Dem Wunsch aufzufallen und nicht vergessen zu werden.«, mit jedem Atemzug wurden seine Worte lauter, abwertender und doch brüllte er diese nicht heraus; es war der letzte Respekt, den er seinen Mitmenschen entgegenbrachte, auch wenn ihm diese sowieso trotz jeder Schande augenblicklich verzeihen würden.

Er verschränkte seine Arme vor der Brust, eine seiner Augenbrauen war in die Höhe gezuckt. Schon wieder, dieser skeptische Blick. Der würde sich jetzt wohl als erstes in meinem Gehirn einbrennen, wenn ich an Minho denken würde. Tja, wer wollte überhaupt schon an diesen aufgeblasenen Idioten denken?
Und da hatte ich es wohl doch wieder gesagt; nun, wohl eher gedacht.

Während er also so dastand, blinzelte ich bloß zweimal verwirrt und überrascht zugleich mit meinen Augen, als ich ebenfalls wieder zum sprechen ansetzte. »Woah ganz locker, Brauner«, riss ich einen kleinen Witz und machte dabei mit meinen Händen eine defensive Bewegung vor meine Brust; meine Handflächen zeigten dabei zu ihm als wolle ich ihn von mir fern halten Bedacht, dass ich in einer nach wie vor die Dose von Chan hielt.

Dennoch, der Witz hatte nichts bei ihm ausgelöst, außer, dass es ihn wahrscheinlich noch wütender stimmte als sowieso schon. Doch woher hätte ich auch wissen sollen, dass der unscheinbare Junge von heute Morgen in der Eingangshalle zu einer plötzlichen Bestie mutierte, die kurz davor war mich als Nächstes zu zerfleischen?

Wie auch immer, jetzt war es wohl wirklich vorbei für mich gewesen und auch, wenn ich eigentlich Angst davor haben sollte, was nun als nächstes passieren würde, war ich viel mehr gespannt darauf. Die Menge ebenso.

Bevor mein Gegenüber sich jedoch wieder fangen konnte, um entweder wieder gegen mich zu schießen oder mir eine gewaltige Faust gegen meine Visage zu verpassen, ertönte eine ganz andere Stimme aus der Ferne, die sich Stück für Stück durch die Menschenansammlung hangelte.

»Jisung! Wo bleibst du denn? Herr Lee bat mich schon nach dir zu suchen, mit der Sorge du seist schon wieder verloren gegangen und wüsstest den Weg nicht zurück in die richtige Klasse.«

Es war Chan, der plötzlich zwischen den uninteressanten Gesichtern hervorkam und mich mit einem fragenden Blick anschaute.
Bald durchbohrte mich wohl die ganze Schule mit ihren Blicken.

Ich seufzte erleichtert aus, drehte mich augenblicklich mit dem Rücken zu dem Brünetten, der immer noch wie ein wildes Tier vor mir stand und mit seiner Selbstbeherrschung zu kämpfen hatte. Witze waren anscheinend wirklich nichts für ihn gewesen.

Meine ganze Aufmerksamkeit lag nun auf dem Silberschopf und erst jetzt realisierte ich, dass es meine Gelegenheit zur Flucht war.

Also ignorierte ich alle starrenden Augenpaare und packte Chan einfach am Arm, ehe ich mich endgültig mit ihm aus dem Staub machte aus der Richtung, aus der Chan gerade eben selbst noch gekommen war.


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1 MONTH ・ minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt