Es war bereits abends und wir hatten soweit alles vorbereitet, was es eben vorzubereiten gab. Kol hatte einen ganzen Rucksack voll mit Pflöcken, Eisenkrautbomben und Armbrüsten gefüllt, welche er aber seiner Ansicht nach gar nicht erst brauchen würde. Sicher war sicher, wo viel stand aber fest, wir konnten nichts riskieren. Ich hatte in der Zwischenzeit einige dunkle Objekte gesammelt, welche es mir ermöglichen konnten, meine Magie unter Kontrolle zu halten, sodass sie mich nicht völlig konsumierte. Ich konnte also damit praktizieren, hatte aber bis zu einem gewissen Grad eine Absicherung, was Kol nebenbei sehr befürwortete, da er mich so gut es ging beschützen wollte. Zudem habe ich noch einige Zauber gesprochen, naja viele kannte ich ja nicht, welche unserem Schutz dienten und uns etwas unantastbarer machten. Es galt alles zu nutzen, was es nur gab und uns in jeglicher Hinsicht helfen konnte.
Noch einige Stunden verblieben, bis es nun allmählich so weit war. Mir war schon etwas mulmig bei der ganzen Sache, ich redete mir aber immer wieder Mut ein, da ich nicht wollte dass Kol sah, wie ich schwächelte. Wir hatten alles durchdacht und durchgesprochen, es konnte also nichts schiefgehen. Natürlich musste man immer mit Komplikationen rechnen, aber ich hoffte, dass diese uns keinen großen Strich durch die Rechnung machten.
Ich ging hoch in Kols Zimmer, wo er nachdenklich auf seinem Bett saß und mich beim Eintreten besorgt musterte. Er zweifelte also an mir, na toll, oder an meinem Plan, noch besser! Ich atmete tief ein und aus und näherte mich ihm behutsam.
"Hey, es wird alles gut, Kol!", sprach ich ihm liebevoll entgegen.
"Und wenn nicht? Es kann immer etwas schiefgehen, darling. Ich möchte dich nicht verlieren.", ich meinte fast eine Träne in seinem Auge erkennen zu können.
"Wir gehen einfach vom Besten aus, Babe.", ich kam ihm ein Stückchen näher und fügte dann noch ein "Ich liebe dich" hinzu.
Dies erwiderte er und zog mich in eine feste, aber dennoch sinnliche Umarmung. Er bedeutete mir wirklich sehr viel, so habe ich noch nie für jemanden empfunden.
"Es wird langsam Zeit für uns zu gehen, darling.", flüsterte er mir ins Ohr, setze mich von seinem Schoß ab und stand langsam auf. Ich erhob mich ebenfalls und so gingen wir beide aus dem riesigen Anwesen bedächtig aber sicher auf sein Auto zu. In Kols Auto angekommen, fuhr er stumm los. Die ganze Fahrt über sagte keiner ein Wort, was fast schon gruselig war. Die Stimmung war erdrückend, bis ich schließlich beschloss, die schreckliche Stille zu durchbrechen.
"Also wir fahren hinten an das Schloss ran und ich schleiche mich unauffällig durch den Geheimgang, während du durch den Haupteingang gehst und vorgibst, einen Deal aushandeln zu wollen.", fasste ich unseren Plan nochmals zusammen, wobei sich meine Stimme erstaunlicherweise sehr gefasst anhörte.
Als Antwort nickte Kol nur stumm und starrte weiterhin auf die Straße. Nach dem Unfall hatte er sich einen neuen Wagen zugelegt, welcher bestimmt das Doppelte kostete, wie sein Alter. Alles sah sehr edel aus. Die Sitze und das Lenkrad waren in Leder gebunden und die gesamte Ausrüstung machte einen sehr hochwertigen Eindruck.
. . .
Wir waren mittlerweile in der Nähe des Schlosses angekommen und stiegen aus, um uns unsere Sachen aus dem Kofferraum zu schnappen. Als wir bereit waren gingen wir los und machten uns auf den Weg. Das Schloss war nun nur mehr wenige hundert Meter von uns entfernt und man konnte schon die hohen Türme emporragen sehen. Je näher wir ihm kamen, desto mehr enthüllte es sich, bis wir schließlich aus sicherer Entfernung das gesamte Meisterwerk betrachten konnten. Das Schloss sah schon etwas mitgenommen und in die Jahre gegangen aus, die Architektur ließ mich aber dennoch staunen. All die durchdachten, gekonnten Details des Bauwerks ließen mich trotz des Zustandes immer noch aufstaunen. Warte mal, immer noch? Mein Bewusstsein sagte mir, ich war schon einmal hier gewesen, aber ich konnte mich einfach nicht daran erinnern. Diesen Gedanken musste ich nun aber beiseite schieben, es gab wichtigeres zu tun.
Kol deutete mir den ungefähren Ort des Geheimganges an, welcher von weitem allerdings nicht klar zu erkennen war. Ich hatte ihm ja davon erzählt, wo er sich ungefähr befinden musste, und sein Anhaltspunkt war dem schon sehr nahe. Auf der anderen Seite der Residenz befand sich der Haupteingang. Nachdem Kol ihn betreten hatte und so alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben würde, würde ich mich so schnell wie möglich zu dem Geheimgang begeben. Dort würde ich dann den Gang hinaufgehen und schließlich in dem mysteriösen Saal landen, in der Hoffnung dessen Magie absorbieren zu können und dann ein magischen Buch zu finden. Also noch komplizierter hätte man das auch nicht ausdrücken können. So weit, so gut, nun galt es den Plan in die Tat umzusetzen.
Kol gab mir einen Kuss auf die Wange, warf mir einen verabschiedenden Blick zu und machte sich auf den Weg. In der Zwischenzeit versteckte ich mich hinter einem Baum, um nicht zufälligerweise doch entdeckt zu werden, und so den ganzen Plan zu vermasseln. Hier blieb ich noch eine kurze Weile, bis ich mir ziemlich sicher sein konnte, dass die Luft rein war. Ich musste mich jedenfalls beeilen, viel Zeit hatte ich nicht.
Ich rannte so schnell wie möglich auf die vorhin besagte Stelle zu und erblickte tatsächlich eine Tür an einem Ort, an dem man für gewöhnlich keine vermutet hätte. Der Griff war kaum erkennbar und verlief fast in die Architektur über. Ich griff danach und zog an dem Griff, doch zu meinem Bedauern passierte nichts. Was für ein Mist, die Tür musste nach all den Jahren eingerostet sein. Das war zwar einerseits ein gutes Zeichen, da die Vampire den Geheimgang nicht kannten, andererseits konnte ich die Tür nicht öffnen, zumindest nicht mit physikalischer Kraft. Ich beschloss mich also, auf den Griff zu konzentrieren, da mir noch ein letzter Funken Magie von letztem Abend blieb und tatsächlich hatte es funktioniert! Die Tür schwang auf und vor mir tauchte ein dunkler Gang auf, welchen ich geschwind betrat und zügig die Tür hinter mir schloss. Schließlich wollte ich ja nicht gesehen werden, andererseits sah ich nun nichts mehr. Eigentlich hätte ich mir jetzt eine Flamme mit meiner Magie gezaubert, welche es mir erlaubte zu sehen, allerdings war meine letzte Magie gerade verbraucht worden. Na schön, dann musste eben eine andere Option her: Ich holte mein Handy aus meiner Jackentasche und schaltete die Taschenlampe an.
Bei dem Anblick, der sich vor mir erstreckte, schreckte ich kurz auf. Dieser Gang musste schon hunderte von Jahren alt sein, so viele Spinnenweben (inklusive Spinnen!) wie hier hingen. Alles roch nach Staub und ein leichter Geruch von Verwesung stieg mir in die Nase. Ich wollte schleunigst raus hier, also begab ich mich direkt auf die Treppe zu und begann allmählich die Stufen hinaufzugehen, von welchen es definitiv viel zu viele gab. Stufe um Stufe ging ich den Weg hinauf und wich dabei immer wieder den Spinnenweben und Insekten aus, die ich ungewollt antraf. So ging das alles weiter, bis ich endlich oben ankam und nur noch eine Türbreite von meinem Ziel entfernt war.
Völlig erschöpft und schweratmig fokussierte ich mich noch kurz und ging in mich, um meine Gedanken und Emotionen zu ordnen. Gleich war es soweit, gleich würde ich hoffentlich das finden, wonach sich meine Seele sehnte. Allerdings würde ich gleich auch mit meiner dunklen Seite konfrontiert werden, welche keinesfalls die Überhand gewinnen durfte. Ich musste mit mir selbst im Reinen sein, sonst würde alles schief gehen. An mir durfte es nicht scheitern! Ich würde mich unter Kontrolle haben, zumindest würde ich es versuchen und um die Oberhand kämpfen. Kampflos gab ich mich nicht vor meiner Dunkelheit geschlagen, so viel stand fest.
Meine Hand streckte sich langsam nach der Tür aus und öffnete diese dann ruckartig. Licht schoss mir entgegen, an welches sich meine Augen erst gewöhnen mussten. Der Raum stand im kompletten Kontrast zu dem Geheimgang. Aus dunkel wurde hell. Ich hatte allerdings die Befürchtung, dass es bei mir genau andersrum sein würde...
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Dark Love - Kol Mikaelson Ff ✔
FanfictionAmber lebt in Mystic Falls und hat seit einiger Zeit furchtbare Albträume, welche ihr einfach keine Ruhe geben. Als sie dann eines Tages Kol kennenlernt, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Doch nicht nur er scheint ein Problem darzustellen...