Kapitel 30

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Der Schultag verlief relativ gut, bis auf eine kleine Abfrage in Französisch, bei der ich im Übrigen eine 1 bekommen habe, saß ich den ganzen Tag nur da und erstellte mir in Gedanken bereits einen neuen Plan. Mich selbst hatte ich ebenfalls unter Kontrolle, glücklicherweise ist nichts vorgefallen, bei dem ich meinen Emotionen hätte freien Lauf lassen können. Als die Schulglocke endlich klingelte, und mich von diesem eintönigen Ort befreite, begab ich mich auch schon auf den Weg. Ich wollte meine Mum mal wieder besuchen und schauen, wie es ihr ging. Schließlich musste ich ja wissen, wie lange ich noch sturmfrei hatte und meinem Vorhaben ohne Zwischenfälle nachgehen konnte. Das Krankenhaus lag nur wenige Meter von meiner Schule entfernt, also dauerte es gerade einmal fünf Minuten, bis ich da war. Das Zimmer kannte ich ja bereits, und so ging ich direkt in die Richtung. Kaum war ich an der Tür angekommen, begann ich mich zu wundern, wieso denn so viel Personal um sie herumstand. Ohne vorher anzuklopfen platzte ich in den Raum, woraufhin ich auch schon geschwind angewiesen wurde, ihn zügig wieder zu verlassen.

"Das hier ist meine Mutter, ich will sofort wissen, was los ist!", überkamen mich langsam meine Gefühle.

"Es gab anscheinend einen Angriff, Miss. Wir kümmern uns um Ihre Mutter, verlassen Sie nun bitte den Raum.", wies mich eine der Krankenschwestern an.

"Einen Angriff? Sollte Ihr Krankenhaus nicht sicher sein? Ich fass es ja nicht...", mehr bekam ich nicht heraus, da ich auch schon wieder aus dem Zimmer gedrängt und mir die Tür vor der Nase zugeklatscht wurde. Ich war wütend, da ich wusste, dass das nur eine Person gewesen sein konnte, nämlich James. Der konnte was erleben, wenn ich den nochmal zwischen die Finger bekam, dann wars das mit ihm! Wütend verließ ich das Krankenhaus und machte mich schleunigst auf den Weg zu mir nachhause. Da ich die meiste Zeit bei Kol verbrachte, war ich die letzten Tage nicht mehr hier gewesen, also war es mal wieder Zeit nach dem rechten zu schauen. Auf dem Weg dahin beruhigte ich mich wieder, schließlich musste ich meine Fassung wahren, ein Gefühlswirrwarr brachte mir in dieser verklemmten Situation rein gar nichts. Zwar kontrollierte mich meine dunkle Seite immer noch, aber durch den Vorfall mit meiner Mutter hatte ich das Gefühl, dass sich ein kleines Loch hindurchgebahnt hatte. Eines, welches ein Fünkchen an Emotionen zuließ.

Nach einer halben Stunde Fußmarsch kam ich auch schon endlich an meinem Haus an, wobei ich direkt merkte, dass etwas nicht stimmte. Wie allzu oft stürmte ich einfach durch die Tür hinein und nahm einen Duft war, welcher sich mir beim letzten Mal schon eingeprägt hatte. James ist oder war zweifellos hier gewesen. Auf dem Küchentisch sah ich sogleich einen Zettel, welcher mir direkt ins Auge gesprungen ist. Schnellen Schrittes ging ich darauf zu und las mir die Botschaft durch, welche sich auf ihm befand.

'Habe deiner Mutter einen kleinen Besuch abgestattet, was für ein freches Ding, da kommst du ganz nach ihr. Beim nächsten Mal wird sie mir nicht so glimpflich davonkommen, ebenso wenig wie du, Amber! Beste Grüße, James'

Innerlich brannte ich und ich konnte förmlich spüren, wie sich meine Augen schwarz färbten. Ich bebte buchstäblich und ehe ich mich versah zersprang auch schon der riesige antike Wandspiegel im Wohnzimmer nebenan und die Scherben flogen durch das halbe untere Stockwerk. Ich stellte fest, dass auch ich nicht ganz unverschont blieb, und bemerkte einige Glassplitter an meinen Unterarmen, welche ich mir schützend vors Gesicht gehalten hatte. Na toll, jetzt durfte ich mich auch noch darum kümmern. Das Blut rann mir über meine Arme und tropfe auf den weißen Teppich, der die Küche durchzog. Wäre meine Mutter hier, würde sie mich jetzt bestimmt anschwärzen. Geschwind begab ich mich ins Bad, um nicht noch mehr zu versauen und erschrak mich augenblicklich beim Blick in den Spiegel. Ich war nicht alleine in diesem Raum. Hinter mir befand sich James, welcher wohlgemerkt den Überraschungseffekt ganz auf seiner Seite hatte. Mir blieb keine Zeit zu reagieren, denn schon wurde ich durch den Raum geschleudert und landete in der Glaswand des Duschecks, welche auf Anhieb zersprang. Toll, das bedeutete Unglück für die nächsten paar Jahre meines Lebens.

Ich keuchte vor Schmerz auf, da nun mein gesamter Körper von feinen, aber höllisch schmerzhaften Schnittwunden übersät war. Ich konnte mich kaum regen, da stand er auch schon wieder über mich gebeugt und äußerte sich zum ersten Mal an diesem Tag.

„Na, hast du mich vermisst?", grinste er mich an.

„Fahr zur Hölle!", machte ich ihn an und schleuderte ihn im nächsten Moment gegen die gegenüberliegende Wand. Ich spürte meinen Körper zwar kaum mehr, aber dafür, was er meiner Mutter angetan hat, würde er büßen. Langsam rappelte ich mich auf, wobei ich im nächsten Moment aber auch schon wieder zusammenbrach. Schmerzverzerrt blickte ich auf und sah ihm dabei direkt in sein immer noch grinsendes Gesicht. Er hob mein Kinn an, was ich widerwillig zulassen musste, und stellte mir die Frage, auf die ich schon gewartet hatte.

„Amber Schätzchen, wo ist das Buch? Wo hast du es versteckt?", natürlich ging es ihm nur darum und er würde alles tun, um daran zu kommen.

„Das wüsstest du wohl gerne, was?", ich bemühte mich ebenfalls um ein Grinsen, was allerdings aufgrund meiner Schmerzen kläglich scheiterte.

Er wiederholte seine Frage nochmals, klang aber dieses Mal um einiges ernster. Als ich ihm keine Antwort darauf gab packte er mich noch fester und wollte sich gerade an meinem Hals vergreifen, als er grob von mir gerissen wurde. Ich war mittlerweile schon so schwach, dass ich nur erahnen konnte, um wen es sich handelte. Gerade in dem Moment, als meine Augen drohten, für immer zuzufallen, spürte ich einen vertrauten Arm um mich, welcher mich langsam und behutsam aufsetzte. Mit seinem anderen Arm hielt er mir sein Blut hin, welches ich mit meiner letzten Kraft trank. Wenige Momente später hatte ich wieder meine volle Stärke zurückerlangt und anstatt mich bei Kol zu bedanken, blickte ich als erstes hinter ihn, um die Leiche von James zu betrachten, doch ich wurde enttäuscht. Da war keine!

„Du hast ihn entkommen lassen?!", funkelte ich Kol an.

„Bitte was?", ihm blieben förmlich die Worte weg. Als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte, fuhr er fort: „Ich war zu beschäftigt damit, mal wieder dein Leben zu retten. Hätte ich dich sterben lassen sollen?"

„Ich hätte schon noch etwas länger durchgehalten! Man Kol, du hättest ihn ein für alle Mal aus Welt schaffen können!", im Gegensatz zu ihm hatte ich mich noch nicht wieder beruhigt.

„Hättest du nicht, das weißt du ganz genau!", er betonte jedes einzelne Wort und sah mir dabei eindringlich in die Augen. Bestimmt vermutete er schon, dass etwas nicht stimmte, und das war ganz allein meine Schuld.

„Na schön, vielleicht wäre ich gestorben, aber ich hatte immer noch dein Blut in meinem Organismus, heißt ich wäre wieder aufgewacht.", entgegnete ich ihm impulsiv.

„Als Vampir, willst du das wirklich?", seinen Blick konnte ich nicht wirklich deuten. Da lag etwas an Traurigkeit und Skepsis, aber auch Demut in ihm.

Darauf hatte ich ehrlich gesagt keine Antwort. Klar war ich mit einem Vampir zusammen, aber so wirklich Gedanken hatte ich mir noch nicht gemacht, selbst einer zu werden.

„Ich...", mehr brachte ich nicht heraus. Es gab jetzt wirklich Wichtigeres zu tun. James war noch irgendwo da draußen und meine Mutter somit nicht in Sicherheit. „Das ist jetzt egal, ich muss James finden!", gerade als Kol mit aufstehen wollte, ließ ich ihn mit einer fixen Bewegung wieder zu Boden sinken. Ich konnte ihn gerade wirklich nicht gebrauchen. Bestenfalls lässt er James wieder unverschont davonkommen, nein danke, da mach ich das lieber selbst. Selbstbewusst verließ ich mein Haus und machte mich auf den Weg. Er wollte das Buch? Schön, dann sollte er es auch kriegen. Zumindest sollte er das denken. Während er damit beschäftigt sein würde mir hinterherzulaufen, würde meine Mutter wenigstens weiter unverschont bleiben.

Dark Love - Kol Mikaelson Ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt