Kapitel 36

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Eine halbe Stunde später waren wir auch schon angekommen. Schon von weitem konnte ich die dröhnende Musik hören, was meine Kopfschmerzen nicht gerade besser machte.

„Was wollen wir bitte auf einer Studentenparty? Uns betrinken bis es kein Morgen mehr gibt?", gab ich sarkastisch von mir.

„Fast...", antwortete er mir mit einem Grinsen auf seinen Lippen und zog mich nah an sich ran, sodass ich ihm direkt in seine Augen schauen konnte, „...hier wird es keiner merken, wenn wir unseren Blutdurst stillen. Der perfekte Ort für deine Verwandlung, keiner wird sich um uns scheren."

Kol sah mich zuversichtlich an, doch ich hatte da so meine Zweifel. Ich hatte Angst etwas falsch zu machen und aus Versehen jemanden umzubringen. Ich konnte keine unschuldigen Studenten umbringen. Jedes meiner bisherigen Opfer hatte es verdient, aber hier würde Blut an meinen Händen kleben. Ich schaute Kol etwas verzweifelt an, aber mit einer einzigen Geste konnte er mich im Handumdrehen beruhigen. Er küsste mich sanft auf meine Lippen, während er mich noch näher an sich heranzog. Ich liebte es, wenn er das machte. Nur noch ein kleiner Schritt, und es könnte für immer so sein. Langsam löste ich mich von ihm und zog ihn hinter mir her. Er lachte auf, anscheinend gefiel es ihm, wenn ich mal diejenige war, die die Sachen direkt anpackte.

Drinnen angekommen kam uns bereits ein starker Geruch von Alkohol entgegen und die Musik wurde nochmal ein ganzes Stückchen lauter. Um erstmal richtig in Stimmung zu kommen tanzten wir zusammen, während Kol mir ein paar Ratschläge zur Auswahl meiner Opfer machte. Gott, ich hasste es, wenn er sie so nannte, schließlich werde ich hier keinen umbringen. Nur ein paar kleine Schlucke Blut und gut ist.

„Was hältst du von der Blondine da hinten, darling?", wies mich Kol an und schaute in die Richtung.

„Wieso nicht?", antwortete ich schlicht.

Unauffällig näherten wir ihr uns, keiner schien uns zu bemerken, nicht mal sie selbst, bis wir nicht gute zwanzig Zentimeter vor ihr standen, so betrunken war sie. Kol sah ihr tief in die Augen und wies sie schließlich an, keinen Mucks zu machen. Dann biss er selbst ihr in den Hals, wo er einen Moment verharrte, bis er sich schließlich etwas widerwillig von ihr löste.

„Jetzt bist du dran, darling.", flüsterte er mir verlockend zu. Ich starrte eine Weile auf ihren Hals und die entstandene Wunde, aus der bereits etwas Blut floss. Langsam näherte ich mich ihr, immer noch ihren Hals anstarrend, bis auch ich letztendlich zubiss, erst etwas unsicher, nach einer kleinen Weile aber immer sicherer werdend. Das Blut erfüllte mich. Es war, als wäre ich plötzlich in meiner ganz eigenen, rosa-roten Welt, ohne jegliche Probleme. Das Adrenalin schoss durch meinen ganzen Körper und konsumierte mich. Es fühlte sich so an, wie wenn ich meine Magie wieder vollkommen zur Verfügung hatte, ohne Einschränkung, was ich jetzt letzten Endes auch hatte. Dadurch, dass ich jetzt ein Vampir bin, bin ich meine eigene Magiequelle und kann somit immer zaubern, wann immer ich will. Völlig gedankenverloren saugte ich weiter an ihrem Hals, bis mich Kol schließlich irgendwann von ihr wegzog.

„Das reicht Amber, du willst sie doch nicht umbringen.", redete er ruhig auf mich ein.

Falsch, in diesem Moment wollte ich nichts sehnlicher, als ihr den letzten Tropfen Blut aus ihrem Körper zu saugen. Ich wollte mehr Blut. Geschwind näherte ich mich ihr wieder, doch Kol hielt mich davon ab.

„Ich will mehr, Kol!", sagte ich aufgewühlt und fokussierte mit meinen Augen nur die pochende Halsschlagader des Mädchens.

„Das wirst du noch, aber nicht jetzt. Komm Amber, du musst sie manipulieren, damit sie das hier vergisst."

Gesagt getan, es funktionierte direkt auf Anhieb, als hätte ich in meinem ganzen Leben nichts anderes gemacht. Nun da ich fertig war merkte ich erst, wie anders sich alles anfühlte. Ich sah mich um und die Lichter wirkten viel heller als vorher, die Lautstärke war gefühlt auf einmal enorm gestiegen und wenn ich mich recht konzentrierte, konnte ich sogar die Gespräche einzelner Leute heraushören. Mit einem Mal wurde das Ganze aber zu viel für mich und ich wollte einfach nur raus, raus aus diesem Haus voller betrunkener, nach Alkohol stinkender Studenten. Noch ehe ich etwas zu Kol sagen konnte, packte er mich am Arm und innerhalb einer Sekunde waren wir bei seinem Auto.

„Ist schon gut, darling. Du hast dich gut geschlagen fürs erste Mal."

Meinte er das etwa ernst? Hätte er mich nicht abgehalten, wäre wahrscheinlich ein ganzes Dutzend dieser Studenten nicht mehr am Leben. Das Gefühl hatte mich vollkommen übernommen und ich hatte rein gar keine Kontrolle mehr über mich und mein Verhalten. Das musste ich ändern, ich musste den Drang kontrollieren können. Ich hoffte ja, Kol könnte mir dabei helfen, aber er war selbst nicht viel besser als ich. Wenn es zu viel wurde, konnte auch er es nicht mehr im Griff halten.

„Ich brauche etwas Zeit für mich, Kol, um erstmal mit der ganzen Sache klarzukommen.", sagte ich ehrlich. Natürlich liebte ich ihn, aber das hier war meine Hürde und nicht unsere.

„Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist, Amber. Du solltest in deinen ersten Tagen als Häretikerin nicht alleine sein. Ich will nicht, dass du etwas Dummes machst.", wies er mich an.

„So viel traust du mir also zu, na vielen Dank auch, Kol!", fuhr ich ihn an. Meine Emotionen waren nochmal stärker geworden und ich tat mich schwer damit, ruhig zu bleiben.

„Das ist es nicht, darling. Ich weiß selbst, wie schwer es sein kein...", fing er an, doch ich unterbrach ihn.

„Dann weißt du ja auch, dass ich es selbst auf die Reihe bringen muss, mich unter Kontrolle zu halten. Also bitte, gib mir etwas Freiraum.", sagte ich, mittlerweile schon wieder etwas ruhiger.

„Tut mir leid, aber das kann ich nicht verantworten.", kurz bevor er mich jedoch in sein Auto zerren konnte, brach ich ihm mit einer kleinen Kopfbewegung das Genick und sein Körper viel leblos zu Boden. Zumindest war ich mir jetzt sicher, dass meine Magie einwandfrei funktionierte. Ich ließ ihn neben seinem Auto liegen und begab mich in Richtung des Waldes, meinem liebsten Ort zum Nachdenken. Dort konnte ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen, ohne Angst zu haben, dass jemand etwas mitbekam oder ich aus Versehen jemanden verletzte. In Vampirgeschwindigkeit, welche ich komischerweise direkt draufhatte, machte ich mich also auf den Weg zu meinem Ruhepol.
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Hallo Leute,
Hier kommt wieder ein neues Kapitel. Ich würde mich freuen, wenn ihr einen Vote oder Kommentar da lasst. Ebenso wäre es schön, wenn ihr bei der letzten Info vorbeischauen könntet (einen Teil vorher), das würde mir echt helfen.
Zum Video: Das soll einfach die Partystimmung rüber bringen und zweitens liebe ich das Lied 😍😂
Danke fürs Durchlesen. Have a nice day!

Dark Love - Kol Mikaelson Ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt