Nur noch wenige Meter trennten uns voneinander, gleich würde ich ihn umbringen, und das auf die möglichst schmerzhafteste Art, anders hatte er es nicht verdient. So sprach die Dunkelheit aus mir und mit jedem Schritt bestärkte sie mich noch mehr.
„Noch irgendwelche letzten Worte, James?", lächelte ich ihn fast unschuldig an.
Er schaute mich als Antwort grinsend an. Hatte er denn gar keine Angst? Gleich war er tot und er scheute sich nicht einmal davor. Ich hob ihn mit meiner Magie an, sodass seine Füße den Boden nicht mehr berührten. Ich schaute ihm direkt in seine grauen Augen, bevor ich ihn gleich in Flammen aufgehen lassen würde. Gerade als ich meine Hand heben wollte, ergriff er wieder das Wort.
„Amber Schätzchen, wenn ich nicht lebend zurückkehre ist deine Mutter tot, darauf kannst du dich verlassen.", sein Grinsen hörte einfach nicht auf.
„Mhm netter Versuch! Ich glaub dir kein Wort!", sagte ich selbstbewusst.
„Wenn du es unbedingt darauf ankommen lassen willst, dann nur zu. Aber heul dann nicht rum, wenn es zu spät ist."
Ich begann wirklich zu zweifeln. Woher wollte ich wissen, dass er nicht wirklich jemanden auf meine Mutter angesetzt hatte. Wollte ich das Leben meiner Mutter wirklich aufs Spiel setzen? Trotz meiner Zweifel blieb meine Miene ausdruckslos. Schließlich sollte er nicht sehen, dass ich auch nur eine Sekunde zögern würde, um ihm das Leben zu nehmen. Ich machte den Andrang meine Hand zu heben, ließ es dann aber jedoch bleiben. Ich konnte meine Mutter nicht verlieren. Ich wäre ganz alleine und hätte dann gar keine Familie mehr. Mein Vater war zwar nie wirklich da und hatte mich wahrscheinlich auch nie geliebt, aber selbst er war nun tot. Eine Träne rann mein emotionsloses Gesicht entlang und meine Augen begannen sich weiter mit Tränen zu füllen. Stopp Amber, keine Schwäche zeigen, bleib stark! Schließlich ließ ich ihn mit einer leichten Kopfbewegung fallen.
„Sehr schön, das war die richtige Entscheidung!", sagte er so gefällig, als wäre es keine Überraschung für ihn.
„Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst bist du ein toter Mann!", drohte ich ihm.
„Ach ja, da wäre noch was: Gib mir das Buch, Schätzchen!"
Alleine dafür brach ich ihm in der nächsten Sekunde seinen Arm. Er sollte mich gefälligst nicht so nennen!
„Denk an deine Mutter...", fing er wieder an.
Ich machte mir wirklich Sorgen um sie, aber ich konnte ihm das Buch nicht einfach übergeben, es musste doch eine andere Möglichkeit geben. Spontan fiel mir jedoch nichts ein, also setzte ich an, ihm das Buch zu überreichen, welches ich immer noch fest in meiner linken Hand hielt. Ich hielt es ihm hin, doch bevor er es ergreifen konnte, hielt mich eine bestimmte Person davon ab.
„Nicht Amber, deine Mutter ist bereits tot!", schrie Kol durch den ganzen Saal.
„Was...?!", mehr brachte ich nicht heraus, denn meine ganze Welt schien gerade in sich zusammen zu brechen. Diese Barriere, die ich die ganze Zeit vor mir aufgebaut hatte, fiel schlagartig in sich zusammen und alles was blieb, war das Licht. Mein Licht. Die Dunkelheit erlosch und einzig meine Emotionen waren noch da, klarer und eindringlicher denn je zuvor. Tränen bahnten sich gewaltvoll den Weg in mein Gesicht und ich fing an zu schluchzen. Na warte, der konnte was erleben. Ich würde kein Erbarmen mit ihm haben, er würde sterben.
Mit einem schmerzverzerrten Gesicht blickte ich James an und an seinem Ausdruck konnte ich sehen, dass er das ganz anders geplant hatte. Mit einer Handbewegung schleuderte ich ihn nochmals gegen eine Wand, dieses Mal aber viel fester als beim letzten Mal. Meine Emotionen waren stärker als meine Dunkelheit, das waren sie schon immer gewesen, ich hatte es mir nur nie eingestehen wollen. Ich dachte die Dunkelheit würde mich stark machen, dabei hat sie mich nur von meinem eigentlichen, echten Ich ferngehalten.
Ich schritt auf ihn zu und vergoss dabei weitere Tränen, dabei behielt ich James aber ständig mit meinem Blick im Visier. Aus meinem Blickwinkel konnte ich sehen, dass Kol begann auf uns zuzugehen, doch dieser Kampf war nicht seiner. Ich wies ihn kurz an, dort zu bleiben wo er war und machte dann da weiter, wo ich aufgehört hatte. Einen Moment später ließ ich ihn auf den Fußboden fallen und James bretterte durch den halben Saal. Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, doch das gelang mir nicht besonders gut, denn meine Konzentration begann nachzulassen und ich dachte nur noch an meine Mutter. Genau in jenem Moment war ich diejenige, die durch den halben Saal glitt und mir dabei etwaige Verletzungen zuzog, die augenblicklich zu bluten begannen. Den Schmerz spürte ich kaum, da ich immer noch mit meinen Gedanken ganz woanders war, als ich es eigentlich sein sollte.
So lag ich nun da, mit dem Rücken auf dem kalten Boden des Saals, und mein Blick glitt auf die wunderschöne, verzierte Decke des prachtvollen Saals. Komm schon Amber, konzentrier dich! Ruckartig setzte ich mich auf und ließ einen lauten Schrei los, bei dem nicht nur James auf den Boden sank, sondern unbeabsichtigt auch Kol. Nachdem ich mich mit einem kurzen Blick vergewisserte, dass es ihm gut ging, wendete ich mich dem anderen Vampir zu. Ein Blick genügte und schon versetzte ich seinen Arm in Flammen, woraufhin er schlagartig aufschrie. Ich näherte mich ihm weiter und nun brannte auch sein anderer Arm. Mittlerweile stand ich nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt und starrte ihn wütend an.
„Noch irgendwelche letzten Worte?", flüsterte ich ihm mit der letzten Fassung zu, die ich noch aufbringen konnte. Gerade als ich zu einem „Dachte ich mir!" ansetzen wollte, löste er sich aus meiner Starre und ergriff mich an meinem Hals, was einfach nur höllisch brannte, da seine Arme immer noch in Flammen waren. Nun war ich diejenige, die aufschrie, doch anstatt ihm die Überhand zu überlassen, ließ ihn mein Schrei erneut zusammenbrechen und sein ganzer Körper stand nun in Flammen. Ich starrte ihn einfach nur an, bis er sich schließlich irgendwann quasi in Luft auflöste und nur noch ein kleines Häufchen Asche übrig blieb. Es war vorbei, James war endlich tot, leider ebenso wie meine Mutter. Meine Emotionen überwältigten mich wieder und ich brach erneut auf dem Boden zusammen, jedoch war dieses Mal Kol zur Stelle und fing mich auf, bevor ich schmerzhaft auf dem Boden aufprallen konnte. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und fing bitterlich an zu weinen, woraufhin mich Kol noch fester zu sich hinzog. Ich konnte einfach nicht mehr. Das war alles zu viel für mich. Mein Körper fing an zu zittern, was allerdings auch an der Schwere meiner Verletzungen liegen konnte. Jetzt, da ich so hilflos dalag, begann ich meine Wunden erst so richtig zu spüren. Ich konnte spüren, wie das Blut aus meinen Adern rannte und sich meine Kleidung langsam damit vollsog.
Erst jetzt begriff ich, dass Kol gegen seinen Blutdurst ankämpfte. Sein Körper bebte ebenso wie meiner, nur dass es bei ihm daran lag, dass er krampfhaft versuchte, sich im Griff zu halten. Sein Griff um meine Taille verstärkte sich und meine Verletzungen begannen dadurch zu meinem Bedauern noch mehr zu bluten. Ich wimmerte und versuchte mich von ihm zu lösen, doch es gelang mir nicht.
„Kol, bitte. Ich weiß du kannst es kontrollieren.", flüsterte ich ihm flehend in sein Ohr.
Daraufhin löste er seinen Griff und schob mich etwas von sich weg, sodass ich ihm direkt in seine Augen schauen konnte. Sie waren rot und es hatten bereits Adern unter ihnen gebildet. Er war so wunderschön, selbst jetzt, wo er mich umbringen wollte. Ich hatte keine Angst vor ihm, nein, vielmehr Ehrfurcht. Auf keinen Fall würde ich den Fehler machen, ihn zu unterschätzen. Ich wusste ganz genau, wozu er in der Lage war. Erwartungsvoll blickte ich ihn an und hoffte instinktiv, dass er die richtige Entscheidung treffen würde. Sein Blick wanderte von meinen Augen hinab zu meiner Halsschlagader und verweilte dort einige Momente, bis er wieder hinaufblickte. Für einen Augenblick hatte ich gedacht, dass er sich wieder eingekriegt hatte, doch kurz darauf wurde ich eines Besseren belehrt. Ohne dass ich auch nur irgendetwas hätte machen können, versengte er seine scharfen Fangzähne in meinem Hals. Anstatt zu schreien oder mich zu wehren, verharrte ich einfach so. Ich fühlte mich geborgen in seinen Armen, auch wenn er gerade dabei war, mir mein Leben zu rauben. Sollte er es doch tun, ich hatte hier sowieso keinen mehr. Meine ganze Familie war tot und die einzige Person, zu der ich noch eine starke Bindung hatte, brachte mich gerade um. Und ich lag einfach nur da und ließ es über mich ergehen. Bald würde das ganze Elend vorbei sein.
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Dark Love - Kol Mikaelson Ff ✔
FanficAmber lebt in Mystic Falls und hat seit einiger Zeit furchtbare Albträume, welche ihr einfach keine Ruhe geben. Als sie dann eines Tages Kol kennenlernt, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Doch nicht nur er scheint ein Problem darzustellen...