"Frau Galadriel, wir können nicht sehen, was Sie aufschreiben. Sie müssen erst noch den Bildschirm teilen", erklärte Legolas bereits zum vierten mal genervt und verdrehte die Augen.
Seit geschlagenen zwanzig Minuten brachte es ihre Geschichtslehrerin nicht auf die Reihe, dieses eine Symbol auf dem Computerbildschirm anzuklicken. Es gab zwar Schlimmeres als weniger Unterricht, trotzdem nervte es tierisch.
"Wahrscheinlich liegt das nur an eurer Internetverbindung", meinte die Lehrerin überfordert und gestikulierte wild mit ihren Händen in der Luft, was die Schüler nicht sehen konnten, da sie die Kamera nicht an geschalten hatte.
Da kam Eowyn auf eine grandiose Idee: "Wieso diktieren Sie uns nicht einfach, was wir notieren sollen?".
Ganz große Klasse. Diktieren. Sie konnten Frau Galadriel so schon kaum verstehen, da ihre Audioübertragung nicht die Beste war. Legolas seufzte und griff nach seinem Handy, das neben ihm auf dem wohl ordentlichsten Schreibtisch der ganzen Klasse lag. Er öffnete seine Nachrichten und klickte den Chat mit Frodo an.
08:25 Uhr
Legolas: Guten Morgen xD Ich halte das nicht mehr aus, wann ist endlich Pause?Frodo antwortete nicht, was dem Elb nicht seltsam vorkam, da sich der Hobbit bestimmt gerade auf das Diktierte von ihrer Geschichtslehrerin konzentrierte. Mist, das sollte er ja eigentlich auch machen! Schnell griff er nach seinem Füller und kritzelte die Merksätze zu der Verbannung der Noldor in seinen Schnellhefter.
Der Text schien gar kein Ende nehmen zu wollen.
Doch irgendwann beendete Frau Galadriel das Diktat und fragte in die Runde (bzw. ihren Computer): "So, das war es. Sind alle mitgekommen?"
Keine Antwort aufseiten der Schüler.
"Gut, dann Frodo, lies uns den Text doch noch einmal vor"
Stille.
"Frodo, bist du überhaupt da?"
Immer noch Stille.
Legolas zog eine Augenbraue nach oben, öffnete seinen Chatverlauf erneut und schrieb:
08:32 Uhr
Legolas: Frodo? Lebst du noch?Legolas: Alter, die ruft dich auf
Legolas: Alles ok bei dir?
Legolas: Froooodoooo
08:33 Uhr
Legolas: ausgehender AnrufEr erhielt wieder keine Rückmeldung und ihm kam eine interessante Idee.
Doch bevor er dieser Idee nachging verstellte er seine Stimme frodomäßig und las den Text, den er aufgeschrieben hatte, seiner Lehrerin vor. Dann griff er nach seinen Kopfhörern und steckte sie an der Seite in seinen Laptop, entfernte ihn vom Stromnetz und trug ihn auf Zehenspitzen aus seinem Zimmer.
So leise wie möglich huschte er den Hausflur entlang, bedacht darauf, seinen Vater bei der Arbeit nicht zu stören, griff nach seinen Schuhen und verschwand leise durch die Haustür nach draußen auf die Straße.
Mit dem Computer im Arm überquerte er schnell die Straße. Hoffentlich würde er jetzt nicht aufgerufen werden, sonst müsste er sich eine Ausrede für den Straßenlärm im Hintergrund einfallen lassen.
Ein paar ältere Damen starrten den Elb verwundert an und murmelten dann so etwas wie: "Die Jugend von heute! Immer mit ihren Fernsehern unterwegs. Also in meiner Zeit, da war..."
Er schenkte ihnen keine Beachtung und konzentrierte sich weiter auf die Straße, beziehungsweise den Unterricht. Mittlerweile musste Geschichte dem Mathematikunterricht bei Frau Hexenkönig weichen.
Allerdings war er sowieso schon an Frodos Haus angekommen. Legolas griff nach einem relativ großen Stein, der einsam und allein auf dem Fußweg herum lag und schleuderte ihn gegen das Zimmerfenster des Hobbits, welches daraufhin krachend zerbrach. Damit hatte der Blonde jetzt nicht gerechnet.
Frodo ebenfalls nicht, der kurz danach vorsichtig aus dem nicht mehr vorhandenen Fenster lugte.
"Was sollte das denn?", rief er dem Elb verschlafen entgegen, der unten grinsend vor dem Haus stand.
"Ich konnte dich nicht erreichen also...Frau Hexenkönig ich verstehe Sie leider ganz schlecht, bitte fragen Sie jemand anderen aus, danke...also bin ich zu dir gelaufen, um zu sehen, ob du noch lebst. Das war doch sozial von mir", erklärte Legolas scheinheilig lächelnd.
Frodo erwiderte daraufhin leicht verwirrt: "Ich bin doch nur wieder eingeschlafen, wieso zerstörst du deshalb mein Fenster? Jetzt habe ich die Fensterglasmalfarbe umsonst gekauft". Bei der Betonung des letzten Satzes wurde klar, dass er Legolas das nicht übel nahm.
"Oh Mist, jetzt will die Frau dich abfragen", lachte Legolas und zeigte auf seinen Computer.
Frodo zuckte zusammen. "Was? Oh nein, nicht schon wieder. Ich ruf dich später an"
Er winkte ihm noch einmal und verschwand dann wieder in den unerforschten Tiefen seines Zimmers.
Und Legolas beschloss, sich auch einmal Fensterglasmalfarbe zu besorgen. Aber erst wollte er sich ein Eis holen!
Ende:)
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Was ist mit Frodo?
Hayran KurguHomeschooling. Die Lehrer sind mit der Technik komplett überfordert und die Schüler unaufmerksam. Aber irgendetwas scheint mit Frodo wirklich nicht zu stimmen, denn Legolas kann ihn nicht per Telefon erreichen und als der Hobbit aufgerufen wird, p...