6. Kapitel - Stille

322 21 0
                                    

*Lake Shore Drive*

*zwei Jahre später*

Ich befand mich gerade in meinen Büro und ging den Geschichte Test meiner Klasse durch. Die meisten Tests waren sehr gut, doch es gab auch ein paar Ausreißer. Ich las gerade eine Zeile als es an meiner Tür klopfte. Ich legte meinen Stift beiseite und sprach: „Herein" Ein Mädchen mit roten Haaren betrat mein Büro und ich erkannte sofort Jean. Ein zwölfjähriges Mädchen mit beeindruckenden Fähigkeiten. „Jean, setz dich doch, was kann ich für dich tun?", fragte ich freundlich und deutete auf eine Sitzecke, die sich in der linken Ecke des Büros befand. Das junge Mädchen setzte sich und ich nahm gegenüber von ihr Platz. Ich wusste, dass das Mädchen etwas beschäftigte. Viele Schüler kamen zu mir, um Rat zu suchen.

„Ich hatte schon wieder Albträume und die anderen aus meiner Klasse haben Angst vor mir", sprach sie traurig. „Ich weiß, dass ich stolz auf meine Kräfte sein sollte, aber ich will sie nicht", schluchzte sie. „Du wirst schon noch lernen sie zu kontrollieren. Schäme dich nicht für sie. Du hast es wesentlich schwerer als manch andere Kinder hier. Aber du darfst dich nicht selber aufgeben", versuchte ich ihr zu erklären. Sie sah mich mit großen fragenden Augen an. „Aber ist es nicht angenehmer kein Mutant zu sein?" Ich lächelte sie an und sprach: „Als ich so alt war wie du, wollte ich nichts anderes als ein Mutant zu sein. Erst mein bester Freund hat mir etwas sehr Wichtiges beibringen können, was noch keiner davor geschafft hatte" Ich stand auf und griff nach dem Foto, welches auf meinen Schreibtisch stand. Ich ging wieder zu Jean und reichte ihr das Bild von Peter und mir. Wir grinsten in die Kamera und waren voller Mehl. Der Kuchenteig war explodiert.

„Das ist mein bester Freund. Er ist auch ein Mutant. Und er hat mir erklärt, dass man immer etwas besonderes ist. Egal ob Kräfte oder nicht. Du bist auch etwas besonders. Und etwas ganz Tolles. Du solltest nicht eine solche Angst vor dir selbst haben. Irgendwann wird jemand kommen der sieht, wie du wirklich bist. Und er wird keine Angst vor dir haben" Jean strich lächelnd über das Bild und blickte dann zu mir auf. „Wirklich?" Ich nickte leicht. Vorsichtig fragte Jean: „Willst du immer noch ein Mutant sein?" Ich dachte kurz darüber nach und beschloss dann ehrlich zu sein: „Ich weiß es nicht. Ich bin ständig von Mutanten umgeben, aber gewöhnt selber keiner zu sein. Ich glaube nicht, dass ich damit umgehen könnte" „So wie ich", nuschelte Jean vor sich hin.

„Du wirst es lernen. Jeder musste erst einmal etwas lernen, bevor er es konnte. Sogar mein Dad" Jean schaute mich ungläubig an und reichte mir dann das Foto. Ich nahm es entgegen und legte es auf meinen Schoß. Jean stand auf und lächelte: „Danke. Ich rede gerne mit dir. Du bist so schön still" Verwirrt musterte ich sie. „Was meinst du damit?" Selbstverständlich sprach sie: „Du bist halt still. Da drin" Danach verließ sie mein Büro. Beunruhigt starrte ich ihr hinterher. Sie hatte auf ihren Kopf gezeigt.

X

„Ich weiß nicht. Das hört sich für mich nicht sehr seltsam an", hörte ich Peters Stimme durch den Lautsprecher. „Sie kann meine Gedanken nicht lesen, Peter. Das ist seltsam", keuchte ich und schlug gleichzeitig mit meinen Schwert auf den Dummy ein. Ich befand mich im Keller der Schule, wo ich regelmäßig trainierte. Da hatte ich auch dann Zeit mit Peter zu telefonieren. So wie eben jetzt gerade. „Vielleicht sind ihre Kräfte kaputt?", riet er und ich konnte einen Pac- Man Sound im Hintergrund hören. Ich schmunzelte und trat den Dummy. „Du kennst sie nicht. Sie ist einer der mächtigsten Mutanten, die ich je gesehen habe" „Wie alt ist sie noch einmal? Neun?" „12. Hör doch zu" Peter kicherte und ich verdrehte die Augen.

„Hör mal. Ich muss aufhören. Mein Mum will, dass ich einkaufen gehe. Reden wir am Abend weiter?" „Da kann ich nicht. Wie wäre es Morgen?", fragte ich stattdessen. „Geht klar. Bis Morgen" „Bis Morgen" Ich hörte das Geräusch, welches bedeutete, dass Peter aufgelegt hatte und schlug noch einmal nach den Dummy. Ich seufzte und betrachtete das Schwert in meiner Hand. Ich wünschte Peter würde nicht so weit wegwohnen. Durch den Stress konnte ich nicht mehr so oft mit ihm telefonieren und besuchen konnte ich ihn nur noch zweimal im Jahr. Er kam zwar hin und wieder in die Stadt, wo wir uns dann trafen, aber ich vermisste die Abende in seinen Keller. Wo wir einfach nur Spaß hatten. Ich zog mein Schwert auseinander und es wurde wieder zu meinen biegsamen Gürtel. Ich legte ihn mir wieder um die Hüfte und verließ den Trainingsraum. Hank hatte mir das Schwert zu meinen Geburtstag geschenkt. Es bestand aus Adamantium und hielt somit fast allem stand.

Ich ging die Treppen nach oben ins Foyer, wo ich einer Traube Schüler ausweichen musste und starrte den kichernden Kindern kurz nach. Lächelnd ging ich nach draußen in den Garten. Ich ging den Kiesweg entlang und griff nach meinen Walkman. Schüler winkten mir zu und ich erwiderte die Geste lächelnd. Als ich mir meine Kopfhörer eingestöpselt hatte, schaltete ich meinen Walkman ein und ging Richtung Wald. Ich summte mit zur Melodie von Lake Shore Drive und genoss die Frühlingsluft. Im Wald befanden sich nur selten Schüler, weswegen ich jetzt komplett allein war. Ich hörte ein Knacken und nahm schnell meine Kopfhörer raus. Ich stoppte die Musik und blickte mich um. Gerade als ich das Geräusch als Einbildung abstempeln wollte, hörte ich es wieder. Ich drehte mich in die Richtung und erkannte eine blaue Gestalt. „Raven?", fragte ich überrascht.

Sie blickte mich nervös an und nahm ihre menschliche Gestalt an. Ich betrachtete sie kurz, bevor ich überrascht fragte: „Was machst du hier?" „Quirina, ich weiß, ich habe lange nichts mehr von mir hören lassen—" Ich unterbrach sie: „Wir haben das letzte Mal vor 14 Jahren gesprochen. Du bist gegangen, ohne dich von mir zu verabschieden. Lange, ist untertrieben" Schuldbewusst blickte sie zu Boden. „Es tut mir leid" „Was willst du?", fragte ich kalt. Sie seufzte und nuschelte: „Das habe ich wohl verdient" Sie machte eine kurze Pause und fing dann an zu erklären: „Ich brauche deine Hilfe. Es gibt viele Mutanten dort draußen die in Gefahr sind. Ich möchte sie retten, aber ich muss wissen, ob ich sie hier her bringen kann" „Du willst alle Mutanten an diese Schule bringen?", fragte ich überrascht.

„Nur die, die es auch wollen. Und vor allem noch die Schule beenden müssen, oder Hilfe mit ihren Fähigkeiten brauchen. Kann ich auf dich zählen?" Ich dachte nicht lange darüber nach: „Ja" Dankbar lächelte Raven mich an. „Wie geht es dir?", fragte sie vorsichtig. Ich hob meine Augenbrauen und sprach fassungslos: „Dieses Gespräch willst du nicht führen. Glaub mir" Sie nickte traurig und ich fing an mich schlecht zu fühlen. „Vielleicht irgendwann einmal", fügte ich noch hinzu. „Ich hab nie mitbekommen was deine Mutation ist", sprach sie neugierig. Ich seufzte: „Weil ich nie mutiert bin" Sie riss ihre Augen erschrocken auf. „Du bist ein Mensch?", fragte sie schon fast schrill. Ich nickte leicht und drehte mich von ihr weg. „Ich werde Dad erzählen, dass du hier warst. Wenn du mich kontaktieren magst, schau im Telefonbuch nach.

Ich ging von ihr weg, ohne mich noch einmal umzudrehen. Gemischte Gefühle herrschten in mir. Irgendwie war heute ein seltsamer Tag, Zuerst das mit Jean und jetzt taucht auf einmal Raven auf. Ich ging wieder zurück zur Schule und schaute auf die Uhr. Mein Dad hatte keinen Unterricht mehr, weswegen ich ihn vermutlich in seinem Büro vorfinden würde. Ich blieb vor den schweren Eichentüren stehen und klopfte kurz. „Herein.", hörte ich die sanfte Stimme meines Vaters. Ich öffnete die Tür und schloss sie hinter mir wieder. „Ina. Was kann ich für dich tun?", fragte er sanft und lächelte mich von seinen Schreibtisch aus an. Hank saß in einem Sessel davor und lächelte mir zu. Ich ging auf die beiden zu und warf mich in den zweiten Sessel. „Ich hatte gerade ein interessantes Treffen", fing ich an zu erzählen. „Mit wem?", fragte sofort Hank. Ich seufzte kurz. Ich wusste wie Hank reagieren würde. Ich schaute kurz beiden Männern in die Augen und sprach dann: „Mit Raven"

Bevor Hank etwas sagen konnte sprach ich weiter: „Sie rettet gefangene Mutanten und hat mich um Hilfe gebeten. Sie will Mutanten die Hilfe brauchen hier her bringen" Mein Dad nickte langsam. „Du hast ihr schon zugesagt, oder?" Ich nickte. Hank sprang auf und ging im Zimmer auf und ab. Er fragte gereizt: „Und wieso redet sie nur mit dir? Wieso kommt sie nicht einfach her?" Mein Dad warf mir einen Blick zu und sprach dann: „Um uns aus dem Weg zu gehen, Hank. Und das müssen wir akzeptieren" Hank schüttelte den Kopf und stürmte aus dem Büro. „Wird er je über sie hinweg kommen?", fragte ich vorsichtig. „Vermutlich nicht" Ich drehte mich wieder zu meinen Dad und lächelte. Er fuhr sich durch die Haare und schmunzelte dann: „Wenn sich Raven wieder meldet, gibst du mir dann bitte Bescheid. Sie muss mich nicht sehen, aber ich würde gerne wissen wann neue Schüler kommen" „Mach ich", lächelte ich und stand auf.

Ich verschwand aus dem Büro und blieb dann im Foyer stehen. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Am Abend musste ich einen meiner Schüler helfen, doch bis dort hin? Ich ging in mein Zimmer und schaute aus dem Fenster. Ich fühlte mich leer.

Especially unspecial (X-Men/Peter Maximoff FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt