13.Kapitel - Neu gewonnene Informationen Part 2

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„Thalia?“ Die Stimme, die meinen Namen nennt dringt nur fahl zu mir durch, während sich gleißendes Licht einen Weg zu mir hervor bahnt.

„Thalia? Hörst du mich?“

„Ja?“, murmle ich und öffne langsam meine Augen. Grelles weißes Licht blendet  mich und initiiert das Zusammenkneifen meiner Augen.

 „Geht es dir gut?“, Besorgnis schwangt in der Stimme mit, während ich abermals versuche meine Augen zu öffnen.

"Ja?", antworte ich schlaftrunken und mäßige den Lichteinfall durch meine Hand. Vor mir verschmelzen die verschiedenen Farbnuancen zu einer einzigen Gestalt, die ich auf Anhieb erkenne. Das Blut gefriert augenblicklich in meinen Adern und lässt meinen Herzschlag um einiges beschleunigen.

"Scorpius? Was tust du hier? Wo bin ich überhaupt?", zische ich ungewollt laut und scharf und setze mich abrupt auf. Übelkeit und ein grässliches Schwindelgefühl übermannt mich und veranlasst mich just in dem Moment, in dem Scorpius sich langsam zu mir vorbeut, dazu, meinen Körper zurück auf die Matraze sinken zu lassen. Augenblicklich blitzt Schmerz in seinen grauen Augen auf und herzzerreißende Sehnsucht breitet sich unaufhaltsam in mir aus.

"Du bist im Krankenflügel. Warum weiß ich selbst nicht, aber als ich davon gehört habe bin ich sofort zu dir, Lia.", antwortete Scorpius, wobei sein Blick langsam zu Boden wandert. Warme Schauder durchzucken meinen gesamten Körper und treiben tiefe Röte in mein Gesicht.

"Danke. Ich weiß auch nur, dass ich mit Apple gesprochen habe und dann ist Albus um die Ecke gebogen, um mich zum Schulleiter zu schicken. Ich glaube ich habe ihn berrührt und dann...dann war ich in seinem Kopf und habe seine Erinnerungen gesehen. Er war es, Scorpius, er hat Nicolas getötet.", erkläre ich und greife reflexartig nach seiner Hand, als sich alles abermals vor meinem inneren Auge abspielt. Scorpius schließt seine Finger um meine Hand und erwidert meinen sehnsüchtigen Blick.

"Thalia, ich glaube dir ja, dass du es nicht warst, aber bist du dir denn auch ganz sicher?", fragt Scorpius und vertärkt den Griff um meine Hand behutsam.

"Ich weiß es, Scorpius. Ich habe seine Erinnerung gesehen. Das Ganze ist größer als wir vermutet haben und ich spiele eine besondere Rolle. Glaubst du mir denn? Hältst du zu mir?" Ich kann hören, wie meine Stimme etwas in Scorpius auslöst. Die Verletzlichkeit und Trauer muss ihm alte Erinnerungen aufgeworfen haben.Seine Augen sind glasig und sein Bllilck kalt und emotionslos.

"Scorpius?", wimmere ich und streiche mit der rechten Hand über seine Wange. Augenblicklich zuckt er zusammen und zieht seine Mundwinkel zu einem breiten Lächeln in die Höhe.

"Ich glaube dir alles, Thalia. Wirklich alles."

Glaubst du mir dann auch, dass ich dich über alles liebe, frage ich ihn in Gedanken und werfe ihm einen weiteren sehnsüchtigen Blick zu.

"Ich würde mit dir gerne über etwas sprechen.", sage ich stattdessen und fahre mir nervös durch das Haar. 

"Über was?", fragt er und  ahmt meine Bewegung mit zittrigen Fingern nach. Sein Blick ist noch immer auf mich gerichtet und scheint etwas bestimmtes zu suchen.

"Über dieses Mädchen, das du..."

"Geküsst hast? Sie heißt Elena und ich versichere dir, dass nichts zwischen uns läuft. Ich...wenn ich ehrlich bin wollte ich dich eigentlich nur eifersüchtig machen. Thalia, ich..."

"Scorpius!", damit wird er unterbrochen und ,seinem Blick nach zu urteilen, völlig aus dem Konzept geworfen. Hinter ihm taucht ein Mädchen mit wallendem braunen Haar auf und winkt Scorpius in Richtung Tür. Als sich unsere Blicke treffen wird ihrer hart und eiskalt und ihr Mund zu einem dünnen Strich.

„Ich muss gehen, aber ich werde sobald ich kann wieder kommen. Versprochen.“, sagt er zum Abschied und gibt mir einen innigen Kuss auf die Hand, bevor er hinter dem Mädchen aus dem Krankenflügel verschwindet. Leere und Trauer bleibt zurück und lässt mich langsam in das weiche Kissen sinken. Tausende Gedanken schwirren in meinem Kopf und scheinen einfach nicht gelöst werden zu können. Ich habe Fragen, zu denen ich wahrscheinlich nie eine angemessene Antwort finden werde und Fragen, zu denen ich keine finden will. Seufzend drehe ich mich zur Seite und schließe geräuschvoll gähnend die Augen. Es würde mit Sicherheit nicht unangebracht sein noch etwas zu schlafen, bevor ich aus dem Krankenflügel entlassen werde.



Ich befinde mich abermals inmitten einer weißen Landschaft, doch diesmal scheinen die Berge näher und um mich herum errichten sich hohe Mauern aus Glas, die das weiße Licht der imaginären Sonne brechen. Vor mir steht George und betrachtet mich aus glasigen müden Augen, die das Alter des Mannes wiedergeben.

„Ich hoffe doch sehr dir gefällt es in der Unendlichkeit, Thalia.“ Ein tiefes, gestelltes Lachen hallt von den hohen Mauern wieder und lässt mich augenblicklich zusammenzucken. Es stimmt etwas nicht; ich kann es spüren.

„Was ist los?“, frage ich direkt und gehe der Anmerkung des alten Mannes somit aus dem Weg. Das Lachen verstummt und ein tiefgründiges Augenpaar richtet sich gebannt auf mich.

„Heute ist der Tag, an dem meine Familie und ich vor 490 Jahren starben. Es war grauenvoll. Verbrannt am lebendigen Leibe. Das letzte an das ich mich noch genau erinnern kann, sind die schmerzverzerrten Schreie meiner Familie und die Verachtenden Blicke der Muggel, als uns das Leben geraubt wurde. Schlimme Zeiten, ich sage es dir. Sei bloß froh, dass du im Hier und Jetzt lebst, Kind, sei bloß froh.“, erklärt George und sieht trauernd zu Boden.

„Aber wenn du doch tot bist, warum kann ich dich dann sehen und...“

„Kind, Kind, Kind.“, murmelt er und fährt fort,“ Ich hatte mich von meiner Seele getrennt noch bevor ich starb. Was du hier vor dir siehst ist nichts weiter als eine Körperlose Seele. Es verlangt einen sehr alten und mächtigen Zauber, aber zu dieser Zeit wurde unsere Spezies noch verehrt und gepriesen, aber nun sind wir in Vergessenheit geraten und sterben einen langsamen unbemerkten Tod.“ Er schüttelt den Kopf und blickt dabei weiterhin stumm zu Boden.

„Aber heutzutage wissen die meisten, dass es uns Zauberer und Hexen gibt. Wir werden nicht in Vergessenheit geraten Dank den Ereignissen der letzten 20 Jahre, George.“, verkünde ich und ziehe meine Mundwinkel fröhlich in die Höhe, doch die Trauer in Georges Zügen wollte der Freude keinen Platz machen.

„Ich sehe schon du weiß weniger als ich gedacht habe. Thalia, ich bitte dich in der Bibliothek nach dem ältesten Buch über die Geschichte der Zauberei zu suchen das es hier in Hogwarts gibt. Und wenn du es hast werden wir uns wieder sehen. Lebe wohl bis zu unserem nächsten Treffen und verrate deinem Freund bloß nicht zu viel. Er wird dir nicht glauben wenn du ihn mit Informationen überhäufst.“

„Aber genau das tust du doch auch...“

Thalia O'Brien     Traue niemandemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt