13.Kapitel - Neu gewonnene Informationen Part 1

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 „Lass los, Lia!“ Es ist eine ungewöhnlich tiefe und besorgte Stimme, die ich zu hören vermag, während um mich herum alles schwarz zu werden scheint. Ich spüre wie sich etwas in mir regt und versucht mir etwas mit zu teilen, doch ich schalte ab und lasse jegliches an mir abprallen.

„Lia! Willst du denn wirklich einen Mord begehen?“, warnt die Stimme und reißt  mich ruckartig aus meiner Starre. Nackte Angst breitet sich in mir aus und beginnt meinen gesamten Körper einzunehmen. Heftiges Zittern erfüllt mich und veranlasst mich dazu meine Arme fest um meinen Körper zu schlingen und mich versuche zu wärmen. Ich spüre wie das Blut in meinen Adern gefriert und einen höllischen Schmerz in mir auslöst.

„Nein!“, rufe ich in die Schwärze, die mich umgibt und beginne zu schreien. Mein Mund formt Worte, die mit all dem Schmerz gepaart, ein einziges Gurgeln zu sein scheint, als es in der Dunkelheit wiederhallt, wie von den Wänden einer großen Kirche.

„Dann lass los, Lia.“, murmelt die Stimme, wobei nun etwas Unbehagen in ihr mitschwangt und abermals das Zittern in mir auslöst. Ich habe Angst; wovor weiß ich nicht.

„Ich kann nicht! Ich kann nicht mehr! Es tut so weh.“, schreie ich und balle meine Hände zu drohenden Fäusten, bereit jederzeit zu zuschlagen.

„Und ob du das kannst. Du bist kein gewöhnliches Mädchen, Thalia, also kannst du auch Dinge tun, die nicht gerade gewöhnlich sind. Lass einfach los; befehle deinem Inneren von Albus abzulassen. Thalia Aurora Potter,“ ,murmelt die Stimme und gibt ein tiefes Seufzen von sich bevor sie fortfährt: „Bitte.“

Heiße und kalte Tränen rollen leise über meine Wangen, während der dumpfe Schmerz langsam nachlässt.

Du bist kein gewöhnliches Mädchen, Thalia.

„Ich versuche es.“, murmle ich und fahre  mir reflexartig durch das lange Haar. Ich schließe meine Augen und öffne meine Fäuste, wobei sich meine Fingernägel aus meiner Haut lösen und einen weiteren Schmerz durch meinen Körper jagen lassen.

Lass los!

Etwas in meinem Inneren beginnt zu reagieren und sich zu lösen, während die Schmerzen verklingen und einem dumpfen, aber dennoch schönen Gefühl Platz machen. Die Schwärze um mich herum beginnt sich mit gleißendem weißen Licht zu paaren und erschaffen Silhouetten, die die weniger Menschen nach und nach ähnlicher zu sehen beginnen.

Also kannst du auch Dinge tun, die nicht gerade gewöhnlich sind.

„Ich lasse los.“, speie ich erbost aus und reiße meine Augen auf.

Vor mir erstreckt sich eine weiße Landschaft, in der einige wenige schwarze Gestalten auszumachen sind. Am Horizont erheben sich gigantische Berge aus der Erde und erstrecken sich gen Himmel.

„Die weißen Riesen.“, verkündet jemand mit tiefer, freudiger Stimme, die dennoch geheimnisvoll zu klingen scheint. Ich fahre herum und blicke auf Anhieb in zwei blaue Augen, die die Kälte und Farbe des Eises angenommen haben. Mein Blick beginnt das Gesicht zu studieren. Es ist ein äußerst markantes Gesicht, das keine einzigen Falten aufzuweisen scheint, wobei es dennoch alt wirkt. Als mein Blick Richtung seines Mundes und des Kinns wandert, beginne ich augenblicklich zu schreien. Der Mund des Mannes wird von fünf schwarzen Fäden zusammengehalten und schwarzes Blut rinnt von ihnen hinab.

„Nicht schreien, Thalia. Du bist hier auf heiligem Boden und solltest die Zeit die hier herrscht schätzen.“, sagt der Mann, wobei sich seine Lippen keinen Zentimeter bewegen. Ruhig wandert seine rechte Hand hinter seinen Kopf und zieht eine schwarze Kapuze über den kahlen Kopf, der im Licht der gleißenden Sonne glänzt.

„Wo bin ich hier? Was wollen Sie von mir? Und wer sind Sie überhaupt?“, flüstere ich und blicke zu Boden um das Gesicht des Mannes nicht weiter sehen zu müssen.

„Du befindest dich in der Unendlichkeit. Mein Name ist George und ich bin derjenige der dich deine Kräfte zu beherrschen lehren wird. Du bist kein gewöhnliches Mädchen, Thalia.“, erklärt George ruhig, wobei in seiner Stimme ein Funken Unsicherheit mitschwingt.

„Du warst die Stimme, die mir geholfen hat von Albus los zu lassen? Und du warst auch die Gestalt in der schwarzen Robe, die mir Albus´ wahre Identität gezeigt hat? Aber was ist gerade eben passiert?“, zische ich von all den Emotionen, die mich erfüllen überwältigt und balle die Hände erneut zu festen Fäusten.

„Du hast in seinen Erinnerungen herumgepfuscht, Thalia, ohne es zu wissen. Deine Kräfte wachsen und du wirst sie nicht mehr lange unter Kontrolle halten können. Würde ich dir nicht helfen, könntest du die gesamte Welt in ein einziges Chaos stürzen. Ich habe dich beobachtet, als du in die Köpfe anderer eingedrungen bist. Thalia Aurora Potter, du weißt, dass du anderen das Leben nehmen könntest, oder? Und du weißt auch, dass du das früher oder später tun wirst?“

Ich nicke und fahre mir nervös durch das schwarze Haar.

„Ich…ich weiß aber immer noch nicht…ich bin doch auch nur eine Hexe, also warum…“

„Du bist eben keine normale Hexe.“, unterbricht mich George und macht einen Schritt auf mich zu, wobei mir der Geruch von Blut und verwesendem Fleisch augenblicklich in die Nase steigt. Angewidert rümpfe ich die Nase und wende mein Gesicht von ihm ab, um den Geruch seines Selbst nicht weiter wahrnehmen zu müssen.

„Was bin ich denn dann?“, zische ich und beiße mir pikiert auf die bereits blutige Lippe.

„Ich bin immer bei dir, auch wenn du mich nicht sehen oder spüren kannst. Ich wache über dich und werde nie aufhören dich zu beobachten, solange du noch am Leben bist.“ Damit löst er sich in auf und die weiße Landschaft, in der ich mich befinde beginnt ebenfalls zu verschwinden. Etwas enttäuscht über meine neu gewonnenen Informationen schließe ich die Augen.

Thalia O'Brien     Traue niemandemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt