His deepest desire [Loki FF]

Kapitel 5 - Eine bittere Überraschung

Die Wochen vergingen, ohne dass June Loki nochmal näher kam. Sie sah ihn höchstens aus der Ferne, wenn sie wieder mal mit Tilda im Garten Wäsche auffhängen musste. Ihre Hoffnung, dass sie sich je nochmal begegnen würden, schwand mit jedem vergangenen Tag.

Zuerst hatte sie es sich nicht eingestehen wollen, aber so langsam wurde ihr bewusst, dass diese Nacht für Loki eine einmalige Sache gewesen war und ihm nichts weiter daran lag. An düsteren Tagen hatte sie sogar das Gefühl, dass Loki nur mit ihr gespielt hatte. Dass ihm diese Nacht nichts bedeutet hatte. Bei diesen Gedanken bildete sich ein schwerer Knoten in ihrem Bauch. Und da halfen selbst Tildas aufmunternde Worte nicht mehr. Wie hatte sie sich nur so in ihm täuschen lassen? Wie konnte sie nur so naiv gewesen sein um anzunehmen, dass der Prinz Asgards auch nur weiter Interesse für ein einfaches Zimmermädchen hätte zeigen können?

An einem sonnigen Tag schien June die Geschehnisse und Lokis Verhalten soweit akzeptiert zu haben, als Tilda in das Gästezimmer gestürmt kam. June war gerade dabei, die großen Federkissen des Himmelbettes aufzuschlagen, als ihre beste Freundin verkündete: "Schlechte Nachrichten! Man hat dich versetzt."

"Was? Wieso? Und wohin?"
"Ich weiß nur, dass es wegen einem Zimmermädchen ist, das wegen einer Verletzung für eine längere Zeit krank geschrieben ist und dass du jetzt für den gesamten ersten Flur zuständig bist."
June seufzte, das hatte ihr gerade noch gefehlt: "Da können wir gar nicht mehr zusammenarbeiten!"
"Ich weiß", erwiderte Tilda mit düsterem Gesichtsausdruck, "Aber da können wir leider nichts machen."
"Echt schade. Aber wenigstens können wir uns noch beim Mittagessen sehen. Wann fängt meine neue Schicht an?"
"Direkt morgen zur gleichen Zeit wie vorher."
"Ich hoffe nur es ist nicht in der Nähe von Loki. Ich bin gerade dabei, über ihn hinwegzukommen", merkte June an. Bei dem Gedanken an Loki wurde der undefinierbare Knoten in ihrem Bauch nur noch schwerer. Sie konnte immer noch nicht verstehen, dass sie sich so in ihm getäuscht hatte. Tilda hatte von Anfang an Recht gehabt: er konnte ein echter Dreckskerl sein!
"Mach dir keine Sorgen June, das wird morgen schon gut werden", versuchte ihre beste Freundin, sie aufzumuntern.

Es war einer der wenigen Mal, bei denen sie nicht Recht gehabt hatte.

************************

Die Sonne hatte gerade den Horizont überblickt, als June sich für ihre erste Schicht im ersten Flur fertig machte. Sorgfältig strich sie über das weiße ärmellose Kleid, das von einem ähnlichen Stil war wie die Kleider der Diener. Nur nicht so eng und auch der Ausschnitt war hochgeschlossener. Wenn sie schon jemandem über den Weg lief, wollte sie auch einen annehmbaren Eindruck hinterlassen.

Der Weg von ihrer Unterkunft bis zu Flur 1 war länger als erwartet. Ohne die Wegbeschreibung ihrer Leiterin hätte sie wohl noch länger gebraucht. An einer reich verzierten Flügeltür blieb sie stehen und trat in den Flur. Als sie den hellen Marmorboden und die vergoldeten Wände erblickte, stieg in ihr ein Gefühl der Vertrautheit auf. Es gab zwar viele Flure und Räume mit vergoldeten Wänden in diesem Palast, doch trotzdem hatte June das Gefühl, als wäre sie schon einmal hier entlang gegangen.

Kopfschüttelnd öffnete sie die erste Tür, um mit der Arbeit anfangen zu können. Das Bett musste gemacht werden, die Regale abgestaubt und der Boden gefegt werden. Dazu lagen auf dem ganzen Boden verstreut Kleidungsstücke herum, sogar der Tisch war vollgestellt mit Essen - und mit Waffen.

Ich will echt nicht wissen, wer dieses Gemach bewohnt, ging es June durch den Kopf. Eine solche Unordnung war sie von keinem der Palastgäste gewohnt. Nichts ahnend machte sich June daran, das Gemach von dem Chaos zu befreien.

Das Zimmermädchen war gerade mit dem Gemach fertig geworden, als sie einen roten Umhang erspähte, der unordentlich über einem Stuhl lag. In June stieg plötzlich die Nervosität auf. Das konnt doch nicht-? Als sie den Umhang von dem Stuhl hob, hatte sie jedoch keine Zweifel mehr. Dieser Umhang konnte nur Thor gehören. Das war das Gemach des Kronprinzen.