Kapitel 11 - Blutüberströmte Hände

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June spürte keinen Schmerz, als der Pfeil die Haut an ihrem Handgelenk aufriss. Erst als sie etwas Warmes ihre Hand hinunterlaufen spürte, blickte sie verwundert nach unten. Eine dünne Fontäne Blut färbte ihr weißes Kleid rot. Junes Hand war vom Handgelenk bis zum Handballen vollständig mit Blut bedeckt.

Bei allen Göttern!

"June!", rief Loki, er hatte schon die Tür geöffnet und streckte seine eleganten Finger zu ihr aus. Das Zimmermädchen reagierte endlich, verbiss sich ein Jammern und stürmte mit dem Prinzen aus dem Zimmer. Loki schlug die schwere Tür mit einem Knall zu, legte June eine Hand auf den Rücken und schob sie behutsam aber bestimmt von seinem Gemach weg.

"Wachen!", schrie er und wedelte aufgebracht mit der Hand, "Sofort in mein Gemach, es gab einen Angriff!"
Sofort kamen vier hoch gewachsene Männer in goldenen Rüstungen um die Ecke und marschierten mit wehenden Umhängen an den Beiden vorbei ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.

"Wir gehen sofort auf die medizinische Station", bestimmte Loki und schenkte seine Aufmerksamkeit erstmals ihrer Wunde, "Das sieht nicht gut aus. Kannst du laufen?"

Würde er mich ansonsten tragen? Wahrscheinlich eher nicht...

June nickte schwach, wollte in Wirklichkeit aber einfach nur die Augen schließen und sich hinlegen. Ihre Beine wurden mit jedem Schritt träger und wackeliger. Der Marmorboden unter ihren Füßen schien zu wanken und schwarze Flecken tanzten wie kleine Fliegen vor ihren Augen.

Als June kurz zurück blickte, weiteten sich ihre Augen vor Schreck. Ihr Blut bildete eine dunkelrote Spur auf dem hellen Marmorboden. Ein Blick auf den rechten Arm. Der Pfeil hatte ihre Haut zerfetzt und ihre Hand sah inzwischen so aus, als hätte man sie einmal in rote Farbe getaucht. Ihr Blut floss in Bahnen an ihrem Handgelenk herunter. Der Pfeil hatte doch nicht etwa die Pulsader getroffen?

Hilfesuchend sah sie zu Loki, der inzwischen neben ihr stehen geblieben war und sie mit einem skeptischen Blick taxierte.
"Was ist?", wollte er wissen, eine leichte Gereiztheit schwang in seiner Stimme mit.
Übelkeit stieg in June auf und sie musste sich zusammenreißen, noch gerade zu stehen. Ihr Herz klopfte schneller, der Flur fing sich an zu drehen. Ihr Sichtfeld verdunkelte sich.

"Loki", bekam June nur noch raus, bevor sie im nächsten Moment einbrach. Sie merkte nicht mal mehr, wie der Prinz sie im letzten Augenblick auffing, bevor sie auf dem Boden auftraf.

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THOR ODINSON

Die zierliche Frau vor mir wirkte unendliche friedlich, als ich in das Krankenzimmer trat und mich auf einen Hocker neben sie setzte. Der friedliche Anblick wurde jedoch von dem Druckverband und dem Schlauch getrübt, der in einer dünnen Nadel in ihrem linken Arm endete.

Sie musste viel Blut verloren haben. Ihr Gesicht war ganz blass, fast schon weiß. Als ich an den Angriff zurück dachte, kochte mein Blut auf. Wie konnte es jemand wagen, den Prinzen so feige in seinem Gemach zu attackieren? Loki hatte mir nur Einzelheiten erzählt. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er nervös gewirkt. Fast schon so, als würde er sich Sorgen machen.

"Mein Prinz?"

Ihre schwache Stimme zog mich zurück in das Hier und jetzt. Als ich in ihre leuchtenden Augen blickte, verrauchte meine Wut sofort. Räuspernd strich ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und erklärte: "Entschuldigt bitte meine Störung, Lady June. Wie geht es Euch?"

June blinzelte nur einige Male verschlafen mit den Augen und warf einen Blick auf den Verband um ihr Handgelenk.
"Müde. Was ist geschehen nachdem ich bewusstlos geworden bin? Wo ist Lo-...Prinz Loki?"
Ich bemerkte, wie ein leicht rötlicher Schimmer ihre Wangen umspielte, als sie den Namen meines Bruders aussprach. Prüfend musterte ich sie. Ich wusste, dass June eine Nacht bei Loki verbracht hatte und wie es den Anschein hatte, wollte sie mehr von ihm. Meiner Erfahrung nach hat sich mein Bruder noch nie auf eine Frau eingelassen.

Bei dem Gedanken, dass dieses Zimmermädchen es doch geschafft haben könnte, sein Herz zu erweichen, schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Immerhin war Loki noch einige Zeit bei ihr geblieben, bis er von Vater gerufen worden war.
"Loki hat Euch hierher getragen, als Ihr umgefallen seid", formulierte ich es etwas ungeschickte, "Hier auf der Krankenstation hat man sich sofort um Euch gekümmert. Wie ich es mitbekommen habe, habt ihr einen größeren Blutverlust wegen der verletzten Pulsader erlitten."

Das Zimmermädchen nickte schwach. Ihre gesunde Hand klammerte sich an die weiße Bettdecke.
"Und...und was ist nun mit Prinz Loki?", hakte sie nach.
"Oh verzeiht", innerlich schallte ich mich für diese Vergesslichkeit, "Er ist zurzeit bei meinem Vater."

Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann würde man meinen, etwas wie Enttäuschung in ihren Augen aufblitzen zu sehen. Mitfühlend blickte ich June an. Ich hatte es schon oft erlebt, wie Loki hübsche Frauen abgewiesen hatte und diese dann in einer Verzweiflungstat auf mich zugekommen waren.

"Ich wollte Euch nach dem genauen Ablauf des Angriffs fragen, wenn Ihr bereit seid, zu antworten."
Wieder nickte June nur, bevor sie zu einer Antwort ansetzte und mir den gesamten Verlauf des Angriffs beschrieb. Währenddessen betrachtete ich sie schweigend.

Die gleißend helle Lampe brachte die rötlich-blauen Augenringe unter ihren Augen zum Vorschein und ließ ihre Haut kränklich wirken. Ihre schulterlangen Haare lagen unordentlich auf dem erhöhten Kissen und ihre wohlgeformten Lippen wirkten leicht trocken. Und dennoch konnte ich nicht umhin, ihre andersartige Schönheit zu bewundern und die Zärtlichkeit, die von ihr auszugehen schien.

"Mein Prinz?", fragte June plötzlich.
Überrascht blinzelnd wendete ich meinen Blick wieder auf ihre grünen Augen. Vielleicht hatte ich sie etwas zu lange angestarrt. Peinlich berührt stand ich von meinem Stuhl auf und nickte ihr kurz zu.
"Danke für Eure Auskunft und eine gute Besserung."

Der Hocker gab ein unangenehmes Quietschen von sich, als ich ihn zurück schob und den schmalen Gang zur Tür beschritt.
"Ist Loki eigentlich immer so...kompliziert?", kam es auf einmal von June.

Irritiert drehte ich mich zu ihr um. Als ich ihren verzweifelten Gesichtsausdruck sah, wusste ich sofort, was sie meinte.
"Ja, das ist er. Aber macht Euch keine Sorgen, er wird sich schon von alleine öffnen."

Nach einer leichten Verbeugung drehte ich mich wieder von ihr weg und drückte die metallene Klinke der Krankenzimmertür hinunter. Und auf dem Weg zum Thronsaal wurde mir allmählich bewusst, was Loki an ihr fand.

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Hallöchen! Oder wie Thor es sagen würde: Seid gegrüßt, Erdlinge!

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. :)

Habt ihr eigentlich schon The Falcon and the Winter Soldier gesehen? Wie findet ihr die Serie?

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PS: Vielen Dank für 300 Reads :)

His deepest desire [Loki FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt