Gedankenkarussell

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Zelda erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen. Ihr erster Blick fiel zu Links Bett. Es war leer. Nach dem, was in der Nacht geschehen war wollte sie ihn auch nicht sehen. Sie streckte sich und zog ihre Kleider an. Link stand vor der Höhle und sprach mit Daruk. Als er sie erblickte verstummte er. Darum kam auf sie zu. "Seid ihr sicher dass ihr nicht noch bleiben wollt, Prinzessin? Wir freuen uns doch über eure Gesellschaft!" sie lächelte müde. "Ja, Daruk. Aber vielen Dank, wir müssen noch nach Akkala." Daruk runzelte die Stirn. "Link sagte, ihr wollt direkten Weges zurück nach Schloss Hyrule, es wäre dringend?" Link starrte Zelda an mit forderndem Blick. Davon wusste sie nichts. Hätten die Ereignisse der Nacht alles nur noch schlimmer gemacht? Doch selbst wenn, konnte er dafür ihre Forschungen nicht einfach unterbrechen. Doch sie wollte ihm auch nicht in den Rücken fallen. "Oh, ja. Ich hatte ganz vergessen." Daruk lachte. "Ach Prinzessin. Na dann solltet ihr aber jetzt langsam los, bevor ihr noch die Mittagssonne erwischt." Daruk klopfte ihr freundschaftlich auf den Rücken.
Sie und Link machten sich auf zu den Pferden und winkten Daruk zum Abschied als sie Goronia verließen. Zelda war erleichtert, endlich von der unerträglichen Hitze entfernt zu sein. Trotzdem schwitzte sie. Link ritt vor ihr her. Sein Haar flatterte im Wind. Immer wieder kreisten die Bilder der letzten Nacht in Zeldas Kopf. Sie konnte fast seine Berührungen auf der Haut spüren, so intensiv waren sie gewesen. Ob er auch daran dachte? Oder war er in Gedanken ganz wo anders? Hatte es ihm überhaupt gefallen? Sie erinnerte sich an sein Gesicht, als er kam. Das flackern in seinen Augen. Wie er für einen kurzen Moment unglaublich verletzlich aussah. Das Gewicht seines Kopfes auf ihrer Brust zu spüren war wunderschön gewesen. Seine Nähe. Sein Geruch mit dem aufsteigenden Wasserdampf vermischt. Auch wenn Zelda es sich nicht eingestehen wollte, so war es doch unheimlich schön gewesen. So hatte sie es sich niemals erträumen können. Zelda realisierte, dass nicht nur ihr Körper nach Link verlangte. Auch ihr Herz. Es pochte schneller, wenn sie an ihn dachte. Auch wenn sie seine kühle, unnahbare Art hasste, so liebte sie trotzdem seinen Mut, wie er sich um sie sorgte und seine Zärtlichkeit. Der gleichmäßige Schritt des Pferdes beruhigte sie und Zelda konnte zumindest ein wenig entspannen. Hyrules Schönheit war doch immer wieder atemberaubend.

Links Gedanken kreisten. Um Zelda, um die letzte Nacht. Er hatte seinem Verlangen nachgegeben. Er wusste, dass es falsch war, dies konnte ihre gesamte Mission gefährden. Wenn er sich verlieben würde.. Vielleicht wäre Zelda dann nie fähig, Ganon zu bannen. Und dann? Dann wären sie alle verloren. Er durfte nicht zulassen, dass sie ihr Ziel aus den Augen verlor. Und trotzdem hatte es sich so unbeschreiblich gut angefühlt. Ihr warmer, nasser Körper unter ihm. Wie sie sich windet vor Lust. Ihr Stöhnen. Beinahe animalisch hatte er sich verhalten. Er schämte sich für seine Machtlosigkeit. Ihre Haut war so weich und zart gewesen. Wie ihr gesamter Körper sich aufgebäumt hatte als sie zum Orgasmus kam. Noch nie hatte eine Frau ihn so betört. Und wie ihr Herz schlug als er sich auf ihre Brust legte. Für einen Moment hatte er sich so unglaublich geborgen und sicher gefühlt. In Zeldas Armen war alles andere unwichtig. Doch er hatte sie zurück lassen müssen. Ihre Tränen hatten ihn so erschüttert. Doch es war zum Wohle Hyrules. Er musste sie verletzen, ihr deutlich machen dass das nicht sein durfte. Noch nie war ihm etwas so schwer gefallen. Er hatte alle Pläne für Akkala über den Haufen geworfen, er durfte nicht noch mehr Zeit mit Zelda verbringen. Er hatte Angst, wieder die Kontrolle zu verlieren. Wenn all das vorbei war, wenn sie Ganon besiegt hatten, dann würden sie zusammen sein können. Von da an würde er sie nicht mehr von seiner Seite weichen lassen. Doch bis dahin musste er sie abweisen. Seine Schale bröckelts bereits. Wie lang würde er sie noch aufrecht erhalten können? Er konnte Zelda kaum noch widerstehen. Allein bei dem Gedanken an ihr weiches duftendes Haar wäre er am liebsten vom Pferd gesprungen und hätte sie gegen den nächsten Baum gepresst und ihre weichen Schenkel geküsst. Link spürte wie es in seiner Hose kribbelte. Das konnte er nun wirklich nicht gebrauchen. Vermutlich müsste er die nächsten Tage selbst Hand anlegen, um nicht über Zelda herzufallen. Er schämte sich für diese Gedanken. Er war anständig, gut erzogen. Und vor allem behandelte er Frauen für gewöhnlich mit Respekt. Erst Zelda hatte dieses Tier in ihm geweckt. Er wollte sie ansehen, sie fühlen. Doch er blieb standhaft. Wenn er jetzt nachgab, dann machte er alles nur noch schlimmer. Zeldas Pferd schnaubte. Er hörte wie sie es mit ruhiger Stimme besänftigte. Sein Puls beschleunigte bereits wenn er ihre Stimme hörte. Er atmete durch. Er durfte sich nicht von seinen Gefühlen überwältigen lassen. Er musste sie schützen. Er konnte nicht aller Leben aufs Spiel setzen, bloß um mit Zelda zusammen zu sein. Er bereute, dass er nicht direkt die Reise nach Goronia abgesagt hatte. Wie konnte er nur glauben, dass sie es dabei belassen würde? Zelda war jemand, der sich sehr von Gefühlen leiten ließ. Das hatte er bereits am Anfang erkannt. All der Hass, den sie ihm entgegen gebracht hatte. Und trotzdem mit einem zärtlichen Unterton. Er musste dringend auf Andere Gedanken kommen. Wenn sie wieder auf Schloss Hyrule wären, würde er Rhoam bitten, eine andere Leibwache für Zelda zu finden.

Sie machten wieder eine Rast an einem der Ställe. Zelda startete keinen weiteren Versuch, mit Link zu reden. Es fraß sie innerlich auf. Ein Teil von ihr konnte Link nicht vergessen, egal wie sehr sie es auch wollte. Dass er ständig in ihrer Nähe war, machte es nicht besser. Dafür brannten die Erlebnisse des Quellsees noch zu sehr in ihr. Wie lang würde es dauern bis er ihr gleichgültig wäre? So würde sie niemals gegen Ganon kämpfen können. Wie sollte sie mit Link gemeinsam kämpfen, wenn sie ihn doch hasste? Ihr Mutter hatte von der Kraft der Liebe und Mutes gesprochen. Wie sollte sie diese Kraft aufbringen zwischen Trauer und Hass? In Momenten wie diesen fehlte ihre Mutter ihr sehr. Zehn Jahre war es jetzt her, trotzdem vermisste Zelda sie schmerzlich. Auch wenn ihr Urbosa immer irgendwie eine Mutter gewesen war, so sah Zelda sie auch nicht oft, und fühlte sich unendlich allein. Umso mehr hatte Links Nähe ihr bedeutet. Sie hatte seit langem das Gefühl gehabt, nicht einsam zu sein. Und wie sollte es zwischen ihnen weiter gehen, wenn Ganon besiegt wäre? Dass wäre ihre Aufgabe getan, Links ebenfalls. Dann hätten sie gar keine Verbindung mehr. Vorausgesetzt natürlich, dass sie Ganon besiegen könnten. Zelda schlief schlecht und war froh als sie schließlich auf Schloss Hyrule angelangten. Rhoam erwartete sie bereits. "Und? War eure Reise erfolgreich?" Zelda nickte erschöpft. "Link, du wirst mir später Bericht erstatten." er bestätigte mit einem kurzen Laut. Zelda eilte auf ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett. Alle Erinnerungen brachen über sie herein. Ihr Inneres krampfte sich zusammen und Zeldas schnappte nach Luft. Sie sah Link vor sich, wie er sie verachtend ansah. Ihre Brust schmerzte und ihr Kopf schien zu explodieren. Alles drehte sich und ihre Gliedmaßen wurden taub. Sie versuchte zu Atmen, aber ihr Zimmer war plötzlich luftleer. Der Rand ihres Blickfeldes wurde schwarz und Zelda versuchte sich an das letzte Bisschen Bewusstsein zu klammern. Doch der Kampf war aussichtslos. All die bösen Worte, die ihr Vater gesagt hatte, und Links kalter Blick füllten ihren Kopf aus. Zelda war nur noch von Schmerz erfüllt. Sie wurde von Dunkelheit eingehüllt. Das funkelnde blau von Links Augen blitzte durch ihre Gedanken ehe sie das Bewusstsein gänzlich verlor.

Hinter Hyrules MauernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt