Teil 14 - Sonnenblumen

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Mittlerweile habe ich keine Ahnung mehr, wo wir sind. Wir sind nicht mehr in der Stadt, folgen aber einer langen Landstraße. Links und rechts neben uns sind weite Felder, auf denen noch nichts angebaut zu sein scheint.

" Du... weißt doch wo wir hingehen, oder?", frage ich unsicher. Ruvel hingegen ist ganz so, wie ich ihn bisher kennen gelernt habe. Entspannt und... Emotionslos.

"Klar. Farell weiß, wo wir hingehen. Wir müssen nur warten bis er wieder kommt", sagt er ohne mich anzugucken.

"Und was dann?", frage ich, wobei ich leicht seine Hand drücke.

"Keine Ahnung. Er wird uns erstmal sagen müssen wie es gelaufen ist und dann sehen wir weiter"

"Oh okay... Aber warum musste er zurückbleiben?", hacke ich weiter nach.

Ruvel räuspert sich kurz und schaut mich dann an.

"Es wäre glaube ich nicht so schlau gewesen, hätte ich dich zusammen mit Farell vorgehen lassen. Aber keine Sorge, er schafft das schon", meint er, wobei er letzteres eher genervt sagt.

Ich nicke nur als Antwort und schaue auf den Boden. Das ganze verwirrt mich. Warum sagt er nicht gleich was Sache ist? Ich meine, ich kann die Wahrheit verkraften, so schlimm kann es ja nicht sein. Oder?

Schließlich bleibe ich, ohne jegliche Vorwarnung, stehen und schaue Ruvel enttäuscht und etwas wütend an.

"Wer sind eigentlich die, von denen ihr die ganze Zeit redet? Auch, wenn du mir bereits gesagt hast, dass es Seelenräuber und sowas gibt, weiß ich immernoch nicht über das meiste Bescheid! Aber, das würde ich gerne", sage ich zuletzt mit einem kleinen Seufzer. Erst schaut er mich verständnisvoll an, weicht dann aber meinem Blick aus.

"Lass uns erstmal weitergehen. Wir haben noch einen kleinen Weg vor uns", meint er, dreht sich um und setzt an, weiter die Landstraße entlang zu gehen.

"Ruvel! Bitte!", quängel ich weiter und gehe nur stockend mit. Doch schon nach kurzer Zeit bleibt er stehen und lässt meine Hand los.

"Und?", frage ich weiter und merke, wie er wieder meinem Blick ausweicht. Jedoch passiert etwas, was ich in so einer Situation nicht von ihm erwartet hätte.

Ohne mir ins Gesicht zu schauen kommt er auf mich zu, legt den einen Arm um meine Schulter, den anderen hinter meine Knie und hebt mich so schließlich hoch.

"Ruvel?", frage ich total überrumpelt. Ich versuche in sein Gesicht zu schauen, doch ihn scheint es nicht zu stören und er geht weiter, mit dem Blick auf die Straße gerichtet.

"Wenn du halt nicht von selbst mitkommen willst, muss ich dich eben tragen. Wie bereits gesagt ist der Weg nicht mehr lang", erklärt er in einem ziemlich sanften Ton. Kurze Zeit schaue ich ihn noch an, bis ich dann auf meine Hände schaue. Da ich nicht unhöflich sein möchte, lasse ich ihn für kurze Zeit in Ruhe und genieße erst einmal das Gefühl, von jemanden auf Händen getagen zu werden. In diesem Moment bin ich echt froh, dass uns niemand sehen kann, auch wenn wir auf einer ziemlich einsamen Landstraße sind, sonst wäre es mir bestimmt unangenehm gewesen...

Schon nach relativ kurzer Zeit bleibt Ruvel stehen. Danach lässt er mich wieder vorsichtig runter. Ich schaue mich sofort um und muss dabei etwas Lächeln. Am Ende der Landstraße ist ein riesiges Feld mit lauter Sonnenblumen. Es müssen gut zweihundert Stück sein. Die einzelnen Köpfe der Blumen strecken sich zur Sonne, um möglichst viel von ihrer Wärme ab zu bekommen.

"Wahnsinnig schön hier... Und hier warten wir auf Farell?", frage ich, wobei ich mich zu Ruvel drehe. Dieser nickt nur und geht auf das große Feld zu. Kurz darauf Folge ich ihm und schaue mir einpaar Sonnenblumen genauer an. Inmitten dieses Feldes steht eine einzelne hölzerne Bank, die schon einpaar Kratzer hat. Um sie herum, in einem Radius von circa 2 Metern, sind keine Blumen, sondern nur Boden. Auf diese Bank setzen wir uns hin und fangen an, auf Farell zu warten.

"Also... Erklärst du mir nun alles?", frage ich, um das schweigen zu brechen.

"Ja...", antwortet Ruvel mir seufzend.

"Also es gibt ja nicht nur uns Dämonen, sondern auch Engel. Genauso wie bei uns welche verbannt werden, werden bei den Engeln auch welche verbannt. Und je schlimmer das Verbrechen war, desto härter werden sie bestraft und eingestuft. Von den Engeln weiß ich zwar nicht viel, aber es gibt Todesengel, von denen ich dir ja bereits erzählt habe, Racheengel und... Schwarze Engel", erzählt er.

Stimmt... Todesengel waren doch Personen, die versucht haben sich umzubringen, als sie von ihren Todeszeitpunkt erfahren haben, nicht wahr?

"Was die schwarzen Engel und Todesengel machen, weiß ich nicht genau, ich hatte noch nie mit welchen zu tun, aber Racheengel sind, wie ihr Name schon sagt, auf Rache aus. Und damit sie diese verüben können, klauen sie vielen sterbenden Menschen den Schatten. Deshalb werden sie auch Schattenfresser genannt", fügt er hinzu.

Schattenfresser... Klingt nicht gerade angenehm...

"Und was passiert, wenn der Schatten eines Menschen weg ist?", frage ich neugierig.

"Er stirbt. Und kommt nicht mehr wieder. Auch wenn der Schatten wieder kommt, wird derjenige nicht mehr zu leben erweckt", sagt er, mit dem Blick auf den Boden gerichtet.

Oh nein... Dann sind die Folgen also genauso schlimm, wie bei einem Seelenräuber?

"Bei uns ist es schon etwas einfacher... Es gibt einige, die extra Menschen ermorden um ihre Seele zu kriegen. Andere wiederum interessieren sich kein bisschen für Ihre Seelen. Farell zum Beispiel-", meint er, wobei er plötzlich aufhört zu erzählen.

"Was ist mit ihm?"

"Nichts. Vergiss das. Also, ähm..", erwidert er schnell und dreht seinen Kopf nun ganz von mir weg.

"Außer Seelenräubern gibt es noch Hades' Söhne. Sie sind die schlimmsten von allen... Auch wenn sie nach außen hin Nett tun, sind sie blutrünstig und gnadenlos. Man erkennt sie daran, dass sie irgendetwas außergewöhnliches an ihrem normalen Aussehen haben. Zum Beispiel außergewöhnliche Augen. Es gibt bereits acht von Ihnen und das sind mehr als genug. Jedoch gibt es auch eins, zwei Ausnahmen bei Hades' Söhnen. Nicht jeder von ihnen ist auf Blut aus, aber genug", erklärt Ruvel weiter.

"Und wir haben es gerade mit einem von ihm zu tun?", frage ich, damit ich unsere momentane Situation verstehe.

Doch Ruvel schüttelt den Kopf.

"Nein. Mit einem Racheengel und zwei Söhnen des Hades"

Deswegen ist Farell also zu uns gekommen... Weil zwei auf einmal vielleicht zu viel sind... Aber wieso lässt er denn Farell alleine mit solchen Monstern? So wie es klingt, hätte er kaum eine Chance gegen sie...

"Du musst echt aufpassen, hörst du?", sagt Ruvel plötzlich und schaut mich leicht besorgt an. Zur Antwort nicke ich einpaar mal und Fang dann an zu lächeln.

"Klar. So schnell lasse ich mich nicht erwischen", versichere ich ihm und lege eine Hand auf seine Schulter.

"Lass uns aber erst auf Farell warten... Und, vielen Dank, dass du mir das wichtigste erklärt hast", sage ich mit einem freundlichen lächeln.

Er nickt daraufhin nur und schaut sich dann etwas das Feld an. Ich tue es ihm gleich und beginne mit der Zeit mir Sorgen um Farell zu machen...

So, da es etwas verspätet kommt, ist es dafür hoffentlich etwas länger ^^ Im nächsten Kapitel geht es dann weiter aus Farells Sicht :3 und danach... lass dich einfach überraschen ;3
Ich hoffe es hat dir gefallen und das etwas Klarheit geschaffen wurde ^^ wenn nicht kannst du gerne Fragen stellen :D

Bis denne!
~AmaiTaki♡

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