03 Kapitel

67 13 41
                                    

MAE'S SICHT

Als es an der Tür klingelt, bin ich gerade imstande, dass zu tun, was jeder vernünftige Mensch eben tut, wenn er bei Schokolade nicht fett wird. 

(Was selbstverständlich nicht heißen würde, dass wenn ich ein wenig mehr Speck auf den Rippen hätte, ich keine Süßigkeiten zu mir nehmen würde. Dafür bin ich viel zu zuckersüchtig.) 

Und für alle, die es nicht kapiert haben: Ich löffle gerade das Nutella-Glas leer. Ich tauche den Löffel also genau in dem Moment wieder in die klebrige Masse, als das mir vertraute Ding-Dong durch das Haus hallt.

Genervt richte ich mich auf, mache aber keine Anstalten, mein Nutella aus der Hand zu geben, und laufe deshalb mit diesem in der Hand, durch die Wohnung.

Ich gebe mir erst gar nicht die Mühe, zu fragen, wer davorsteht. Diese Stadt ist mehr ein Dorf und hat daher so wenige Einwohner, dass jeder jeden kennt. Und würde ein Krimineller vor meiner Tür stehen, wäre das genauso überraschend, wie wenn jemand mit neunzig Jahren höher auf der Herz-Spender-Liste stände, als ein zwanzig-jähriger.

So ist das Leben.

Während ich am Überlegen bin, warum mir ausgerechnet dieser Vergleich als erstes in den Sinn kommt, reiße ich also mit nur einer Hand und möglichst viel Schwung, die Tür auf –

Und lasse beinahe meine Schoki fallen, bei dem heftigen Ruck, der durch meinen Körper geht, als ich sie wieder zuknalle.
»Fuck!«, zische ich und stelle das Glas in meiner Hand rasch auf dem Gaderobenschrank neben mir ab.

Vor der Tür höre ich ihn unterdrückt fluchen, und entsetzt »wenn die hier alle so nett sind, hab ich ja mal wieder das Glückslos gezogen« murmeln. Er hat mich vermutlich nicht erkannt.
Und vielleicht wird er dass auch nicht.

Mein Herz rutscht mir in die Hose, als ich hastig durch meine Haare fahre, meine Klamotten zurecht rücke, und dann nach der Türklinke greife. Es wird schon nichts schiefgehen.

»Maeve Jenkins, die Bürgermeistertochter«, stellt er zwei Sekunden später fest, und mustert mich abschätzig. 

Gleich nach der Begegnung im Shopping Center habe ich mich umgezogen – ein Kuschelpulli und eine Jogginghose – und nun steht er vor mir, und starrt mich an, als wäre ich eine pinkfarbene Giraffe. 

Eine Mischung aus Arroganz, Bewunderung und Belustigung liegt in seinen Augen. 

Und das wäre ja auch noch okay, doch als sein Blick meinen Bauch streift, haue ich mir in Gedanken eins über, weil mein Oberteil nur knapp über meinen Sport-BH reicht, und in seinem Gesicht dieser Ausdruck liegt – denn hat Daniel auch immer, wenn er Ace anmacht.

Na, großartig.

»Mr. Ich-entschuldige-mich-nicht«, entgegne ich, nur nicht so überheblich, nein, ich mache es auf Mae-Art. Ich strahle ihn an, als wäre er Jesus; nur um bei jedem Satz, der darauf folgt, mein Lächeln erlischen zu lassen, und ihn schließlich wütend mit den Augen zu fixieren. »Ich wollte dich nie wiedersehen, aber offenbar meint das Schicksal es heute nicht gut mit mir. Ja, es tritt mir nämlich regelrecht in den Arsch, wenn du tatsächlich... moment mal, Honey – warum bist du hier?«

Er sieht mich schweigend an, vermutlich überlegt er, warum ich mich selbst unterbrochen habe.
Aber ich würde gerne wissen, wieso er ausgerechnet bei mir klingelt. 

»Ich dachte«, setzt er – sehr zu meinem Erstaunen ein wenig verlegen – an, »ich dachte, dass...«

Ich schneide ihm demonstrativ das Wort ab. »Ohne Gehirn kann man gar nicht denken«, erinnere ich ihn ungerührt.
Er sieht mich verärgert an. »Sagte sie, und bemerkte nicht, dass ihr Mund voller Schokolade war. Auch wenn es an dir voll heiß aussieht«, fügt er dann hinzu, als ich mir erschrocken über die Lippen wische.

»Klappe«, fauche ich. »Ich weiß, dass ich heiß bin.«

Er grinst über mein tatelloses Selbstbewusstsein. »Ich glaube, ich verliebe mich gerade in dich«, stellt er amüsiert fest.

Ruckartig drehe ich mich um, damit er nicht sehen kann, wie ich rot werde. Dieser Typ macht mich fertig.

»Wer ist das denn?« Daniel's Stimme dringt zu mir und ich fahre wieder herum und starre meinen besten Freund an, der sich an Mr. Unbekannt durch den Türrahmen gezwängt hat, und ihn jetzt durchdringend mustert. 

Ich seufze, lege einen Arm auf seine Schulter und ignoriere dabei die Tatsache, dass ich mich bei dieser Haltung auf die Zehenspitzen stellen muss.

»Der Typ da«, sage ich dann und inspiziere dem Fremden Jungen genauso unschlüssig, wie dieser in meiner Tür steht, »ist ein riesiges Arschloch.«

Daniel sieht mich fragend an, und setzt hinzu: »Aber ein Arschloch mit einem verdammt knackigen Hintern.«

Als ob das eine Rolle spielen würde.

»Das Arschloch mit dem knackigen Hintern hat einen Namen«, bemerke ich genervt. »Und er hat ihn mir noch immer nicht gesagt.«

»Pax«, kommt es da von der Tür. Ich starre ihn geistesgegenwärtig an, aber verstehe nicht, was er meint. Pax?

Was ist bitteschön eine Pax? Klingt irgendwie nach einer Spülmittel-Werbung. Einer echt schlechten Spülmittel-Werbung. Nur, was will der Kerl jetzt mit Spülmittel?

Er registriert meinen verwirrten Blick. »Mein Name. Paxley, Pax. Einfach Pax, okay? Okay.«

Oh, ehm, naja. Soviel zu Spülmittel-Werbung.

Offenbar hat er sich nun doch dazu entschieden, mein Haus zu betreten – beziehungsweise das meiner Eltern – und kommt so übertrieben lässig zu uns geschlendert, dass ich die Augen verdrehe.

»Was ist denn nun schon wieder verkehrt?«, Pax zieht beide Augenbrauen hoch.

Ich will schon zurück keifen, dass seine bloße Anwesenheit eine Blamage für die Menschheit ist, da sieht Daniel sich urplötzlich anscheind dazu gezwungen, die Situation zu deaskalieren.

»Soweit ich das beurteilen kann«, beginnt Daniel rasch und sieht sowohl Pax prüfend ins Gesicht, als auch mir, »kennt ihr euch beide wohl schon. Und Mae kann dich nicht leiden«, fügte er dann etwas spitz in Pax' Richtung hinzu.

Dessen Lippen pressen sich zusammen und er glotzt mich an. Ich tue es ihm gleich, und kneife die Augen zusammen. 

Zweimal bin ich ihm nun schon begegnet, und die ganze Zeit hat mich nicht Mal interessiert, wie er aussieht.

Dabei ist er ganz okay. Ja, meines Erachtens sogar richtig attraktiv: Dunkel schimmernde Augen, goldbraune Locken und ganz hübsche, geschwungene Lippen. Er sieht aber auch müde aus, erschöpft von... ist er nicht heute erst hierher gezogen?

»Keine Ahnung. Und ich bin eigentlich nur hier, weil ich gehofft habe, dass die Leute die hier wohnen, mir helfen könnten. Aber da dass ja nicht so aussieht, geh ich –«

»Helfen wobei?«, frage ich verdutzt. Ich checke immer noch nicht ganz, was hier los ist.

Ungeduldig deutet Pax hinter seine Schulter. »Mae... Ich bin dein neuer Nachbar.«


━━

ich LIEBE nutella. und würden meine eltern es erlauben, würde ich wahrscheinlich auch ziemlich oft das glas leer futtern.

& ich liebe dieses cut. heheh.
und wie findet ihr es?

i know, you love me,
gossip g- i mean: kyra

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 27, 2021 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

UP AND DOWNWo Geschichten leben. Entdecke jetzt