Kapitel 7 - Das Adrenalin in meinen Adern und der volle Sound

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Ich war im improvisierten Backstage Bereich und wartete mit Benny und Jimmy wie immer auf Danny. Als die Tür aufging, hatten wir schon Hoffnungen, doch es war nur Steffi. „Hier seid ihr ja! Moment wo ist Daniel?", fragte sie uns leicht gestresst. „Keine Ahnung!", antworteten wir im Chor. „Hier läuft echt alles schief! Erst soll ich nicht reingelassen werde, weil die junge Dame am Empfang, meinte ich hätte kein Karte und müsste eine kaufen. Die war echt zu blöd, zu Checken, dass ich das ganze hier organisiert habe!", regte sie sich auf. Wow, ich hatte Steffi noch nie so in Rage erlebt. „Soll ich mal nach Danny schauen?", unterbrach ich sie. Steffi seufzte, „Mach das mal, dann ist vielleicht ein Problem aus der Welt geschafft."  Also schwang ich meinen Arsch nach draußen und rief Danny an. „Ja ja ich bin ja gleich da, sitz schon im Auto!", hörte ich Dannys abgehetzte Stimme, als er abnahm. „Na das will ich hoffen, Steffi is halb am Ausrasten, da sie irgendwer am Eingang ned reinlassen wollte.", erwiderte ich und während ich das sagte, fiel mir noch was ein, „Es is vielleicht schlau, wenn ich draußen auf dich warte. Damit du dann ned dumm am Eingang stehst und ned reinkommst. Also dann bis gleich, und wag dich mich länger als zehn Minuten warten zu lassen." „Ja ja is ja gut", sagte Danny noch und legte auch schon auf. Ich hoffte jetzt nur noch darauf, dass er auch wirklich ned so lange brauchte.

Ich lief also um die Halle herum zum Eingang. Dort wollte ich mich eigentlich an eine Wand lehnen und drauf hoffen, dass Danny sich nun nicht noch mehr verspätet. Doch als ich mich kurz umsah, entdeckte ich Keara, die die Karten kontrollierte. Ich war fasziniert von dieser Frau, wie sie einfach nur Freundlich lächelnd die Karten annahm und einriss. Sie sah selbst in Jeans und T-Shirt unfassbar gut aus. Das karierte Hemd, dass sie sich um die Hüfte geknotet hatte, lies ihre wunderschön geschwungenen Hüften nur erahnen. Ich ging auf sie zu, ich  konnte es nicht lassen sie anzusprechen, doch sie sah mich nur genervt an und meinte, „Du weißt wo der Backstage Bereich ist und ich bin mir sicher, dass ihr dort auch noch genug Bier habt." „Darf ich dir nicht mal mehr Hallo sagen?", fragte ich sie verwirrt. „Du hast sicher besseres zu tun, als dich mit mir zu unterhalten. Aber bitte entschuldige mich, ich bin beschäftigt. Geh doch zu deiner Tussi und knutsch die ab.", sagte sie nun sehr angepisst, wobei es wahrscheinlich freundlich klingen sollte. Nach diesem Satz drehte sie sich von mir weg und widmete sich dem nächsten Pärchen, dass ihr die Karten hinhielt. Ich ging deutlich verwirrt Richtung Straße, an der Danny auch endlich aufkreuzte. Grade noch rechtzeitig, kamen wir in den Backstage, bevor das Konzert losgehen konnte. Steffi hatte uns netterweise, die Setlisten ausgedruckt und bestand darauf, dass wir sie am Anfang der Show uns dort festklebten, wo wir sie gut sehen konnten.  Als ob wir das Programm nach einem Jahr touren nicht auswendig konnten, auch wenn es gekürzt war...

Ich ging als letzter auf die Bühne. Wir spielten unseren Standard Opener, bei dem Jimmy mit der Base startete, Benny dann mit seinem Bass einstieg, dann Danny und zu guter Letzt ich selbst, der mit in Dannys Riff einstieg und das Publikum begrüßte. Die Halle war ordentlich gefüllt für ein Benefiz Konzert, das in der Sporthalle einer Schule stattfand. Es fühlte sich fantastisch an wieder auf der Bühne zu stehen und die jubelnden Massen vor sich zu haben. Auch wenn das letzte Konzert erst eine Woche her war, hatte ich es schon vermisst. Das Adrenalin in meinen Adern, der volle Sound in den Ohren und die Zuschauer die wir begeisterten. Es war eins der besten Gefühle überhaupt.

Wir spielten einen Song nach dem anderen, alles lief super. Selbst das Publikum spielte super mit bei Gesangseinlagen zu denen ich sie aufforderte. Doch dann erblickte ich sie in der Crowd. Ihr Blick streifte meinen. Sie sah mich einfach nur genervt und wütend an. Ich versuchte ihr irgendwie  zu sagen, dass es mit leid tat, was auch immer es war. Es herrschte eine Spannung zwischen uns, trotz der oberflächlichen Konversation lag Leidenschaft und Verlangen in diesem Blick. Sie sah verletzt aus. Was hatte ich denn getan?  Benny neben mir Riss mich aus dem Bann ihres Blickes und erinnerte mich somit noch rechtzeitig an den Einsatz meines Solos.

Am Ende des Songs suchte ich wieder Kearas Blick, doch ich konnte sie nirgendwo entdecken. So spielten wir die restliche Show zu ende. Das Publikum verlangte noch unsere Zugabe und kaum, war ich von der Bühne stürmte ich Richtung Ausgang um Keara abzufangen. Sie konnte doch nicht einfach gegangen sein. „Hey, wo willst du denn so schnell hin.", hörte ich die verwirrte Stimme von Steffi.  „oh... ähm... sorry...", antwortete ich ihr verlegen und kratze mich am Hinterkopf. Nachdem sie mich immer noch fragend ansah, folgte ihr in den kleinen Raum hinter der Bühne, wo Jimmy mir schon ein Bier hinhielt. „Auf die erfolgreich abgeschlossene Tour und ein wundervolles Benefiz Konzert!", erhob tatsächlich Steffi ihre Stimme und wir stießen an.

Wir redeten viel und lachten genauso viel, ab und zu kamen Lehrer und einzelne Schüler rein um nach einem Autogramm oder Foto zu fragen. Doch als sich das nächste Mal die Tür öffnete, war es kein Fan. Es war Keara und sie sah nicht so aus als wollte sie ein Foto mir uns. Sie warf mir und Steffi einen sehr gereizten Blick zu und wendete sich dann mit ihrer gespielt, freundlichen Stimme an Benny, „Hey Benny, ein Junge aus dem Technik Team würde dich gerne sprechen. Er meinte du würdest dich mit so nem Kram auskennen." Benny sah sie überrascht an, antwortete aber freundlich, „Äh, klar? Wo kann ich denn helfen?" Die beiden wechselten noch ein paar Sätze, wobei die Stimmung echt ned besser wurde, denn Steffi sah sie einfach nur genervt an. Jimmy und Danny waren in irgendein Gespräch vertieft und bekamen von der komischen Stimmung gar nichts mit. Als Keara sich umdrehte, warf sie Danny noch ein Zwinkern zu und sagte mit einem leicht verführerischen Unterton, „Ach übrigens, coole Performance, deine Riffs sind echt super." Danny war komplett perplex und wollte grade ansetzen etwas zu sagen, doch da war Keara schon verschwunden. Benny hatte vor ihr den Raum verlassen und lies uns somit Komplett verwirrt zurück.

„Wie mich diese dumme Schnepfe nervt!!", sagte Steffi kaum, dass die Tür geschlossen wurde. „Was hat sie denn gemacht?", fragte ich sichtlich verwirrt und nippte an meinem Bier. Auch Danny und Jimmy sahen sie erwartungsvoll an. „Sie war das Mädel vom Empfang, was mich nicht reinlassen wollte, und jetzt macht sie sich an euch ran. Also wirklich!", regte sich Steffi auf. Ok Bitchfight incoming. Es war also gut, dass ich sie bis jetzt für mich behalten hatte. Doch was sollte das Flirten mit Danny! Sie wusste sicher ganz genau, dass er die Riffs gar nicht schrieb.  „Leute, wir sollten vielleicht langsam mal Abbauen, ich will nachher noch in ne Bar. Kommt ihr mit?", fragte ich um vom Thema abzulenken und zeigte Richtung Tür. „äh, klar!", Dann war sofort dabei und Jimmy nickte mir zu. Steffi hingegen sah nicht sehr begeistert vom Thema Abbauen aus. „Ich treffe euch dann Morgen bei mir im Büro um das weiter zu besprechen. Ihr seid zwar mit der Tour durch, das heißt aber noch lange nicht, dass ihr keine Arbeit mehr habt.", sagte sie in ihrer typisch freundlichen aber strengen Art, stand auf und verabschiedete sich von uns mir einer Umarmung. „Let's go, go go go.", trällerte Jimmy einen unserer Songtexte schief vor sich hin, als wir auf die Bühne liefen um unsere Instrumente einzupacken. Benny kam kurz darauf auch noch dazu. Wir stiegen alle in den Song mit ein, wobei ich etwas lauter sang um die Jimmys schiefe töne zu übertönen. Der Typ konnte auch nur Schlagzeuger werden! Ich schüttelte innerlich lachend den Kopf. „We're gonna make it! Make it to the top!" Die gute Laune breitete sich in der ganzen Halle aus, in der nur noch die Technik AG war und ihren Kram Abbaute. Wir waren tatsächlich um kurz vor eins Fertig und hatten auch alles in den Van geladen. Es war nur noch der Lehrer anwesend. Man konnte den Schülern schließlich nicht zutrauen, dass sie so lange noch in der Schule waren. Naja, nachdem Danny den Van vor meiner Haustür geparkt hatte, machten sich meine Bandkollegen auf den Heimweg.

Angesichts der Tatsache, dass mich das ganze Abbauen total müde gemacht hatte, ging ich dann doch ins Bett. Doch ich konnte einfach nicht schlafen. Ich machte mir schon wieder viel zu viele Gedanken um Keara. Wieso hatte sie mit Danny geflirtet und um was zur Hölle hatte ich bitte getan, dass sie so sauer auf mich war? Ich holte ein kleines kariertes Heft unter dem Bett hervor und begann zu schreiben. Ja ich schieb nach einem Jahr mal wieder Songtexte, da ich endlich wieder die Zeit und auch die Inspiration dafür hatte. Das einzige worum ich mich jetzt noch kümmern musste, war unseren Proberaum neu zu verkabeln und ich durfte das Gespräch mit Steffi nicht vergessen. Irgendwann beim Schreiben fielen mir dann doch die Augen zu und ich schlief ein.

Your Lips Are Venomous PoisonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt