Kapitel 11 - Ich hab doch gar keine Freundin...

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Ich hatte meine letzte Stunde für heute.... Reli... Wie ich dieses Fach hasste! Es ist wirklich eins der unnötigsten Fächer. Das schlimmste war, ich bekam durch unseren bescheuerten Lehrer nur den Bus mit den kompletten Vollidioten! Also habe ich heute Morgen Adrian ganz lieb darum gebeten mich abzuholen und ihn mit einem Kaffee bestochen. Abgesehen davon konnte er meinen Hundeaugen nicht widerstehen.

Als es endlich klingelte lief ich raus und da sah ich ihn, wie er so lässig und völlig cool an seinem Auto lehnte. Ich könnte ihn ja wirklich dafür abknutschen, auch wenn ich das eher lassen sollte... Aber wie kann man denn so einem sexy Typen widerstehen? Wieso konnten nicht die Jungs aus meiner Stufe so aussehen? Ich ging auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. „Hey Schatzi!", ich grinste ihn an. Er sah schon wieder total genervt aus. „Kannst du kurz im Auto warten?", sagte er irgendwie abwesend. Was war nur los mit ihm? In letzter Zeit hat er sich irgendwie immer total komisch benommen. Seit dem Benefizkonzert war er irgendwie nur noch mit Songs schreiben beschäftigt. Wenn er dann doch mal wieder Zeit hatte ging er in die Bar und betrank sich, was auch wieder nicht wirklich schön war, auch wenn dabei wirklich gute Texte entstanden. „ähm ok, aber du kommst gleich oder?", versuchte ich so lieb wie möglich zu fragen. „Ja, ja" Er war wirklich sehr abwesend und ging dann Richtung Eingang. Ich setze mich derweil auf den Beifahrer sitz. Ich sah in den Rückspiegel. Eigentlich wollte ich nur mein Make Up checken, aber dann sah ich, dass mein Adrian einfach schon wieder mit Miss Winter redete. Sie schien nicht sehr erfreut darüber. Man könnte schon fast meinen, sie schreit ihn an. Was wollte er überhaupt mit ihr?

* * *

„Hey, warte mal! Ich wollte mit dir reden.", schrie ich über den Schulhof als ich Keara entdeckte. „Warum rennst du immer weg? Was hab ich dir denn getan?", fragte ich sie als ich auf sie zu rannte. Sie reagierte nicht. Warum tat sie das immer? Ich erreichte sie und hielt sie an der Schulter fest. „Lass mich los!", schrie sie mich an. „Keara? Was hab ich dir denn getan?", fragte ich verwirrt, hielt sie aber immer noch fest. „Als ob du das nicht wüsstest!", keifte sie mich an, „Also lass mich einfach in Ruhe!" Ich lockerte meinen Griff ließ aber meine Hand auf ihrem Arm, „Bitte, wenn du mir schon keine Antwort gibst, dann hör mir bitte einfach zu!" Sie sah mich irgendwie eingeschüchtert an, verschränkte dann aber die Arme und setzte eine deutlich selbstbewusstere Maske auf. „Was auch immer du gehört hast, ich weiß nicht was es ist, aber offensichtlich ist es etwas, was dir nicht gefällt. Dazu will ich sagen mir tut es leid! Die Presse schreibt manchmal komische Dinge, auf die ich keinen Einfluss habe. Und was auch immer sie da gemacht haben. Mir tut es ehrlich leid!", ich versuchte so viel Ehrlichkeit da reinzulegen wie nur möglich. Ich wollte sie damit nicht noch mehr verletzen. „Schön, und warum erzählst du mir das alles? Du holst doch deine komische Tussi ab, die dich auch noch direkt ab schlabbern muss und nicht mich!", sie war sichtlich angepissed! Sie riss sich aus meiner Hand, die ich immer noch an ihrem Arm hatte. Ich wollte sie festhalten, doch sie war zu schnell und stampfte wütend davon. Meine Tussi? „Ich hab doch gar keine Freundin?", rief ich ihr total verwirrt hinterher. Ich sah ihr noch nach und bemerkte, wie sie kurz stockte nach meinem letzten Satz, doch sie drehte sich nicht noch einmal um und lief einfach weiter den Gang entlang. Oh man sie hatte echt wundervolle Hüften! Ganz in Gedanken versunken, an diese wunderschönen Augen in die ich bis eben noch geschaut hatte, lief ich zurück zu meinem Auto. Ich hatte schon ganz vergessen, dass ich Viviana mit nach Hause nehmen wollte. Sie war ja der Grund weshalb ich überhaupt hier war. Ich stieg ein und ignorierte sie komplett, was auch immer sie grade sagte, war mir egal. Es ging komplett an mir vorbei, ich startete den Motor und das Radio fing an einen uralten Rock Klassiker zu dudeln. Ich drehte auf und fuhr dann los. Leise summte ich die Melodie mit, ich hatte schon fast vergessen, dass Viviana neben mir saß als ich zuhause ankam und einparkte. Ich sah zu ihr rüber murmelte ein leises „Sorry" und stieg aus, schloss das Auto ab, als sie ausgestiegen war und verschwand direkt im Proberaum. Ich hatte heute Abend noch ein Live Interview mit der Band und wollte vorher noch etwas runterkommen. Ich konnte mir nicht noch einen Ausrutscher leisten.

„Nein, sie ist nicht meine Freundin!", ich wiederholte mich zum zigtausendsten Mal. Was hatten denn alle heute mit meiner Freundin?!! Steffi sah mich immer noch verwirrt an. „Aber ihr seid doch so vertraut, das kann doch nicht nur Freundschaft sein?", meinte sie. „Wir sind ja auch keine Freunde!", ich schrie schon fast. Der Rest der Band hielt sich im Hintergrund und beobachtete die Szene belustigt. Sie wussten über Viviana Bescheid. Es schien ihnen aber herzlich egal zu sein und sie ließen mich somit komplett ins Messer laufen. „Mein Gott Jacky was ist sie dann?!?", sie sah mich an als würde sie diesmal keine Lüge akzeptieren oder auch nicht die halbe Wahrheit. „Sie ist meine Cousine", sagte ich leicht niedergeschlagen. Mein Gegenüber schien aus allen Wolken zu fallen, „Warum sagst du das nicht gleich?" „Ich wollte meine Familie halt komplett da raushalten, vor allem da Viviana nur an diesen Ruhm ran will.", ich hatte es leid. Ich wollte das nicht mehr. Warum will jeder immer alles über mein Privatleben wissen. „Ich mache die Musik nicht um mein Privatleben preis zu geben, sondern weil ich es Liebe und meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe.", meinte ich niedergeschlagen. „Das ist super! Das kannst du dem Reporter super erzählen. Du solltest wahrscheinlich auch versuchen das mit Viviana zu klären. Also husch, husch, auf die Bühne mit euch.", meinte Steffi nun stolz auf mich. Ich war nun sehr verwirrt wurde aber Richtung Fernsehbühne geschoben von ihr.

Kurz darauf saß ich auch schon mit Jimmy, Benny und Danny auf einer Couch mitten auf der Bühne. Neben uns war der Reporter der uns zunächst einmal vorstellte, auch wenn das bei unserem Erfolg wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen wäre. „Wir heißen die Hells Kitten herzlich Willkommen in unserem Studio.", er wurde durch den Applaus und das kreischen des Live Publikums unterbrochen, „Also ihr habt vor ein paar Wochen eure letzte Welttournee beendet und es gab ein paar kleine Gerüchte um euch. Ist an denen denn etwas dran?", fragte er uns und sah dabei niemanden spezifisch an. Jimmy beantwortete seine Frage mit einer Gegenfrage und einem schelmischen Grinsen auf dem Gesicht, „Kommt drauf an. Von welchen Gerüchten reden sie denn?"

„Naja zunächst einmal, habt ihr nach der Tour noch ein Benefizkonzert gespielt. Wie genau sind sie denn darauf gekommen?" Diesmal antwortete Benny, „Nun ja, es war eher eine Idee unserer wundervollen Managerin. Sie hatte es innerhalb von einem Tag organisiert, dass wir an Jackys und Jimmys alter Schule spielen. Wir konnten so auch nochmal unser Technikwissen zeigen, da wir der AG dort helfen durften, die das sonst für die Schulkonzerte Organisierten." „Das ist ja schön zu hören. Ich bin mir sicher die Kinder waren unter euer Betreuung in den besten Händen", der Reporter sah uns mit einem Lächeln an, doch wir fingen nur Verlegen an zu lachen. „Ja natürlich!", meinte Danny total ironisch. „Aber gut. Man munkelt unser lieber Jacky hat seit kurzem eine Freundin, was sich aus Bilder kurz vor dem Konzert schließen lässt." Die Bilder von mir und Viviana werden im Hintergrund eingeblendet, wie sie mir einen Kuss auf die Wange gibt, während ich an meinem Auto Lehne. Dummerweise wird auch Vivianas Insta Post eingeblendet! Verdammt ich hatte ihr vergessen zu sagen, dass sie den runter nehmen musste! Jetzt war es eh zu spät, na toll...

„Nein", lache ich verlegen. „Sie ist nicht deine Freundin?", fragt der Reporter erstaunt. „Nein sie ist nicht meine Freundin. Wir sind zwar sehr vertraut, aber sie ist definitiv nicht meine Freundin und das wird sie auch nie sein." Ich wollte es eigentlich vermeiden zu erwähnen, dass sie meine Cousine war. Der fragende Blick des Reporters ließ mir aber leider keine Wahl. „Sie ist meine Cousine.", sagte ich mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht. Es sah so aus als hätte er verstanden, „Gibt es denn eine momentane Anwärterin auf den Platz der Freundin?", fragte er weiter nach. „Nein gibt es nicht. Und selbst wenn es diese gäbe, würde ich sie aus dem Rampenlicht halten. Ich mache Musik schließlich nicht um mein Privatleben mit jedem zu teilen, sondern weil ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe. Außerdem denke ich, ich gebe genug durch eben diese Musik preis", dem letzten Satz fügte ich ein Zwinkern in die Kamera hinzu. „Verständlich! Aber gibt es denn bald neue Songs, die so etwas verraten würden?", kam die nächste Frage. „Wir arbeiten tatsächlich grade an einem neuen Album, nur ob es um Liebe geht das überlassen wir unserem Lyric Genie Jacky.", antwortete Jimmy daraufhin und klopfte mir leicht auf die Schulter. Ich begann zu grinsen. „Wir halten euch up-to-date auf unseren Social Media Kanälen", warf Danny zwischendrin noch ein, bevor Jimmy weiter redete, „Wir sind momentan noch beim Songschreiben, also noch lange nicht in der Produktion. Das könnte noch dauern."

Das restliche Interview handelte von unseren Konzerterfahrungen und dem neuen Album. Es verlief also ganz gut, ohne irgendwelche Schwierigkeiten und zu persönlichen Fragen. Es wurde auch nach einer Weitern Tour gefragt, doch diese Frage ließen wir offen stehen. Wir bedankten uns höflich und verließen die Bühne.

Your Lips Are Venomous PoisonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt