.02 - Überraschung

38K 1.1K 95
                                    

Erschöpft gelang ich endlich in meine Wohnung und nachdem die Tür hinter mir zugefallen war, rutschte ich mit meinem Rücken angelehnt an der Tür runter auf das kalte Laminat.

Die Wohnung war ungewöhnlich still. Würde ich die nächsten Jahre hier aushalten können? Ich musste. Schließlich habe ich den Weg schon begonnen und einen zurück gab es nicht. Nur, wenn es wirklich nicht klappen sollte! „Unsere Tür wird für immer dich offen bleiben, egal um welcher Uhrzeit oder Tag, 24 Stunden offen" schallten die Wörter von meinem Vater an meinen Ohren. 24Stunden. Wie süß mein Vater doch war.

Ich stand auf und blickte auf die Uhr. Tick, tack. Tick, tack. Die Uhr deutete auf 22:38. Sollte ich kurz eine Dusche nehmen oder sollte ich die Zeit zum Schlafen widmen? Nach einer 10-minütigen, kurzen Dusche, seufzte ich erleichtert und warf mich mit nassen Haaren ins Bett. Endlich.

Durch eine unerhörte Klingel wurde ich von meinem Traum in die Realität zerrissen. Ich hielt das Kissen über mein Gesicht, denn ich wollte nicht aufstehen. Hör endlich auf zu klingeln! Mir blieb letztendlich keine andere Wahl übrig als aufzustehen und die Tür zu öffnen. Mühsam schlenderte ich von meinem Zimmer zur Haustür und gähnte dabei mit einem weit aufgerissenen Mund.

„Frag immer nach, wer hinter der Tür steht", erinnerte ich mich an die Wörter von meinem Vater, als ich dabei war, die Türklinke runterzudrücken. Ich nahm das Sprechertelefon ab und sprach: „Wer ist da?" - „Der Postbote", antwortete eine männliche Person, die unten vor dem Apartment stand. Letztendlich öffnete ich die Tür und wartet ab, bis er an meiner Tür ankam. Außer Atem stand ein Mann Mitte 40er Jahren, der ein Paket in der Hand hielt, vor mir.„Hier das Paket gehört Ihnen", siezte er mich und streckte das Paket mir entgegen. Verzweifelt nahm ich ihm das Paket ab und unterschrieb auf seinem elektronischen Gerät und bestätigte damit, dass ich mein Paket bekommen hatte. „Auf Wiedersehen", verabschiedete er sich höflich und lief die Treppen runter, „Auf Wiedersehen", murmelte ich hinter ihm zurück. Ich schloss die Tür zu und stellte das Paket auf den Küchentisch ab. Immer noch verschlafen, lief ich ins Badezimmer und bespritzte mein Gesicht mit dem kalten Wasser. Langsam kam ich wieder zu mir und blickte kurz in den Spiegel. Meine braunen, langen Haare sahen so wie ich erschöpft aus und unter meinen braunen Augen hatten sich Augenringe gebildet. Vielleicht sollte ich gleich noch eine Runde schlafen oder doch gleich zwei Runden?

Aber zunächst einmal stand das Paket an. Ich hatte soweit ich weiß, nichts aus dem Internet bestellt, zumindest noch nicht. Da ich zurzeit keine Zeit zum Online-Shopping hatte. Aber das würde mit der Zeit noch kommen, keine Sorge. Als ich mich wieder in der Küche befand, schaltete ich den Wasserkocher ein und stellte eine Kaffeetasse auf die Arbeitsplatte ab und öffnete darauf die Balkontür. Frische Luft, das brauchte ich gerade. Wartete noch einige Minuten ab und schüttelte das heiße Wasser in die Tasse, welche ich schon mit etwas Kaffeepulver gefüllt hatte, ein. Nahm das Glas in die Hand und das Paket in die Hand und ging auf den Balkon.

Dort setzte ich mich aufs Sitzkissen und legte die Tasse vorsichtig auf den Boden ab. ‚Mhm, wer hat mir dieses Paket geschickt?', dachte ich unnötig nach, da ich sowieso in einigen Sekunden das Paket öffnen würde. Ein Absender stand nicht auf dem Paket nur der Empfänger. Vorsichtig begann ich das Paket zu öffnen und blickte in den Karton hinein. Ein einziger DIN A5 Briefumschlag war zu sehen. Neugierig nahm ich mir den Briefumschlag in die Hand und betrachtete diesen. ‚Wer zum Teufel schickt einen Briefumschlag als Paket ab?', fragte ich mich selbst und riss an den Seiten des Umschlages auf. Ich zog an einem weißen, zusammen gefalteten Blattpapier aus und danach kamen einige Bilder zum Vorschein. Cemre, Bulut und ich waren auf den Bildern zu sehen.

Bulut besuchte ebenfalls wie Cemre und ich die Universität und gehörte zu unserem Freundeskreis. Er war ein sympathischer und charismatischer Kerl. Seine hellbraunen, fast dunkelblonden Haare standen ihm äußerst gut und er hatte tiefmeerblaue Augen. Welches Mädchen würde denn bitte nicht auf ihn stehen? Auf der Uni rannten, wenn ich das Mal so ausdrücken dürfte, viele Mädchen hinter ihm her, aber er nahm sie nicht wahr, er ignorierte diese gekannt und lächelte nur, als sei dies ein schlechter Witz. Ich mochte seinen Charakter. Er gehörte zu den Personen, die viel Geld besitzen, aber trotzdem andere nicht mit herabsehenden Blicken betrachteten. Wir unternahmen öfters viel zusammen und am liebsten trafen wir uns in unserem Lieblingscafé Les Escaliers um uns dort zu unterhalten oder einen einfachen Kaffee zu trinken.

Nicht ohne dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt