Kapitel 7

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Auch nach einer Weile war Sukuna noch nicht wieder da, Rai fragte sich, ob er vielleicht von Büchern erschlagen wurde. Standfest war das Regal nicht und kippte es um, fielen alle Bücher auf einen drauf. Gequält stand sie auf, stützte sich mühevoll am Sofa ab und ging um es herum, ihr Blick huschte zur Tür, dort lag ein Brief. Völlig irritiert taumelte sie schnell zur Wand, stützte sich an dieser ab und ging zur Tür, dort angekommen ließ sie sich zu Boden sinken. Rai nahm den Brief und erkannte sofort die Handschrift, ihres jüngsten Bruders, Haku. Auf dem Brief stand, Für Rai, geschrieben hatte er es mit einem Bundstift. Sie faltete ihn auseinander und begann zu lesen.

-Hallo Rai, ich schreibe dir zusammen mit Nick einen Entschuldigungsbrief. Er sagt mir wie ich was schreiben soll, damit du das hier überhaupt lesen kannst. Nachdem Papa uns erzählt hat, dass ein König bei dir ist, bin ich so neugierig geworden. Deswegen habe ich Idio.. Deswegen habe ich Nick überredet, mit in das Haus zu gehen, obwohl Mama und Papa es verboten haben. Es tut uns wirklich leid, aber bitte sei nicht böse auf Nick, denn es war meine dämlich... Es war meine Idee.

Ich werde es ganz sicher wieder gut machen.

Haku-

Rai musste schmunzeln. Haku war grade erst in die Schule gekommen und brauchte deswegen Hilfe, aber scheinbar hatte er genau aufgeschrieben, was Nick hinzufügen wollte und hat es dann auf seine Art umgangen. -Dummer Junge... Du hast Glück das du noch lebst.- Sie konnte ihre Familie nicht völlig beschützen. Immerhin konnte sie ihre Handlungen nicht steuern, aber sie hoffte trotzdem, dass ihre Mutter die beiden ordentlich angeschrien hatte. Ihre Brüder waren am unschuldigsten, Haku wurde auch erst geboren, nachdem sie bereits ins Nebenhaus gezogen war. Rai war immer traurig darüber gewesen, so gut wie gar keinen Kontakt zu ihren Brüdern gehabt zu haben, denn immerhin war sie damals gerne eine Schwester gewesen. Sie hatte sich gerne um Nick gekümmert, der vor dem Vorfall bereits auf der Welt war, aber jetzt kannte sie ihre Familie kaum noch. Trotzdem wollte sie nicht, dass Sukuna sie tötete.

Sich mit Hilfe der Wand hochdrückend, rappelte Rai sich auf und erblickte Sukuna, der wieder das Wohnzimmer betrat. -Doch nicht von Büchern erschlagen, huh?- Sie ging zurück zu ihrem Platz auf dem Sofa, kurz darauf ließ sich auch er neben ihr nieder. ,,Was ist das?" Sein Blick war auf den Brief gerichtet. ,,Einer meiner Brüder, hat mir einen Brief geschrieben.", erklärte sie. ,,Er hat sich für den Fehler entschuldigt, für den ich ihn heute morgen angeschrien habe." Sukuna legte die Bücher die er mitgenommen hatte, auf dem Tisch ab, danach sah er ihr direkt in die Augen. ,,Würdest du mir auch endlich mitteilen, was er gemacht hat?" Am liebsten hätte Rai weggesehen, aber sein Blick hielt sie völlig fest. Kein entkommen. ,,Meine Brüder waren in unserer Abwesenheit im Haus, weil mein jüngster Bruder unbedingt sie, den König, sehen wollte.", sagte sie, ihr Blick wurde flehend. ,,Bitte verzeihen sie ihnen, sie werden es nicht erneut tun." Sukuna's Gesicht verzog sich. ,,Sag mir nicht, dass mich dieses Gör belästigen wird." Sofort schüttelte sie den Kopf. ,,Nein, Meister Sukuna... Er respektiert sie und wollte vermutlich nur wissen, wie sie aussehen." Er schien nicht überzeugt. ,,Als Kind fand ich Könige auch faszinierend. Sollte er doch etwas tun, werde ich mich sofort darum kümmern." Mit ihren 18 Jahren konnte sie zwar nicht direkt sagen, sie wäre besonders alt, aber 10 Jahre alt war sie auch nicht mehr. Sukuna schnaubte verächtlich und Rai ahnte, woran er dachte. An eine Verehrung irgendwelcher Könige der Menschheit, oder Königen aus Kinderbüchern.

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. ,,Ich fand als 10 Jährige, den König der Flüche, Ryomen Sukuna toll." Seine Augen blitzten auf. ,,Ach, was du nicht sagst." Seine Haltung wurde entspannter, damit wäre Haku vorerst wieder vergessen. ,,Bara hat mir viel von ihnen erzählt und hier gab es viele alte Dokumente. Sie waren zwar erschreckend brutal, aber letztendlich wurde ich genauso auch von Bara erzogen." Er hörte ihr zu. Natürlich war Rai bewusst, dass sie ihn nicht mit so etwas um den Finger wickeln konnte, aber letztendlich würde sie ehrlich sein, einfach weil sie es wollte. Bara's Geschichten über ihn waren spannend, aber auch Furcht und respekteinflößend. Sie hatte ihn nie treffen wollen, grade weil er so gefährlich war. Nie hätte sie erwartet, das überleben zu können, aber nun musste sie das beste aus der Situation machen. ,,Wirklich sehr interessant." Er hatte zu Grinsen begonnen.

Rai sah ihn weiterhin an, Sukuna hatte etwas an sich. Trotz der Angst, auch um ihre Familie, wollte sie ihm folgen. Sie hatte sich immer davor gefürchtet, was nach Bara's endgültigem ableben passieren würde, aber wenn nun alles gut ging, war sie nicht alleine. Zwar würde sie auch keiner wirklich lieben und sie würde niemandem am Herzen liegen, aber das würde schon in Ordnung sein. Auch wenn Bara sie zusammenschlug, war Rai das Kind, was sie nie haben konnte. Eine gewisse mütterliche Zuneigung bestand. Aus diesem Grund wollte Bara auch, dass Rai so stark wie möglich werden würde, deswegen wollte sie, dass Rai ihren neuen Meister alleine am Geruch seines Blutes erkannte. Ihre Loyalität gegenüber Sukuna, sollte auch Rai's Loyalität werden.

Kurz darauf lehnte er sich wieder zurück, Rai blinzelte leicht. -So ein Mist, ich habe ihn angestarrt.- Sie Fragte sich ob die Ruhe, sie nun auch dümmer machte. Er nahm sich eines der Bücher und begann zu lesen. Tatsächlich war es ein alter Roman, den auch sie sehr mochte. Das Buch fiel halb auseinander und die Seiten waren vergilbt. Es roch alt, aber auch das mochte Rai. Sie war gespannt ob es ihm gefallen würde und beobachtete ihn still weiter. Sie hatte ihre Beine an sich gezogen und ihren Kopf auf die Knie gelegt. Durch ihre Haare hindurch beobachtete sie Sukuna. Minutenlang zeigte er keine besondere Emotion, er las einfach völlig ruhig. -Zu schade... Keine Gefühlsregungen.-

Rai hatte ihn nun wirklich lange beobachtet und war ziemlich enttäuscht. Ihr war klar das er das ganze mitbekam, aber scheinbar störte es ihn nicht. Er hatte in der Zwischenzeit eine Lampe eingeschaltet, aber sonst... ,,Enttäuscht?", fragte er schließlich und klappte das Buch wieder zu. Sie nickte schweigend und Sukuna warf ihr einen kühlen Blick zu. ,,Das wirst du immer erleben, wenn du mich so offensichtlich anstarrst." Sie seufzte leise, also hatte es ihn eventuell doch etwas genervt. ,,Ich mache es nicht nochmal." -Zumindest nicht so lange...- Mittlerweile wurden die Gespräche... Normaler. Aus irgendeinem Grund hatte Rai gedacht, man könnte sich nicht wirklich mit ihm unterhalten, nachher würde man ihn verärgern. Aber es schien bis zu einem gewissen Punkt doch noch zu gehen, aber trotzdem sollte sie vorsichtig bleiben. Sie dachte nach. Es würde nicht mehr lange dauern, da würde Sukuna sie mitnehmen, wenn er sich amüsierte. Immerhin hatte er gesagt, dass er ihr zeigen wollte, wie man so etwas richtig machte. Sie hatte noch nie einen Menschen getötet und beim Gedanken daran, wurde sie nervös. Jedoch verspürte sie auch eine gewisse Vorfreude, sie war gespannt auf das, was passieren würde.

Als Rai am nächsten Morgen aufwachte, fiel es ihr erst schwer, sich zu bewegen. Am letzten Abend hatte sie sich relativ früh schlafen gelegt, um für den nächsten Tag stärker zu sein. Sie setzte sich auf, streckte sich und bereute es sofort. Starke Schmerzen zogen sich durch ihren Körper, ein schmerzhafter Seufzer entwich ihr. Rai quälte sich aus dem Bett, zog sich um und ging danach ins Bad, um sich dort zurecht zu machen. Danach aß sie in der Küche etwas. Mittlerweile fiel ihr jeder kleine Makel in der Wohnung auf. Unzufrieden ging sie ins Lager, um alle Gegenstände sowie Siegel zu überprüfen. Rai behielt den guten Larry im Auge und arbeitete sich still von Regal zu Regal. Nach einer Weile nahm sie Sukuna's Geruch intensiver wahr. Er hing die ganze Zeit in der Luft, aber jetzt wusste sie, dass er den Raum betreten hatte. Sofort sah Rai zur Tür.

Er lehnte im Türrahmen und beobachtete sie. ,,Kannst du dich jetzt schon um den Bengel kümmern?", fragte er und Rai bemerkte das er scheinbar genervt war. Sofort nickte sie. ,,Ja, natürlich." Im besten Fall musste es immer am richtigen Tag geschehen und sie wollte Sukuna nicht noch wütender machen. Offenbar langweilte er sich hier und wollte raus, dass in Rai's Gedanken damit auch das Bild eines Hundes auftauchte, der an der Haustür stand und bellte, versuchte sie sofort zu vergessen. Sie ging zu ihm und legte ihre Hand auf seine Brust.

Dieses Mal bewegte sie sich sicherer im Dunkeln, schlich zügig an Sukuna's Seele vorbei. Mit einem weiteren verschlungenen Finger wirkte sie erschreckenderweise noch mächtiger, als sie vermutete hatte. Er hatte eine beeindruckende Seele und einen Augenblick lang, starrte Rai sie einfach nur an, bevor sie weiter ging. Die Seele des Wirts, strahlte noch immer dasselbe aus, wie beim ersten Mal. Allerdings wirkte sie geschwächter, was genau das war, was Rai erhofft hatte. Sie betrat seine Welt.

Das erste was sie sah, war eine Faust, unmittelbar vor ihrem Gesicht.  

Jujutsu Kaisen - Sukuna FF // ~The cursed ones~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt