Kapitel 8

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Erschrocken wollte Rai noch im letzten Moment ausweichen, bevor sie dazu allerdings kam, kippte Sukuna's Wirt um und landete vor ihren Füßen auf dem Boden. -Was zur Hölle...- Völlig irritiert, starrte sie ihn an, was er nutzte, um seinen nächsten Angriff zu beginnen. Er biss ihr ins Bein. Rai zischte und trat ihm mit ganzer Kraft gegen den Kopf. Sofort kugelte er ein ganzes Stück zurück. ,,Du verdammtes Rotzgör!", fauchte sie wütend. Kurz darauf fragte sie sich entsetzt, ob sie dafür gesorgt hatte, dass ihr echter Körper sich auch nicht gerührte hat. Ansonsten... Ansonsten hätte sie grade Sukuna getreten. Der Wirt begann mit verzweifelten versuchen, sich aufzurappeln, während Rai sich mental schon mal ihr Grab schaufelte. ,,Tu nicht so... Als wärst du so viel älter als ich.", schnaufte er, sofort richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Sie ging zu ihm, mittlerweile hatte er sich hingesetzt. Sie sah, wie sehr er kämpfte, aber er schaffte es einfach nicht, sich noch richtig zu bewegen. Seine Kraft war wieder aufgebraucht. ,,Scheinbar sollte ich doch besser auf dich achten. Du bist früher wach als erwartet.", murmelte sie und kniete sich zu ihm. Obwohl sie sich durch den geteilten Körper mit Ausnahme von Sukuna's Malen völlig ähnlich sahen, merkte man sofort, wie unterschiedlich sie waren. Er strahlte nicht ansatzweise das gleiche aus, wie Sukuna. Alleine seine Gesichtszüge wirkten völlig anders, obwohl es dasselbe Gesicht war. Man konnte die beiden in vielen Punkten voneinander unterscheiden.

Als Rai ihre Hand nach ihm ausstreckte, sah er sie verzweifelt an. ,,Warum tust du das? Warum hilfst du ihm?!", er schrie sie an. Ruhig legte sie ihm ihre Hand auf's Herz. ,,Weil ich es möchte. Ich bin ebenfalls ein grausiges Monster, weißt du?" Er kippte um und sank in einen tiefen Schlaf. Seine Gegenwehr wurde noch schwächer und somit wurde es für Rai immer leichter. -Wenigstens wirst du nichts mitbekommen.-

Sie öffnete die Augen. Etwas stach an ihrem Hals. Krallen. Sukuna sah sie schweigend an, sofort wurde Rai's Stimmung völlig verzweifelt. ,,S-sie haben eine Woche...", piepste sie. ,,Und weiter?" Ihr wurde kalt. ,,Es tut mir schrecklich leid, dass ich sie getreten habe.", entschuldigte sie sich. Er schien nicht zufrieden. ,,Wollen sie mich vielleicht auch tre..." Sie jammerte, als Sukuna ihr gegen das Bein trat. Sie war nahezu überrascht, dass sie es nicht hatte laut knacken hören. ,,So fest habe ich nicht getreten.", jammerte sie leise. Finster sah er sie an. ,,Bist du dir ganz sicher, dass du darüber streiten möchtest?" Sofort schüttelte sie den Kopf und war erleichtert, als er seine Hand von ihrem Hals nahm. Rai rieb leicht über ihren Hals. ,,Ihr Wirt hat mich gebissen.", brummte sie leise. Sukuna wirkte belustigt. ,,Sonst noch etwas?" Sie dachte nach. ,,Er ist umgekippt, bevor er mich schlagen konnte." Er schüttelte den Kopf und sie hörte ihn, 'jämmerlicher Trottel' brummen. ,,Aber da ist noch etwas... Er war früher wach, als erwartet. Deshalb muss ich aufpassen." Er wirkte völlig ruhig. ,,Dann überprüf es öfter." Sofort nickte sie. ,,Natürlich..."

Während sie die restlichen Siegel der Objekte überprüfte, teile Sukuna ihr mit, dass er bis zum Abend weg sein würde. Da ihr Weg sie ebenfalls nach draußen führte, folgte sie ihm. Vor dem Haus sah er noch mal zu ihr. ,,Du wirst bald mitkommen." Die Neugierde in ihr stieg, Sukuna begann zu grinsen. ,,Sei nicht zu ungeduldig." Er ignorierte ihre Familie, welche im Garten völlig versteinert stand und verschwand. Völlig entspannt begann Rai den Hof zu fegen, kurz darauf hörte sie ihren jüngsten Bruder laut quietschen. ,,Boah, der sieht aber cool aus!" Normalerweise hätte sie wegen so einer Bemerkung lächeln müssen, die Sorge um ihn überwog jedoch. Plötzlich hörte sie ihren Vater wütend Haku's Namen rufen, sie sah auf und beobachtete, wie dieser auf sie zukam. Kurz musterte sie ihren Vater, er wirkte angespannt. ,,Lass mich für dich fegen!" Etwas irritiert sah sie Haku an, der bereits nach dem Besen gegriffen hatte. Kurz darauf überließ sie ihm schweigend den Besen und beobachtete, wie er motiviert zu fegen begann. Rai hatte ihn dabei schon mal beobachtet, er hatte alles hin und her geschleudert, bis ihre Mutter wütend übernommen hatte. Jetzt aber, gab er sich Mühe. -Schlauer Junge, so reagiert sie immer.- Früher zumindest, solche Strategien hatte sie auch benutzt, um sich vor Hausarbeiten zu drücken. Aber wenn er sich nun darum kümmerte, konnte sie zum Schrein gehen, um Bara neues Essen hinzustellen. Als sie jedoch gehen wollte, hielt Haku sie fest. ,,Warte! Ich habe Mama gefragt, sie hat gesagt, ich darf dir heute helfen um mich zu entschuldigen." Völlig verwundert zog Rai eine Augenbraue nach oben, ihr Vater holte bereits Luft um eine Predigt zu halten, jedoch Schritt ihre Mutter vorher ein. ,,Mit der Bedingung, dass er unseren Gast nicht stört und es nichts bedrohliches ist." Rai beobachtete, wie ihre Mutter ihrem Vater einen absolut tödlichen Blick zuwarf und spürte kurz darauf heftigen Frust. -Für deine Tochter konntest du damals nicht so stark sein, huh?- Daraufhin sah sie wieder zu ihrem Bruder, er starrte sie erwartungsvoll und mit großen Augen an, woraufhin sie seufzte. ,,Komm mir nicht in die Quere.", drohte sie und ging ins Haus, um das neue Tablett zu holen. Ihr Bruder folgte ihr wie ein Schatten, lief ihr stur hinterher, fasste nichts an und sah sich auch nicht um.

Rai hatte die Blicke ihrer Eltern gespürt, als sie zum Hauptschrein gingen. Der Schrein war etwas höhergelegen, auf einem Hügel. Man sah ihm sein alter an, aber er war gut gepflegt und spärlich dekoriert. Allerdings war er von Pflanzen umgeben, dass alles zusammen gab ihm ein mysteriöses Aussehen, die Ausstrahlung allerdings, war düster. Der Hof hingegen wirkte einladend und heller, was daran lag, dass ihre Familie sich darum zumindest mit kümmerte. Zudem gab es dort einen gut gepflegten kleinen Schrein, für frühere Besucher zum Beten, obwohl keine Besucher mehr kamen und die hohen blickdichten Zäune das Gelände komplett abschirmten. Hinter dem Schrein lag ein kleines Wäldchen, mit dem Hauptschrein, dem kleinen Schrein, den beiden Häusern sowie dem Hof und Garten bildete das, dass ganze Gelände. Es wunderte sie nicht, dass Sukuna hier langweilig war.

Sie hatte Haku nicht erlaubt, mit in den Schrein zu kommen. Bara hasste es von Fremden so gesehen zu werden, selbst wenn es nur ein Kind war. Rai stellte das Tablett ab und betrachtete sie, Bara's Wunden hatten bereits deutlich besser geheilt, als ihre eigenen. Mit dem alten Tablett verließ sie schnell den Schrein, sie wollte nicht, dass ihr Bruder irgendetwas anstellte. Allerdings wartete er noch immer brav vor dem Schrein und nahm ihr sofort alles ab. ,,Was machen wir jetzt?", fragte er fröhlich. -Warum zum Teufel hat er so viel spaß...?- ,,Du kannst das Tablett vor das Haus stellen. Danach kümmere ich mich um den Außenbereich des Hauptschreins." Sofort lief er zurück, er wirkte so als wolle er nichts verpassen. -Sich um die Pflanzen und die äußere Fassade zu kümmern, macht auch so viel spaß...- Seufzend machte sie sich an die Arbeit und dachte darüber nach, was Sukuna wohl grade tat. Tötete er einen Menschen, einen Fluch oder quälte er jemanden? Oder richtete er vielleicht sogar wieder ein Massaker an?

Nach ein paar Minuten, war ihr Bruder wieder dazu gekommen. Er half ihr Schmutz von der Fassade zu entfernen, Schäden im Holz zu kaschieren und Dekoration zu erneuern oder umzustellen. Nach einer Weile hörte sie seinen Magen knurren, aber er arbeitete tapfer weiter. Irgendwie war es schön und genau das wollte Rai nicht, sie wollte keine Beziehung zu ihrer Familie aufbauen. Es würde nur immer und immer wieder Enttäuschungen geben, nicht nur für sie, auch für ihren Bruder. Auch er sollte sich nicht an sie gewöhnen, Nick genauso wenig.

Mittlerweile kümmerten sie sich um die Blumen, kurz darauf rief ihre Mutter Haku zum Essen zurück. Sie hatten einige Stunden am Schrein verbracht, als er zögerte schickte Rai ihn weg und lobte ihn etwas widerwillig. Ihre Mutter hatte gelächelt und war daraufhin mit ihm gegangen. Sie war eine Närrin, Rai hasste sie nicht zwingend, jedoch war sie für sie immer die Frau, die sich hat unterdrücken lassen und ihr Kind im Stich ließ. Natürlich hatte sie damals noch Nick und der ganze Stress war vermutlich auch für sie nicht leicht, aber das war für Rai keine Entschuldigung.

Sie war erleichtert, als sie endlich fertig war und wollte nur noch duschen. Auf dem Rückweg zum Haus, kam ihr allerdings ihr Vater entgegen. Er baute sich vor ihr auf und wirkte wütend, Rai zog nur spöttisch eine Augenbraue hoch. -Lächerlich.- ,,Ich weiß nicht was du denkst zu tun, aber du hörst sofort auf damit.", er spuckte ihr die Worte förmlich entgegen. Sie kochte vor Wut, was tat sie denn schon? Wer hatte den Jungen zu ihr geschickt? ,,Und dann bringst du Haku auch noch zu diesem abstoßenden Teil des Geländes." Jetzt wollte er wohl beginnen sich sämtlichen Hass von der Seele zu reden, er wollte schon wieder nach Luft schnappen, um weiter zu machen. Jedoch tat Rai endlich das, was sie schon immer tun wollte. Sie sammelte Kraft und schlug ihm mit der Faust mitten ins Gesicht. Es knackte leise und der Geruch von Blut begann die Luft zu versüßen. Nie hatte sie so etwas getan, egal wie groß ihr Hass war und jetzt... Jetzt fühlte sie sich einfach nur wunderbar. Ihr Vater hatte zu schreien begonnen und war zu Boden gestürzt, schweigend sah Rai ihn an. Er hielt sich seine offensichtlich gebrochene Nase, seine Lippe war aufgeplatzt und blutete, er sah völlig entsetzt zu ihr hoch. ,,Ich erinnere dich daran, wer dafür gesorgt hat, dass Sukuna euch noch nicht getötet hat.", fauchte sie kalt. Er rappelte sich auf und rannte zurück zum Haus, ein Lächeln bildete sich auf Rai's Lippen. -Wie befreit ich mich fühle.- Sie zitterte vor Aufregung und ihr Herz raste. Einen Augenblick blieb sie dort stehen, überwältigt von den Emotionen. 


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o/

Hab hier mal was für euch, falls euch interessiert wie Rai aussieht.. Hab mal ein paar Skizzen gemacht:  https://www.deviantart.com/mogeoniyuuneko/art/Sketch-874507254?ga_submit_new=10%3A1616861171


Jujutsu Kaisen - Sukuna FF // ~The cursed ones~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt