Kapitel 27

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Aramis lag nachdenklich in seinem Bett und fuhr geistesabwesend über seine ehemalige Verletzung. Es verwirrte ihn, dass diese Elbin ihn hatte heilen können, wo doch alle anderen so sehr daran gezweifelt hatten. Und jetzt war sie verschwunden, ohne, dass er sich hatte bedanken können. Er wandte den Blick zum Fenster, wo die Sonne schien, es war wohl schon bald Mittag. Auf einmal fuhr er in seinem Bett hoch. Mauros! Wieso hatte er nicht sofort an sein Pferd gedacht. Jetzt, wo es ihm besser ging, konnte ja eigentlich auch das Schloss verlassen. Ja, Legolas hatte gesagt, er solle sich nicht so sehr anstrengen, aber er würde ja nicht unbedingt reiten, er wollte ja nur wissen, wie es ihm ging, immerhin hatte Galántrodaia erwähnt, dass er ebenfalls verletzt worden war. Vorsichtig setzte er sich auf, aber alles blieb ruhig und ihm wurde nicht einmal mehr schwindelig. Ermutigt stand er auf und ging ein paar Schritte, es fiel ihm schon deutlich leichter, als am Morgen. Aber kaum wollte er sich auf den Weg zur Zimmertür machen, blieb er erneut stehen und sah an sich herunter. Nur mit Hose bekleidet, konnte er nicht rausgehen. Er sah sich im Zimmer um und tatsächlich entdeckte er seine Stiefel hinter dem Fußende des Bettes. Sie waren sogar gesäubert worden. Als er es geschafft hatte, diese umstänlich anzuziehen, durchforstete er weiter das Zimmer und fand über einer Stuhllehne ein weites, weiches, braunes Hemd. Perfekt. Hochmotiviert öffnete er die Zimmertür und sah sich einer jungen Elbin entgegen, die ihn überrascht anstarrte. Sie trug ein Tablett in den Händen. Da fiel Aramis auch wieder ein, dass der Prinz erwähnt hatte, jemanden mit Essen vorbei zu schicken. Nun, immerhin hielt er, was er versprach, auch wenn es dieses Mal eher hinderlich war. (menschl.) "Ihr seid Aramis, nicht war?", fragte ihn die Elbin neugierig. Der Angesprochene zögerte, aber es bestand wohl kaum eine Chance es zu verneinen, wahrscheinlich war die Frage sowieso rhetorisch. Daher nickte er. "Das bin ich. Und wie ist dein Name?" Sie lächelte. "Avelis." Aramis erwiderte das Lächeln. Aber da räusperte sich jemand neben ihnen, wodurch sie beide zusammen zuckten. Es war eine Wache, die sich mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck an Aramis wandte. "König Thranduil erwartet Euch im Thronsaal." Und schon drehte der Elb sich wieder um und ging. Seufzend wandte sich Aramis Avelis zu. "Du hast es gehört... ich muss los." Diese verzog das Gesicht. "Aber Ihr müsst etwas essen!" Sie konnte ihn doch nicht einfach so gehen lassen, Menschen brauchten doch viel Nahrung. Aber dieser offensichtlich nicht, denn er zuckte nur die Achseln. "Ich kenne mich hier noch nicht so gut aus.", gestand er leicht beschämt. "Zeigst du mir den Weg?" Avelis zögerte, nickte aber dann. "Natürlich." Schnell huschte sie ins Zimmer, um das Tablett für Aramis' Rückkehr abzustellen, bevor sie sich zu ihm gesellte. "Gehen wir." Sie lächelten sich an.

Evie beeilte sich, kurz für etwas Ordnung zu sorgen, bevor Johanna eintreffen würde. Da Sandra an sich nicht viel von Unordnung hielt, hieß es eher, dass sie Kekse auf einen Teller legte, eine Tasse für Johanna holte, ihre eigene leerte und einen neuen Schwarztee kochte, da sie die erste Kanne schon ausgetrunken hatte. Immerhin hatte sie, was das anging, ein paar Wochen nach zu holen. Sie machte sich gedanklich eine Notiz, welchen mitzunehmen, wenn sie nach Mittelerde zurückkehren würde. Sie warf einen Blick auf ihr Handy. Johanna musste jeden Moment da sein. In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. Wenn man vom Teufel spricht. Schnell sprang Evie auf und öffnete die Tür. Johanna stand vor ihr, so wie immer, nur, dass sie leichte Augenringe hatte. Noch mehr Schuldgefühle durchströmten sie. Evie biss sich auf die Lippe, als ihre Freundin keine Reaktion zeigte, sondern sie nur anstarrte. "Johanna, es tut mir wirklich Leid... ich..." Sie kam nicht weiter, denn da machte diese einen Schritt auf sie zu und umarmte sie fest. Erleichtert erwiderte Evie die Geste. Johanna schluchzte. "Ich hasse dich, ich hab mir solche Sorgen gemacht!" Evie lächelte nur und genoss das Gefühl der Normalität, das von ihrer Freundin ausging. Kurze Zeit später saßen sie sich gegenüber, Evie auf einem Sofahocker, Johanna auf dem Sofa. Zwischen ihnen der Tisch. Still tranken sie ihren Tee, bis Johanna das Schweigen brach. "Also. Wo zur Hölle warst du?"

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