Kapitel 37

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Vollkommen geschockt starrte Evie ihre Mutter -Galadriel- an. Diese lächelte leicht. "Ja, ich bin Galadriel." Evie schüttelte den Kopf. "Ich glaube, ich muss mich setzten.", murmelte sie. Sie nahm kaum wahr, wie Thranduil sie zu ihrem Stuhl führte und ihr besorgt ein Glas Wasser gab. Zu sehr war sie in ihren eigenen Gedanken. Galadriel war ihre Mutter. Mehr fiel ihr zu diesem Gedanken nicht ein, sie war einfach zu überfordert mit der Gesamtsituation. "Daia? Daia?!", drang da endlich eine Stimme zu ihr durch. Sie blinzelte und wandte den Kopf zur Seite, um Thranduil anzusehen, der auf dem Stuhl neben ihr saß und sie verwirrt musterte. "Alles in Ordnung?", fragte er sanft. Sie nickte. "Jaaa, ich glaube schon... so mehr oder weniger." Thranduil strich ihr zärtlich über die Wange. "Ist es wegen deiner Wunde?" Evie schüttelte wehemend den Kopf. "Meiner Schulter geht es gut." Jetzt mischte sich auch Galadriel ein, die bis eben nur neben den beiden gestanden hatte. "Was ist mit deiner Schulter?", fragte sie, leicht alamiert. Evie seufzte und warf Thranduil einen sieh-was-du-angerichtet-hast-Blick zu. Dieser besaß aber nicht einmal den Anstand beschämt auszusehen. Also wandte sich Evie wieder an Galadriel. "Die Kurzfassung: Legolas und ich wurden von Orks überrascht." Sie zuckte die Achseln. "Ist aber echt kein Ding, ich muss nicht einmal mehr 'nen Verband tragen." In der Tat, hatte ihr der Heiler am vorherigen Tag, auf ihr Drängen erlaubt, ohne Verband herum zu laufen, mit der Bedingung, dass sie ihre Schulter auf keinen Fall belasten würde. Zwar sah der relativ breite, rote Strich nicht gerade schön aus, aber es war immernoch unauffälliger, als mit Verband. Galadriel schien etwas beruhigter zu sein. "Also gut.", fing Thranduil an. "Ich würde sagen, wir Frühstücken jetzt und dann wäre es sehr freundlich von euch beiden, wenn ihr mir erklären würdet, woher ihr euch kennt." Die Elbinnen sahen sich an und nickten dann. "Ich glaube, das ist möglich.", antwortete Evie.

Während sie aßen, beobachtete Evie ihre Mutter. Es war ungewohnt, von jemand anderem als Sandra so zu denken, geschweige denn von Galadriel. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich in ihrer Gegenwart verhalten sollte, immerhin hatten sie sich seit fast 18 Jahren nicht gesehen und auch wenn sie sich vertraut vorkamen, wusste Evie nicht, wie die andere Elbin war. Auch bezweifelte sie, dass der Charakter vollkommen dem entsprach, wie er in "Herr der Ringe" oder "Der Hobbit" dargestellt wurde. Sie ließ den Blick zu dem Ring an Galadriels Hand schweifen. Nenya. Sie hatte sich schon immer gefragt, was diese Ringe bewirkten. Nur Macht, oder auch anderes? Würde sie sich anders fühlen, würde sie einen Ring der Macht besitzen? Schnell verscheuchte Evie diese Gedanken, sie würden zu nichts führen. Stattdessen musterte sie verstohlen Thranduil. Wie würde er es aufnehmen, dass sie Galadriels Tochter war... soweit sie wusste, hatte Legolas ihm nie davon erzählt, dass sie wirklich eine Elbin war. Würde er wütend auf sie sein, weil sie es ihm nicht gesagt hatte? In dem Moment fiel ihr auch etwas anderes ein. Wenn sie Galadriels Tochter war... dann war sie doch auch mehr oder weniger adlig... wodurch auch nichts mehr zwischen ihnen stand. Sie lächelte. Doch da wurde sie wieder unsicher. Wollte Thranduil sie überhaupt? Sie zweifelte nicht darand, dass er sie begehrte, oder gern hatte, aber Elben banden sich doch ein Leben lang an einander und liebte er sie wirklich so sehr? Liebte sie ihn so sehr, dass sie ihr restliches Leben mit ihm verbringen wollen würde? Als Mensch hätte sie vermutlich sofort 'ja' gesagt, aber als Elbin... ihr Leben waren keine hundert Jahre mehr, sondern tausende. Aber das bedeutete auch dass sie Zeit hatte, um sich zu entscheiden und sich über ihre Gefühle vollkommen klar zu werden. Und wenn Thranduil in dieser Bedenkzeit beschloss, dass er sie nicht wollte, dann hätte sich das Thema sowieso erledigt. Ja, sie würde sich Zeit lassen, es war nie gut, wichtige Entscheidungen überstürzt zu treffen.

Es dauerte nicht lange, bis sie alle drei mit dem Essen fertig waren. Eine Weile saßen sie einfach da, als wüssten sie nicht, was jetzt passieren sollte, bis Galadriel sich räusperte. "Dann sollte ich wohl anfangen...", aber Evie unterbrach sie schnell. "Warte! Ich... wenn es niemandem etwas ausmacht würde ich die Geschichte gerne alleine hören... für's erste jedenfalls." Sie wich Thranduils Blick aus, genau wissend, dass es ihm missfiel, aber sie konnte darauf keine Rücksicht nehmen, immerhin war es doch nur richtig, dass sie als erste erfahren würde, warum ihre Mutter sie weg gegeben hatte. Sie wollte einfach keine Gesellschaft haben, wenn sie es erfahren würde. Nicht einmal von ihm. Das Schweigen wurde unangenehm, als Thranduil doch noch reagierte. "Nun gut. Aber ich erwarte, dass ich so bald wie möglich informiert werde." Er wandte sich an Evie, die ihn immernoch nicht ansah. "Ausnahmsweise." Sie hob leicht den Blick und sah ihn dankbar an. Er lächelte leicht und erhob sich, unwillig, sie verlassen zu müssen. Er wollte beinahe zwanghaft wissen, was die beiden verband und wenn er ehrlich war, war er auch ein bisschen eiversüchtig darauf, wie vertraut die Elbinnen schienen. Schnell verscheuchte er den Gedanken und verließ mit einem respektvollen Nicken zu der Lady Galadriel den Raum und machte sich auf den Weg zum Thronsaal. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Legolas aus einem der Räume auf den Flur trat. Schnell ging er zu ihm und bedeutete ihm, zu warten. Er konnte sehen, dass sein Sohn überrascht war, verständlich. Aber er fragte nicht. Zusammen gingen sie weiter. "Warum ist Lady Galadriel hier?", brach Legolas dann doch das Schweigen. Sein Vater zögerte. "Ich weiß es nicht. Sie wollte es mir gerade sagen, aber dann kam Daia in den Raum... du weißt nicht zufälligerweise, woher sie sich kennen?" Sein Sohn runzelte verwirrt und nachdenklich die Stirn. "Sich kennen? Solange Lady Galadriel nicht letztens im Düsterwald oder auf der Erde war, gibt es keine Möglichkeit, dass die beiden sich schon einmal getroffen haben... außer... was genau meinst du mit 'sich kennen'?" Thranduil musterte seinen Sohn. Er schien eine Ahnung zu haben, also antwortete er. "Sie schienen sich sehr vertraut zu sein... aber irgendwie auch fremd..." Legolas blieb stehen und seine Augen weiteten sich. "Natürlich.", murmelte er und begann haltlos zu grinsen. Auf den verwirrten Blick seines Vaters hin wurde sein Grinsen noch breiter. Aber er beschloss, Thranduil von seiner Theorie zu erzählen, um es Evie später ersparen zu können.

*

Soo, ich bin's mal wieder. Mir ist letztens mal so aufgefallen, dass viele der Geschichten, die ich lese, weniger oft geupdatet werden. Also im Gegensatz zu "Mittelerde?". Die wenigsten schreiben innerhalb eines Monats ein neues Kapitel und daher wollte ich fragen, ob ich eurer Meinung nach zu oft ein neues Kapitel veröffentliche. Zur Zeit kommt glaube ich einmal die Woche ungefähr hin. Ist euch das zu viel? GlG Thrandy_Hiddleston :)

Mittelerde ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt