Kapitel 12

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Jimin war wieder im Lagerhaus. Irgendwie war es immer dieser Ort, zu dem er zurückkam. Die Schreie. Das Blut. Die Hand, die auf ein Gesicht schlug, das voller Angst war. Alles, was danach folgte. Manchmal war Jimin einer der Schaulustigen. Manchmal versteckt. Manchmal fühlte er, wie seine eigene Hand das Leben aus dem sich windenden Körper vor ihm herauswürgte. Und jedes Mal war er hilflos, etwas zu tun. Immer so verdammt hilflos.

Dieses Mal war es nicht anders. Er war wieder im Lagerhaus. Er hörte das Gejohle und Gelächter der Leute, die um ihn herumstanden. In der Mitte befand sich eine Person, die in der Fötusstellung zusammengerollt war. Aber etwas war dieses Mal anders. Als Jimin die Person vor ihm genau betrachtete, war es statt der hilflosen Person, die er immer gesehen hatte, die Person, die die lebende Verkörperung seines jeden wachen Alptraums war. Baek Joon Gi. Nur dieses Mal war sein höhnisches Gesicht eine Maske des Schmerzes, als er schrie, "Jimin, hilf mir!"

Doch Jimin tat nichts. Er sah zu, wie der Mann von den Flammen verschlungen wurde. Wie Höllenfeuer. Er verdammte den einst mächtigen Gangpae von Yongsan.

Die schmerzerfüllten Schreie klangen noch in seinen Ohren, und die Hitze der Flammen wärmte sein Gesicht, so dass Jimin den grausigen Anblick vor ihm nicht mehr betrachten konnte. Die ganze Szene erinnerte ihn zu sehr an früher. Er versuchte, es auszublenden, indem er seine Augen schloss und sich die Ohren zuhielt, aber nichts funktionierte.

"Sieh mich an, Jimin!"

Nein. Das werde ich nicht.

"Sieh mich an, du wertloses Stück Scheiße!"

Hör auf.

"Du kannst mir nicht entkommen. Das wirst du nie!"

Ich werde es tun. Ich werde es tun.

"Sieh mich an!"

"Sieh mich an!"

Seine Augen schnappten auf. Sein Atem ging unregelmäßig, als er seinen Kopf herumriss und versuchte, den Raum, in dem er sich befand, zu erfassen, aber alles drehte sich. Seine Zähne begannen zu klappern, während er vor Kälte zitterte, die sich schnell in seinen Knochen festsetzte.

"Atme. Atme, ganz ruhig."

Genau das tat er. Versuchte, zittrige Atemzüge auszublasen. Erst als sich seine Atmung beruhigt hatte, wurde ihm bewusst, dass er sich nicht mehr in der Lagerhalle befand. Sondern in einem rechteckigen Raum mit Stahlwänden. In der Mitte des Raumes stand eine kleine Petroleumlampe, die nicht genug Licht in den Raum warf, als dass er etwas anderes hätte erkennen können.

Wo zum Teufel war er?

"Willkommen im Land der Lebenden. Für eine Sekunde dachte ich, du würdest wieder ohnmächtig werden."

Jimin riss seinen Kopf in die Richtung der Stimme und sah ... Oh nein. Seine Augen weiteten sich, als er sich daran erinnerte, was passiert war, bevor er ohnmächtig geworden war. Das Feuer. Die Razzia. Dass er nur knapp entkommen war. Der Club, der unterging. Die Cops überall. Er sprang aus dem Fenster im zweiten Stock, weil er wusste, dass die Landung glatt gehen würde.

Hör zu, ich gehe zuerst.

Ich werde hier sein und zusehen, wie du zum Straßenpfannkuchen wirst.

Der Char Sharp. Min Yoongi. Wo war ...

"Da werden schöne Erinnerungen wach, was?", sagte eine trockene Stimme von links. Jimin drehte sich zu dem Mann mit den tausend Gesichtern um. Yoongi saß auf einem Stuhl neben dem Feldbett, auf dem Jimin lag.

Blood // Water (GER)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt