Tür 7 - Umejiwa no Kodomo

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Der Ajisai-yama, ein Berg der imposant gen Himmel ragte und die Heimat von unzähligen Legenden war. Viele rankten sich um verspielte Yôkai, andere um nicht ruhende Yurei, die durch die Wälder streiften und laut ihr Leid beklagten. Die Bewohner des naheliegender Dorfes verehrten jeodch noch so kleine Pflanze, die auf der angebeteten Erde wuchs.

Jahrhunderte blieb der Berg unbebaut von Schreinen und Gedenkstätten, um die andächtige Natur zu schützen. Denn nur auf dem Ajisai-yama wuchsen die Hortensien in solch einer schönen Pracht. Strahlende Blüten in blau, rot, weiß. Ein reines buntes Farbenmeer zog sich am Fuße des Berges entlang und hinauf bis zu seiner Spitze, der man nachsagte, sie sei die Heimat eines Gottes, der dort wachte und die Menschen schützte, die nahe des Berges lebten.

So schön, wie die viele Sagen waren, gab es auch welche, die man sich nur flüsternd erzählte. Einige waren voller Trauer, andere voller Einsamkeit und einer endlosen tiefen Verzweiflung. Solche Geschichten wollte man nicht laut weitergeben. Nein. Es gab ein ungeschriebenes Gesetz: Böses verstummte. Niemand wollte die unschönen Seiten des Berges verbreiten. Nicht ein Wort sollte ihn in ein schlechtes Licht rücken.

Aber eine Erzählung schaffte es, ihre Runde zu machen und in nahegelegenen Dörfern, sogar in anderen Präfekturen, von Bewohner zu Bewohner weitergereicht zu werden. So verbreitete es sich über die Hauptinsel bis hin zu den Kleineren des gesamten Landes.

Eine Erzählung, die heute noch, nach vielen Jahrhunderten, Zuhörer zum weinen brachte und viele sich hinterfragen ließ, was das Leben doch wäre: Die Geschichte der drei Umejiwa Geschwister.

Der Ursprung der Sage liegt weit zurück. Weit bis in die Heian Periode, die Blütezeit alles Übernatürlichen. Es war, so hatte man es in einem späteren Jahrhundert niedergeschrieben, das Jahr 969.

Drei Geschwister lebten zurückgezogen in einer Hütte, tief versteckt in den dichten Wäldern auf der Südseite des Ajisai Berges. Ihre Eltern bauten sich dort einst ein kleines Paradies, umgeben von den farbenfrohen Hortensien. Fernab des Dorfes.

Sie waren eine etwas ärmliche, aber dennoch glückliche Familie.

Die Älteste Schwester war eine reine Frohnatur. Sie lächelte stets in jeder Situation, egal ob Gut oder Schlecht. Ihr strahlendes Lachen verließ nie ihr Gesicht. Selbst vor Fremden nicht.

Der Mittlere Bruder hingegen war bedachter. Seine Gefühle offenbarte er nur denjenigen, die er als würdig sah und ihr Wesen kannte. Er galt als Schlaukopf und wusste auf vieles eine Antwort.

Der Jüngste schien das Gegenteil seiner beiden Geschwister zu sein. Sehr zurückgezogen und ungeschickt stolperte er durch den Tag. Seine dümmliche Art brachte die anderen stets zum Lächeln.

Gemeinsam lebten sie friedlich in ihrer kleinen Idylle. Die Eltern verloren sie früh. Der Kleinste konnte gerade mal stehen, als ihm die Mutter und der Vater durch eine bittere Seuche genommen worden waren. In jenem Jahr starben unzählige Bewohner an einer Krankheit, dessen Ursprung man in den Untaten der Menschen sah, die nicht die Gottheit genug verehrt hatten.

Der Verlust der Eltern war groß, doch Zeit zum Trauern hatten die drei Umejiwa Kinder nicht. Bekannte, alte Freunde der Eltern, denn die Großeltern waren schon seit Jahrzehnten ins Jenseits gewandert, aus dem Dorf zogen sie auf. Lehrten der Schwester das Kochen und Weben. Ihre Hände waren begabt für jedes Handwerk. Die Brüder brachte man das Jagen bei. Die grobe Arbeit des Holzhackens und die Kunst des Heimwerks.

Erst als sie das reife Alter des Erwachsenseins erreichten, ließ man sie alleine in ihr Haus auf dem Berg zurückkehren.

Es war ein Fehler, den man noch heute bereute...

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