Tür 9 - Abendessen

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„Sie müssten gleich da sein." Ungeduldig blickte Gen immer wieder auf die Uhr an der Wand. Das Ticken machte ihn von Sekunde zu Sekunde sichtlich nervöser.

„So früh?" Paul schien die Ruhe in Person zu sein. Es lag vielleicht daran, dass er seine Aufmerksamkeit lieber dem Spiel widmete, welches er am Fernseher im Wohnzimmer spielte. „Dachte sie kommen erst Abends."

Der Blonde seufzte geschlagen bei dieser Aussage. „Wir haben abends..." Und damit ließ er ihn alleine und ging auf den Flur. Jede Minute müsste es endlich soweit sein. Und tatsächlich, kaum stand er vor dem Eingang, klopfte es laut und deutlich. Voller Freude riss Gen die Tür auf.

„Bruderherz!" Sofort wurde er stürmisch umarmt. „Es ist so schön dich wieder zu sehen!"

Nach einigen Monaten kam Lilithian endlich aus Tokyo wieder. Sie hatte dort eine Stelle an einer speziellen Schule angenommen und unterrichtete nun besondere Schüler. Dass sie so lange immer fehlte, stimmte ihren Bruder traurig. Er selbst wollte mitkommen, aber hatte noch immer seinen Job in der Detektei.

„Du lässt dich viel zu selten blicken. Dabei wohnst du fast nebenan!" Gen wuschelte ihr durch die Haare und grinste frech, dann aber fiel sein Blick auf die weitere Person, die noch im Türrahmen stand und ihn grimmig musterte.

Vier rote Augen, wovon zwei zu dem zweiten Gesicht gehörten, starrten ihn direkt in die Seele. Vier Arme waren vor der muskulösen Brust verschränkt, die durch den halboffenen weißen Kimono zu sehen war. Der Bruder musste schlucken.

„Das ist Sukuna. Ich habe dir doch neulich beim telefonieren von ihm erzählt." Lilithian lächelte unschuldig während sie nun in das Wohnzimmer ging, um Paul zu grüßen, und die beiden alleine ließ.

Der pinkhaarige riesen Mann schnaubte abfällig, als er in den Flur trat. Er sah alles andere als begeistert aus. „Ich sage dir eins, ich interessiere mich nicht für dich oder sonst wen aus diesem Haus. Ich bin nur hier, weil Lili es gerne möchte." Damit ging er eiskalt an dem Blonden vorbei.

Dieser hatte seine Augen verengt. Seine Miene verfinsterte sich. Wie kann der Vierarmige seine Schwester beim Spitznamen nennen? Und das noch vor ihm! Das verspricht ja ein heiterer Abend zu werden.

Gen gesellte sich dann nach wenigen Minuten zu den anderen. Paul zockte noch immer und schien sich von dem Neuling nicht beirren zu lassen. Die junge Frau hingegen saß auf der Couch und hatte ihren Kopf an der Seite des Pinkhaarigen gelehnt.

„Essen ist gleich fertig. Gehen wir schonmal ins Esszimmer?" Mit den Zähnen knirschend schnappte er sich seinen Kumpel, der protestieren wollte, da er durch den Ruck von Blonden seinen Controller fallen ließ, und zog ihn in das angrenzende Zimmer.

„Es ist alles noch genau wie früher~" Lilithian schwärmte vor sich hin, während ihre Begleitung nur desinteressiert neben ihr stand. Rote Augen geschlossen.

Sie setzte sich an den gedeckten Tisch. Sukuna nahm sofort den freien Platz neben ihr ein. Er grinste den Bruder verschlagen an und legte einen Arm um die Schulter der Dunkelhaarigen, die nun Paul erzählte, dass sie neulich jemanden traf, der genau wie er war.

Es war offensichtlich, dass Gen den Pinkhaarigen nicht ausstehen konnte. Mit einem letzten düsteren Blick verschwand er kurz in der Küche und holte die Speisen, die er extra für diesen Abend zubereitet hatte.

„Darf ich präsentieren: Schweinebraten, Rotkohl und Kartoffelklöße als Hauptgang. Dazu serviert einen Rotwein, wie du ihn liebst, Schwesterherz~" Liebevoll sah er in ihre Richtung. „Und zum Nachtisch gibt es laktosefreien Vanillepudding mit Erdbeeren."

Es klang nach einem Himmlischen Mahl für die junge Frau. Das Wasser lief ihr im Mund zusammen. „Wunderbar! Du weißt was ich liebe!" Das ließ ihn selbstsicher grinsen, ganz zum Missfallen des Vierarm.

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