Tür 11 - Ende

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Drei Wochen. Ganze drei Wochen waren vergangen, als die Stadt mit Chaos überflutet worden war. Flüche tummelten sich auf den Straßen und jagten unschuldigen Menschen. Die Jujuzisten der Stadt kamen gegen die Horden nicht an. Ihnen fehlte ein Plan. Ein guter Plan, der nur von ihrem Strategen kommen könnte, wäre er nicht versiegelt worden. Aus Angst, die Stadt, vielleicht sogar die ganze Welt, an dem Bösen zu verlieren, holte man Unterstützung aus Japan. Doch es sah schlecht für alle Beteiligten aus.

Sie blickte aus dem Fenster. Ihre Heimat war düster geworden. Tag und Nacht erkannte man nicht mehr, denn der Himmel blieb in einem dunklen Lila. Eine Art Vorhang, die der jungen Frau die Möglichkeit gab, genau zu sehen, was in der Stadt passiert. Jeden noch so kleinsten Winkel nahm sie wahr.

Lilithian saß auf der Couch. Schwarzes Leder, welches schon ziemlich alt war, doch es reichte noch, um sitzen zu können.

In ihren Händen hielt sie das Gefängnisportal. Die grotesken Augen waren alle in die verschiedensten Richtungen gedreht und sie schienen desinteressiert. Dabei war der Inhalt noch immer wild am toben.

„Wann denkst du, hört er auf?" Sie legte den Fluchgegenstand neben sich und widmete sich erneut der Außenwelt. Einige Flüche flogen an ihr vorbei.

„Wahrscheinlich nie. Du hast ihn ganz schön geschockt. Oder etwas nicht?" Es war die Stimme von dem Hirn, welches noch immer in ihrem Kopf hauste. Er sprach durch ihren Körper.

„Ich? Meinst du nicht, wir beide? Immerhin hast du dich offenbart." Ihr entkam ein Kichern. „Gen sah schon verstört aus von dir." Wer würde es nicht? Er war ein Gehirn welches Sprechen konnte und diesen widerlichen Mund besaß.

„Dennoch ist es dein Körper, meine Liebe." Kenjaku musste sich sein Lachen unterdrücken.

„Hmm!" Vor ihrem Körper verschränkte sie die Arme. „Hast du mich gerade unterschwellig hässlich genannt?!" In dem Glas des Fensters erkannte sie ihr Spiegelbild. Müde graue Augen, die ihr entgegen blickten.

„Das würde ich niemals tun. Nicht bei dir." Reden konnte er viel. Das wusste sie. Immerhin teilten sie sich seit langer Zeit eine menschliche Hülle. Gedanken und Träume. Sie konnten nichts vor dem anderen verbergen.

„Gut... sonst fliegst du hochkant raus." Sie streckte ihrer Spiegelung die Zunge heraus und erhob sich von ihrem Platz. Etwas schwerfällig tapste sie in die Küche. Gemütlich machte sich die Dunkelhaarige eine Tasse Tee und lehnte sich auf den Tresen. Seit Tagen war sie so müde.

Zügig leerte sie ihre gerade frisch aufgebrühte Tasse. Es war heiß. Doch stören tat es sie nicht. Die Hitze, die ihre Zunge verbrannte schien sie einfach nicht zu spüren.

„War das nicht ein wenig zu warm?" Der Fluchmagier gluckste ununterbrochen weiter. Heute schien er besonders gut gelaunt zu sein.

„Wieso? Stört es dich? Kannst du keine Hitze ab?" Hämisch grinste sie, da sie wusste, dass es es sah. Oder jedenfalls mitbekam.

„Sollte es mich stören?" Sein verzogenes Lachen merkte die Brillenträgerin ebenso.

„Aber ich würde lieber wissen, wo wir hingehen? Du hast dich angezogen und zurecht gemacht. Du willst raus."

Lilithian blieb stumm. Das Hirn hätte es doch eigentlich schon längst wissen müssen. Doch was anscheinend nicht der Fall. Sie holte das Gefängnisportal aus dem Wohnzimmer und verschwand aus der kleinen Zweiraumwohnung, in der sie die letzten Monate schon gehockt hatte.

„Weißt du, was jetzt lustig wäre?" Sie sprach zu Kenjaku, der ihr mit einem einfachen „Hm?" antwortete. Die junge Frau nahm ihre rechte Hand und schloss ihre Augen, während sie die Finger bereit hielt zu schnipsen. „Wenn ich mich teleportieren könnte."

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