Tür 5 - Playing

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„Ich kann es nicht glauben..." Er schüttelte seinen Kopf. Noch immer schwirrte die Verwirrung in seinen Kopf, während er die Beifahrertür zuschlug und erneut zum Anwesen vor sich blickte. Es versetzte ihn einen Stich in sein reines unschuldiges Herz.

Die weißen Wände des Gemäuers wirkte selbst noch nach etlichen Jahren frisch, obwohl an einigen Stellen der Putz abgeplatzt war. Die großen imposanten Fenster waren dreckig und total verstaubt und dennoch konnte man die bunten Lichter von innerhalb des Anwesens perfekt erkennen. Allgemein war es gerade noch akzeptabel, dort zu wohnen. Selbst wenn die edlen Steinsäulen an machen Flecken es aussah, als würden sie brechen.

Der Garten war das Einzige, was noch sehr gut gepflegt wurde. Rosenbüsche die im Dunklen erblühten, Hecken zu kunstvollen Figuren geschnitten und weite Bete an den unterschiedlichsten Blumen. Der sandige Weg zur Tür wurde an einigen Stellen sogar von einem Gebilde aus Ranken überdacht.

Es war das alte Anwesen eines Politikers. Er hatte sich aus seinem Amt wegen seinem hohen Alter zurückgezogen. Jedenfalls war das der offizielle Grund. Taichiro Asamura ist der Gründer eines illegalen Rings an Menschenhandel. Er veranstaltet wöchentlich Aktionen, um allerlei Sklaven zu verkaufen, die er in die Hände bekommen hat.

Die Detektei wurde beauftragt, sich in den Ring einzuschmuggeln und Informationen zu sammeln. Sicherheitsvorkehrungen, anwesende Personen und die Tage, an denen die Treffen stattfanden. Gen sollte als Spion eingeschleust werden.

Deswegen stand er nun im Frack vor den Toren des Anwesens und atmete einmal tief ein. Das Fenster der Beifahrerseite wurde hinunter gekurbelt und Tanizaki lehnte sich hinüber.

„Wenn dir etwas zu riskant vorkommt, kannst du verschwinden. Und vergiss nicht, wenn etwas ist, ruf an. Wir halten uns bereit." Damit schloss der Rothaarige das Fenster wieder und fuhr von dem kleinen Parkplatz hinunter. Er ließ seinen, nun doch recht nervösen, Kollegen zurück.

Der Deutsche nickte sich einmal selbst zu und gab sich in Gedanken immer wieder aufmunternde Worte, während er nun endlich auf den Eingang zu ging. Dort wurde er auch direkt abgefangen.

Zwei identische Dienstmädchen in typischer Magdtracht standen an jeder Seite der großen schweren Türen. Sie hatten zwei Masken auf, die ihre Gesichter verdeckten und einem Hund nachempfunden worden sind. Sie verneigten sich sofort tief und sprachen synchron.

„Herzlich Willkommen." Zeitgleich stießen sie die Tür auf und ließen ihn passieren. Es war schon fast unheimlich, wie die Mädchen sich verhielten. Ihre Bewegungen wirkten mechanisch und wie Puppen. Fast schon so, als wären sie keine Menschen.

Gen machte sich gedanklich Notizen, dass es also Vorne nur zwei seltsame Dienstmädchen gab. Vielleicht waren es ausgebildete Kämpfer oder, wie er, Befähigte. Es wäre nicht clever, den Eingang solch einer Veranstaltung unbewacht zu lassen und einfache Laien davor zu platzieren.

Doch kaum war er in der Eingangshalle, änderte seine Meinung über den schwachen Schutz.

Männer in schwarzen Anzügen und dunkler Sonnenbrille standen an jeder Ecke. Sie musterten die Menge der aufreizend gekleideten Herrschaften in der Mitte der riesigen Halle. Anscheinend war es wohl wichtiger, die Gäste direkt zu überwachen, als dann man sie schon vor dem Eindringen abfing.

Männer und Frauen in Frack und Ballkleid tanzten, tranken und unterhielten sich. Eine kleine Band spielte sanfte Musik auf einer Bühne am Ende des Raumes. Direkt neben den Treppen, die in das nächste Stockwerk führten. Über ihre Stufen wuselten einige Besucher.

Man fühlte sich, als wäre man wieder im 19. Jahrhundert. Buffet mit den aufwendig zubereiteten Speisen, lange verzierte Kleider und anscheinend alte Etiquette. Hier und da erkannte man, wie ein Herr verbeugend um die Hand einer Dame hielt, damit er sie zum Tanzen bitten konnte. Der Politiker schien sich hier ein eigenes kleines Reich geschaffen zu haben.

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