Teil 2

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In der nächsten Stunde haben wir Sport. Mit Herr Ackermann. Levi Ackermann... Der Traumlehrer für fast jeden Jugendlichen unserer Schule. Ich verstehe nicht, warum manche so auf ihn stehen. Er ist klein und unglaublich streng. Vor allem wenn es um Eren geht. Die beiden streiten sich so gut wie jede Stunde. „Hat Eren es dir schon gesagt?", fragt Zeke. „Nein, was denn?" „Heute Abend steigt bei uns 'ne Party. Kommst du auch? Sonst ist Yelena so alleine." Ja, klar." Eren und Zeke sind Halbbrüder. Ihr Vater ist ein sehr bekannter Doktor, der sich aber fast nie hier blicken lässt. Die Mutter von Zeke ist an einer seltsamen Krankheit gestorben und Erens Mutter starb bei einem Unfall. Deswegen haben die beiden meistens sturmfreie Bude. Die meisten beneiden sie fast darum, aber ich nicht. Ich wohne selber alleine. Meine Eltern sind schon seit langer Zeit tot. Aufgewachsen bin ich auf einem Dorf, bei meinem Onkel und meiner Tante. Aber jeden Tag drei Stunden Schulweg... Deswegen hat meine Familie mir zum siebzehnten Geburtstag eine Ein-Raum-Wohnung geschenkt, für die sie mir monatlich Geld schicken. Natürlich genieße ich den Freiraum, aber seit ich hier wohne, benimmt sich Yelena so gewalttätig. Vielleicht liegt es daran, dass jetzt zu Hause niemand mehr darauf aufpasst. Aber es ist schon in Ordnung... Sie schlägt mich nur, weil sie mich liebt. Ich weiß es einfach. Ich brauche Yelenas Liebe. Niemand sonst, könnte mich lieben. Viel zu früh, ist die Pause schon wieder vorbei. Ich hoffe, Armin hat meinen Sportbeutel schon mitgenommen. „Bis später, Zeke und Pieck. Bis dann, Schatz." Leicht umarme ich Yelena. „Bis dann~!" Schnell mache ich mich auf den Weg zur Turnhalle. „Hier!" Armin wirft mir meine Sportsachen entgegen. „Du hast sie mitgenommen, danke!" „Du musst echt mal dran denken, dein Zeug zum Rauchen mitzunehmen." „Ja ja..." „Was habe ich da gehört? Zum Rauchen?!" Erschrocken drehe ich mich um. Herr Ackermann! „A-Armin hat nur einen Spaß gemacht..." „Ja, genau!" „Tss...", zischt er uns an, bevor er an uns vorbei in die Halle geht. „Wir sollten uns schnell umziehen, bevor er noch sauer wird." Ich nicke zustimmend. In der Umkleidekabine drehe ich mich zur Wand, in der Hoffnung, dass niemand die Bisse, Hämatome und Knutschflecke sieht. Yelena achtet immer darauf, meinen Rücken in Ruhe zu lassen. Auch heute fällt en niemanden auf. Ich hasse Sportunterricht. Bewegung ist halt nicht so meins. Heute haben wir Bockspringen dran. Ich habe gar keine Lust auf den Scheiß. „So, stellt euch alle in einer Reihe auf!" Wir befolgen die Anweisung von Herr Ackermann. „Zum Aufwärmen lauft ihr fünf große Runden. Und los!" Er klatscht in die Hände. Seufzend beginnen wir zu laufen. Widerrede wäre zwecklos. Ich kenne niemanden, der so streng ist, wie dieser Sportlehrer. Atemlos beende ich die letzte Runde. „Ihr springt nach Klassenbuch-Reihenfolge. Mikasa, vortreten!" Mikasa kommt ohne Probleme über das Hindernis. Armin fällt fast hin, kommt aber auch drüber. Und Sasha rennt mit voller Wucht gegen den Bock. Zur Strafe muss sie nochmal fünf Runden rennen. Ich kann das nicht, verdammt! Zögerlich laufe ich an, auf das Sprungbrett, drücke mich ab und versuche mich am Bock hoch zu stützen. Dabei reiße ich das dumme Ding mit und lande samt Bock auf der Matratze. Mist! Der Bock ist genau auf meine Wunden geflogen! Vor Schmerzen kann ich mich nicht richtig bewegen. „Nina!" Vorsichtig heben Marco und Jean den Bock hoch, während Armin und Christa versuchen, mich hoch zu ziehen. „Nina! Hast du dich verletzt?" Ich schüttle den Kopf. Aber sobald ich stehe und wieder laufen will, zieht es mich auf den Boden. „Komm mal mit. Du kommst auch mit, Mikasa. Stütz sie bitte." Zusammen mit Mikasa und Herr Ackermann, gehe ich in das Vorbereitungszimmer der Lehrer. „Ich muss nachsehen, ob du dich verletzt hast. Zieh dein T-Shirt bitte mal hoch." Ich will nicht. Dass unser Sportlehrer männlich ist, ist mir egal. Ich gehe sowieso davon aus, dass er schwul ist. „Nina, komm schon.", bittet mich Mikasa. Zitternd hebe ich mein Oberteil nach oben. „Die Hämatome kommen nicht vom Bock, oder?", fragt Herr Ackermann mit ernster Stimme. Ich schüttle den Kopf. „Mikasa. Lass uns bitte allein." Mikasa verlässt verwirrt den Raum. Schnell ziehe ich wieder mein T-Shirt herunter. „Du wirst geschlagen, oder?" Ich schweige. „Von wem? Ist es deine Freundin? Ich weiß, dass du mit dieser Yelena zusammen bist..." Kurz zucke ich zusammen. „N-Nein..." „Wer misshandelt dich dann?" „Misshandeln? I-Ich mag d-die W-Wunden." „Lüg mich nicht an, Nina! Ich werde deiner Klassenlehrerin Bescheid geben. Komm nach der letzten Stunde bitte ins Lehrerzimmer. Und jetzt... Zieh dich um und setz dich auf die Bank. Du bist vom restlichen Sportunterricht freigestellt." Ich nicke und gehe mich umziehen. Er wird es Frau Zoe sagen... Und wie ich sie kenne, wird sie nicht locker lassen, bis sie erfährt, was los ist. Verdammt! Yelena wird ausrasten! Ich darf niemanden etwas von der Art, wie sie mich liebt, erzählen. Es reicht, wenn ich weiß, dass ihre Liebe zu mir echt ist. Die Anderen könnten das niemals verstehen. Yelena hat mir gesagt, wenn ich jemals ein Wort darüber in der Öffentlichkeit verliere, kommt sie ins Gefängnis, und ich wäre total alleine. „Alles in Ordnung, Nina?", fragt Marco besorgt. „Ja, mir tut nur mein Bauch etwas weh. Aber ansonsten ist alles gut." Die Sportstunde geht zum Glück schnell vorüber. Endlich ist Mittagspause. „Gehst du wieder rauchen?" „Ja, klar." „Kann ich mitkommen?" „Natürlich.", meine ich lächelnd zu Connie. Ab und zu raucht er. Es ist zwar eher selten, aber wenn er mich fragt, ob wir rauchen gehen, hat er meistens einen Hintergedanken. Zu zweit verstecken wir uns hinter den Büschen bei der Turnhalle. „Sag mal Nina..." Aha, wusste ich's doch. Über irgendetwas will er reden. „Ja?" „Bist du... wirklich glücklich mit Yelena?" „Warum fragst du?" „Seit deinem Geburtstag, vor fünf Monaten, hast du dich total verändert." „Ich weiß nicht was du meinst, Connie. Zwischen Yelena und mir ist alles gut. Wir lieben uns und ich bin froh, sie zu haben. Sie ist immer lieb zu mir." „Warum siehst du dann so traurig aus? Außerdem hast du doch locker fünfzehn Kilo abgenommen." „Das ist doch meine Sache. Ich wollte halt ein wenig Gewicht verlieren." Yelena zwingt dich doch nicht etwa zum Abnehmen?" „Was?" Schockiert sehe ich ihn an. Es stimmt... Yelena wollte, dass ich Gewicht verliere. Aber auch das, soll ich niemanden sagen. „Nein. Yelena hat wirklich nichts damit zu tun." Na gut. Wenn du das sagst, dann glaube ich dir." Nachdem wir fertig mit Rauchen sind, machen wir uns auf den Weg zum Englischunterricht, den wir bei Herr Smith haben. Herr Smith ist eigentlich ganz nett. Er ist außerdem unser Schuldirektor.

You're toxic! (Yelena x OC x Hanji)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt