Teil 12

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„Hi Nina!“ Sasha umarmt mich. „Hey.“ „Hast du abgenommen?“, fragt Connie besorgt. Alles was durch die Woche mit Yelena runtergekommen ist, habe ich noch nicht wieder drauf. Das stimmt… „Ach, nur ein bisschen.“ Lachend winke ich ab. „Hi Marco!“ Liebevoll wuschle ich meinem besten Freund durch die schwarzen Haare. „Wo ist Jean?“ Suchend sehe ich mich nach dem letzten Mitglied unserer Clique um. „Der kommt eine halbe Stunde später.“, informiert mich Connie. „Warum das denn? Er ist doch sonst immer pünktlich.“ „Er holt noch Salitos und Chips.“ „Ah, achso.“ Zu viert klettern wir auf die große Kletterspinne. Auf der Kletterspinne gibt es mehrere Sitzmöglichkeiten in unterschiedlichen Höhen. Sasha und Marco bleiben bei etwa halber Höhe hängen, während Connie und ich bis zur höchsten Sitzgelegenheit weiterklettern. Dort angekommen, zünden wir uns erstmal jeder eine Zigarette an. „Warum hattest du letzte Woche eigentlich keine Zeit?“ „Yelena und ich wollten ein bisschen für uns sein.“ „Und warum hast du abgenommen?“ „Keine Ahnung, irgendwie ging das Gewicht halt runter.“ „Nina?!“, ruft auf einmal Sasha zu uns hoch. „Ja?!“ „Können wir dann eigentlich mit zu dir?! Wir hätten voll Lust auf einen Filmabend!“ „Ähm…“ Verdammt. Soll ich meiner Clique einfach sagen, dass unsere Klassenlehrerin vorübergehend bei mir eingezogen ist? „D-Das geht leider nicht!“ Sasha und Marco klettern zu uns und lassen sich auf dem Netz, was uns gegenüber hängt nieder. „Wieso denn nicht? Ist Yelena noch bei dir oder was?“ „Das nicht, aber es geht trotzdem nicht.“ „Ich bin da!“, ruft plötzlich jemand von unten. „Jean, na endlich! Komm hoch!“ Schnell klettert er zu uns und setzt sich neben Marco. „So… Wer will alles ein Salitos? Ich hab auch Cola mitgebracht.“ „Ich nehme Cola.“, sagt Marco sofort. Er trinkt fast nie Alkohol. „Mir kannst du ein Salitos geben.“ „Mir auch.“ „Ja, mir auch.“, ergänze ich. Er teilt die Flaschen an uns aus. „Hast du auch an Chips gedacht?“ Hungrig sieht ihn Sasha an. „Ja. Außerdem habe ich noch Gummibärchen mitgebracht.“ „Ich will die Gummibären!“ Connie streckt seine Hand aus. Also landet die Gummibärchentüte bei uns und die Chipstüte bleibt bei Sasha, Marco und Jean. Eine Weile sitzen wir uns trinkend und essend gegenüber. „Oh, wir sind irgendwie vom Thema abgekommen.“, nuschelt Sasha mit vollem Mund. „Sasha! Kau doch erstmal auf, bevor du redest!“, ermahnt Jean sie. „Aber sie hat recht… Warum können wir denn nicht zu dir mitkommen?“, fragt Marco. „Weil… ich Besuch habe.“, erkläre ich. Anschließend trinke ich einen großen Schluck aus meiner Bierflasche. „Besuch? Kennen wir die Person?“ Ich nicke. „Mach es doch nicht so spannend. Du kannst uns ruhig sagen wer es ist.“ „Nein…“, wehre ich ab. Ich klemme die Flasche zwischen meinen Knien ein und zünde mir eine Zigarette an. „Du darfst erst rauchen, wenn du uns sagst, wer bei dir ist.“ Mit diesen Worten klaut sich Jean meine Zigarette und hält sie provokant in die Luft. „Meine Güte! Ihr hört wohl nicht auf, was?“ Seufzend reibe ich mir über das Gesicht. „Es ist Hanji…“, gebe ich schließlich zu. „Wer soll ‘n das sein?“, fragt Connie verwundert. „Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Sasha sieht mich nachdenklich an. Marco und Jean sehen mich einfach nur schockiert an. „Du meinst doch nicht etwa unsere Klassenlehrerin, Hanji Zoe?!“ „Was?!“ Connie fällt vor Schreck das Gummibärchen aus dem Mund. „Jean, gibst du mir jetzt meine Kippe wieder?“ Immer noch geschockt gibt er sie mir zurück. „Danke.“ „Meinst du DIESE Hanji?“ „Ja, meine ich.“ „Und warum ist sie bei dir? Seit wann?“ Marco ist der erste, der sich wieder fängt. „Das ist 'ne lange Geschichte. Sie passt ein bisschen auf mich auf, weil es mir nicht gut ging.“ „Was ist denn passiert?“ Mittlerweile haben sich meine anderen Freunde auch wieder gefangen. „Ihr werdet wahrscheinlich ausrasten, wenn ich euch alles erzähle, aber egal.“ Ich hole tief Luft und setze meine Erklärung fort. „Wie ihr ja wisst bin ich seit sieben Monaten mit Yelena zusammen.“ Connie, Sasha, Marco und Jean nicken mir zu. „Als ich vor fünf Monaten in meine eigene Wohnung gezogen bin, hat sich unsere Beziehung ein bisschen verändert. Yelena hat angefangen… mich zu schlagen. Sie hat mich gezwungen abzunehmen. Connie, du hattest recht.“ Entschuldigend sehe ihn an. „Und das beim Bockspringen… Der wahre Grund weshalb ich danach auf der Bank sitzen musste war, dass der Bock auf die Wunden gefallen ist, die mir Yelena zugefügt hat. Bitte bleibt jetzt ruhig.“ Meine Freunde sehen mich verwirrt an. Stumm ziehe ich meine Jacke aus und den Pullover. „W-War das alles Yelena?“, fragt Sasha bestürzt. „Ja.“ Schnell ziehe ich mir alles wieder an. „Und was genau hat Frau Zoe damit zu tun?“ „Levi, also Herr Ackermann, hat mich an dem Tag danach zu ihr gebracht. Irgendwie habe ich mich dann den beiden anvertraut.“ „Warum hast du uns nichts gesagt?“ „Ich glaube, ich hatte einfach Angst was ihr von mir denken werdet. Ihr seid halt meine Freunde.“ „Was ist dann passiert?“ „Hanji hat sich um meine Wunden gekümmert. Am Freitag bin ich dann nochmal zu den beiden. Ich hatte ja auch neue Wunden…“ „Warte mal. Es geht doch um den letzten Tag vor den Ferien, oder?“ Ich nicke. „Dann können die Wunden doch nur von der Party kommen.“, meint Jean. „Ja.“, stimme ich ihm zu. „Aber wir waren doch mit dir zusammen da. Wie können wir da nichts bemerkt haben?“ „Yelena hat mich mit auf Zekes Balkon geschleppt und mich dort wieder verletzt. Ihr konntet gar nichts merken. Nach außen, durfte ich nur lächeln. Es tut mir so leid, dass ich euch nichts gesagt habe.“ „Du kannst echt nichts dafür.“, beruhigt mich Marco. „Was ist am Freitag noch passiert?“, will Sasha wissen. „Levi, Hanji und ich haben ausgemacht, dass sie mich in den Ferien anrufen werden, damit sie mal meine Wunden kontrollieren können.“ „War Yelena letzte Woche bei dir?“ „Ja. Sie ist gleich am Freitag zu mir gekommen und war bis letzten Sonntag da.“ „Kommen die meisten Wunden aus der Zeit?“, fragt Connie. „Ja. Sie hat mich… gefesselt… geschlagen… geschnitten… verbrannt… Und ich durfte nur essen und rauchen wenn sie es mir erlaubt hat. Und sie hat mich manchmal gewürgt.“ „Ich hau ihr eine rein!“ Wütend knirscht Jean mit den Zähnen. „Nein, Jean. Lass es.“ Marco gibt ihm eine leichte Kopfnuss. „Am Sonntag hat dann Hanji mich angerufen. Und zur selben Zeit musste Yelena zum Glück auch los. Bis Samstag ist sie bei ihrem Bruder. Ich bin zur Schule gegangen um mich mit Levi und Hanji zu treffen. Und da hat Hanji beschlossen erstmal mit zu mir zu kommen, um meine Wunden zu überwachen und auf mich aufzupassen.“ „Ach, deswegen ist sie bei dir.“, meint Sasha, nachdem ich fertig bin. „Genau.“ „Du wirst dich doch von Yelena trennen, oder?“, fragt Jean nach. „Naja… Ein bisschen mag ich sie noch.“, gebe ich zu. „Aber wieso denn?“ Verständnislos sieht Connie mich an. „Gestern hat sie mich zum Beispiel angerufen und war wieder richtig süß zu mir.“ „Aber du kannst dir das nicht gefallen lassen, Nina.“ „Du hast zwar gesagt, dass du sie noch ein bisschen magst, aber ist das nur ein wenig Zuneigung oder liebst du sie noch?“ Verwirrt sehe ich Marco an. „Das ist ziemlich kompliziert. Yelena ist nun mal meine Freundin. Aber mittlerweile habe ich verstanden, dass das keine richtig Liebe ist, weil ich jetzt weiß wie sich normale Liebe anfühlt.“ „Was meinst du denn damit?“, fragt Jean verwundert. „Ich empfinde etwas für Hanji.“ „Bitte was?!“ „Und sie empfindet auch etwas für mich.“, ergänze ich. „Aber das ist unsere Lehrerin!“, wirft Jean schockiert ein. „Jean, halt die Klappe!“ Marco haut ihm leicht auf den Hinterkopf. „Ich finde es nicht schlimm, wenn du und Frau Zoe ineinander verliebt seid.“ „Ich find es auch okay.“, stimmt Connie Marco zu. Sasha nickt ebenfalls. „Dann… muss ich mich der allgemeinen Meinung wohl anschließen.“ „Versprich uns aber bitte, dass du uns sowas wie mit Yelena nie wieder verschweigst. Wann du dich von ihr trennst, ist deine Sache. Wir können dich eh zu nichts zwingen, aber bitte sag uns in Zukunft, wenn du Hilfe brauchst.“, fordert Connie. Jetzt ist alles raus. Ich habe es meiner Clique erzählt. Ich fühle mich unheimlich erleichtert. „Ja, das mache ich!“ „Gruppenkuscheln!“ Wenn wir uns alle weit nach vorne beugen, können wir uns ein wenig umarmen. Ich liebe diese Verrückten so sehr! Wir quatschen noch ein bisschen, trinken und lachen. Zum ersten Mal seit Monaten kann ich ohne ein schlechtes Gewissen lachen. Irgendwann sehe ich mal wieder auf mein Handy. Dreiviertel drei… Scheiße! „Ich muss los. Levi kommt gleich vorbei!“ „Wir sehen uns am Samstag!“ „Genau, bis dann!“ Ich umarme nochmal jeden von ihnen und mache mich schnell auf den Heimweg.

You're toxic! (Yelena x OC x Hanji)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt