Bürokratie

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Diese steht schon erwartungsvoll vor dem Anwesen um die drei Rückkehrer zu begrüßen. Alucard steigt als erstes aus, gefolgt von Anderson. Nici bleibt noch kurz sitzen, zieht die Handbremse an, schaltet den Motor aus und lehnt sich mit geschlossenen Augen nach hinten. Es ist vorbei. Danach wird sie wieder in ihr altes Leben zurückkehren. Mortem ist weg. Leicht gehen ihre Augen wieder auf und sie sieht an die Decke des Wagens. Ihr altes Leben. Sie hat ein altes Leben, ja. Aber sie wird es nie wieder so genießen können wie es einmal war. Kann sie noch in die Arbeit gehen? Kann sie den anderen noch gut genug vertrauen? Ein Klopfen an der Fensterscheibe lässt sie aufschrecken und sie schnallt sich entschuldigend lächelnd ab ehe sie aussteigt. „Nici!" Im nächsten Moment hat sie Seras an sich hängen und überrascht bleibt sie erst einmal still stehen, bevor sie ihr lächelnd die Hände auf den Rücken legt. „Danke, danke, danke. Du hast sie wieder zurück gebracht!" Vorsichtig lässt Seras die junge Frau wieder los und mustert sie kurz besorgt, ehe sie den Kopf dreht und die Lady heraus kommt. Die Sonne verschwindet schon am Horizont und somit ist es nicht mehr ganz so warm. „So, so. Mein bester Untergebener und der erste seiner Art und ein Regenerator und der beste seiner Organisation mussten also von einem einfachen Menschen gerettet werden." Sie verschränkt die Arme und schüttelt den Kopf. „Wehe einer von euch unterschätzt sie oder generell einen normalen Menschen jemals wieder. Nici sieht kurz prustend auf die Seite und legt sich dann die Hand auf den Mund. Integra zieht eine Augenbraue hoch. „Hast du noch etwas hinzuzufügen?" Oh, shit. Sich das Lachen verkneifend erwidert sie den Blick der Lady und räuspert sich, ehe die Hand nach unten sinkt. „Wenn man bedenkt dass ich beim ersten Dämon überlebt habe weil ich mich gemault habe und nicht in die Arena gesperrt wurde weil ich Angst hatte in das Kreuzfeuer zu geraten..." Ein kurzes Lachen ertönt dann doch, bevor sie mit den Schultern zuckt. „Ich glaube Sie überschätzen mich immer noch." Die blondhaarige Frau rückt sich die Brille zurecht und sieht an ihr hoch und runter. „Ich habe dich UNTERschätzt. Ich dachte nicht, dass du das ganze so unbeschadet überlebst. Nur ein bisschen Blut auf der Kleidung, keine sichtbare Verletzung und du kannst deine Klappe noch aufreißen. Du siehst nicht einmal müde aus. Also egal was dich irgendwann mal auslaugt, das muss heftig sein." Nici selbst hat den Drang zu Alucard und dann zu Anderson zu sehen, unterdrückt es aber. Alucard hingegen blickt sie ungeniert an. „Mich würde auch interessieren warum du noch so frisch aussiehst. Man muss dich wohl mal wirklich herarbeiten." Zwar sieht sie ihn nicht direkt an, beißt sich aber auf die Innenseiten ihrer Wangen um keinen dummen Kommentar abzugeben. „Uns wäre allen geholfen wenn du anfängst mit deinen zwei Hirnzellen zu denken, Vampir." Anderson hat die Arme verschränkt und sieht ihn warnend an. Dieser gibt aber nur einen wissenden Blick von sich, welches mit einem Schmunzeln begleitet wird. „Alucard?" Die roten Augen gehen zu ihr und der Blick reicht aus um zu wissen um was es geht. „Ist ja gut, Kiddo." Bevor das hier noch komischer wird als es eh schon ist, gibt Lady Integra den Befehl zur Besprechung des Ganzen.

„Also ist die Basis noch intakt? Gut, gut. Dann können wir uns da unten noch ein wenig umsehen. Ich schicke sofort ein paar Leute um die Umgebung zu sichern." Zumindest wird sie das gleich machen, wenn das alles hier vorbei ist. Seras hat genug Wasser gebracht um ein Kamel wieder nach einer langen Durststrecke voll zu machen, für den Pater reicht das aber auch. Sie werden nachher aber auf jeden Fall noch einmal in die Küche gehen, bevor man sich im Bad dann die letzten Stunden oder Tage abwäscht. „Was willst du jetzt machen, Nici?" Die braunhaarige sieht von der Wasserflasche auf und legt den Kopf schief. „Was meinen Sie?" Integra lehnt sich nach vorn und stützt sich auf dem Tisch ab. „Du hast deine eigene Arbeitskollegin getötet, oder warst zumindest dabei. Du meintest, dass du kein Vertrauen mehr in andere hast. Noch hast du Urlaub, aber Hellsing könnte jemanden wie dich gebrauchen. Medizinische Kenntnisse aus erster Hand sind immer nützlich, du hast dich hier praktisch schon eingelebt, ich denke nicht dass Alucard etwas dagegen hätte einen normalen Menschen hier zu haben und wenn es wirklich zu langweilig ist könntest du ja von hier aus arbeiten. Nur würde ich bevorzugen, dass ich 24/7 auf dein Wissen zugreifen kann. Jedes Mal mit dir zu telefonieren ist mir dann doch zu anstrengend. Du hast Potenzial und das nicht nur mit deinem Kopf, auch wenn du den wahrscheinlich auch noch als Waffe benutzen könntest. Ein Dickschädel bist du auf jeden Fall." Die braunen Augen gehen von ihr zu ihrer Flasche. Dann wieder zu der Lady. Wieder zur Flasche. Wieder zurück zur Lady. „Bieten- Bieten Sie mir gerade an hier einzuziehen?" Alucard sieht kurz zu Integra, die den Blick mit einem kurzen Nicken erwidert und wieder zu Nicole sieht. „Willst du es schriftlich? Du bekommst noch Geld, also kannst du die drei Monate Kündigungsfrist überbrücken. Alucard wird dir sicherlich dabei helfen alles her zu transportieren und du kannst dein Zimmer ganz normal gestalten wie du willst. Wie gesagt kannst du weiterarbeiten, natürlich nur wenn du das möchtest. Die Schrottkarre kann ich dir sicherlich auf deinen Namen umschreiben lassen, damit du zur Arbeit kommst. Mit Doktor Humphry kann ich ausmachen dass du zwar weiterarbeitest, aber eben auf Abruf von mir bereit stehen musst. Egal wie es im Labor aussieht. Miete verlange ich keine, aber du müsstest mir wie gesagt 24/7 im Notfall zur Verfügung stehen." Das lässt sie erst einmal komplett geschockt dastehen. Hier wohnen. Weiterhin zur Arbeit gehen können. Bei Alucard bleiben. Einen Wagen bekommen. Einfach so! „I-Ich... Ehm..." Die braunhaarige stammelt ein wenig vor sich hin und Alucard verdreht die Augen. Was will sie denn jetzt noch beanstanden? Was ist ihr Problem? „M-Meine Familie... Sie lebt in Deutschland und ich will sie regelmäßig besuchen können. Wie, wenn ich 24/7 zur Verfügung stehen muss?" Von dem Fakt wusste die Lady zwar nichts, sollte aber kein Problem sein. „Auch du hast Mal Urlaub verdient. Ein paar Tage sollten funktionieren und du kannst den Jet hernehmen." Jet? „Sie haben hier einen verdammten Jet? Was habe ich noch verpasst? Ein unterirdisches Gefängnis? Einen Partykeller? Nen Streichelzoo?" Na das ist jetzt aber übertrieben! Wer weiß wer gegen welche Tiere eine Allergie hat? „Und was ist wenn ich den Pater besuchen will?" Das lässt eben jenen ein wenig Lächeln, da sie ihn doch nicht vergessen hatte so wie er dachte. „Lässt sich ebenfalls arrangieren. Aber so wie es sich anhört bist du dabei?" Zur Überraschung der Lady fängt die braunhaarige das Kichern an, ehe sie einen Schluck trinkt und die Flasche schließt. „Das mit dem normalen Leben kann ich mir so oder so abschminken. Das ist Geschichte. Warum also nicht das Leben um 180° drehen und voll einsteigen? Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass ich so oder so nicht drum herum komme." Integra schmunzelt. Schlaues kleines Mädchen.

Auf dem Weg in die Küche bleibt Nici komplett still. Was sie alles umändern muss! Sie muss das alles auch irgendwie bei den Ämtern anmelden, muss alles umschreiben lassen... das wird eine Heidenarbeit. Die ganzen Dokumente die geändert werden müssen, oh man. „Lächel doch mal, Kätzchen. Du ziehst hier bei mir ein! Warum solltest du dir noch Sorgen machen? Du hast eine feste Arbeitsstelle und selbst wenn du gekündigt wirst hast du hier ein sicheres Dach über dem Kopf. Entspann dich." Alucard hat ihre Anspannung bemerkt, aber nicht in ihre Gedanken gesehen. Weiß deshalb nicht, warum sie sich Sorgen machen sollte. „Hast du eine Ahnung von der Bürokratie die mit so einem Umzug kommt? Außerdem will ich dich echt nicht für meinen eigenen Umzug einspannen müssen. Du bist jetzt eh erst einmal damit beschäftigt die restlichen Leute von Mortem zu jagen und du brauchst auch noch deinen Schlaf." Ein kurzes Räuspern des Paters, der sich ein wenig außen vor gelassen fühlt. „Alex, du musst wieder zurück zu Iskariot und da deine Dienste weitermachen. Du hast auch deine eigenen Aufgaben." Perplex starrt er sie an. Seit wann nennt sie ihn bei seinem Vornamen? Wobei das jetzt wirklich nicht schlecht klingt. Wie auch immer! „Wie wäre es wenn wir sehen wie viel wir heute noch herbringen können? Ich werde so oder so erst Morgen losfliegen um die Audienz wahrnehmen zu können die mir Makube vielleicht noch eintragen kann." Nicole sieht ihn kalt an. „Wie wäre es mit nein?" Der kann man es aber auch nicht recht machen, oder? „Jetzt steck deinen Stolz mal zurück und vergiss das ganze ‚ich bin eine Frau und muss unabhängig sein'-Gedöns, klar? Wir wollen dir helfen." Der Urvampir wirkt nicht begeistert, dass sie einfach immer wieder ablehnt. Kopfschüttelnd geht sie als erstes in die Küche. „Alucard. Ihr beide wart wahrscheinlich für 24 Stunden eingesperrt und hattet einen Kampf von ich sage jetzt mal guten drei bis vier Stunden. Ich geh da jetzt nur mal von der Arena aus, die Gänge und das Glas lasse ich jetzt mal komplett außen vor. Alexander muss seinen Wasserhaushalt auffüllen und würde mit seinem Kreislauf ohne Ruhe und Nahrungszufuhr nicht länger als 10 Minuten durchhalten. Sorry, Teddybär. Ich weiß nicht wie oft du trinken musst, aber ganz frisch bist du auch nicht. Uns tut etwas zu Futtern, entweder eine lange dusche oder ein Bad und ein langer, sehr langer Schlaf sehr, sehr gut. Gib mir ein Ding welches ich gerade eben falsch aufgezählt habe und du kannst machen was du willst, Katerchen! Aber wenn nicht, dann lässt du es bitte." Ein wenig beleidigt setzt sich der Schwarzhaarige hin und verschränkt die Arme. „Es macht keinen Spaß wenn du recht hast.", murrt er entgeistert und Nici grinst zufrieden. „Es ist mir immer eine Ehre recht zu haben." Anderson hingegen starrt auf die braunhaarige und wartet, bis sie ihm ihre Aufmerksamkeit gibt. „Teddybär?" Brummend legt sie ihre Arme um ihn und sieht zu ihm hoch. „Ja... Das bleibt. Du bist mein großer Teddybär, verstanden?" Seufzend legt er seine Hände an ihre Wangen und drückt sie sanft zusammen. „Wenn das Makube hören sollte, bin ich die Lachnummer des Vatikans." Er lässt sie wieder los und bekommt sofort einen schon fast herausfordernden Blick. „Wer auch immer lacht darf sich dann in einer Reihe aufstellen, sich nach vorn beugen und ich geh mit erhobener Hand an allen vorbei und es gibt Bitch-slaps." Lachend lehnt sich Alucard nach hinten an die Lehne des Stuhls. „Ich will dabei sein! Egal wo ich bin, ruf mich an und ich bin so schnell es geht da, klar?" Wieso kann sich das der Pater auch noch so gut vorstellen. „Hier wird niemand geschlagen, hat man das verstanden? Ich muss morgen eh mit Ihrer Heiligkeit sprechen und das Ganze vielleicht ein wenig lockern oder so." Nici lässt den Geistlichen los, holt ihr Handy raus, welches sich automatisch mit dem Wlan verbunden hat und spielt die Hymne der Soviets. „WIR, Alexander. WIR werden morgen zu Iskariot fliegen. Nichts und niemand kann mich davon abhalten und Panzertape hält einen sehr lange am Bauch eines Flugzeuges." Nicht nur Nici sieht ihn nun mit diesem Blick an als hätte man das schon lange geplant, sondern Alucard nickt kurz nachdenklich im Hintergrund, ehe er brummend zustimmt. „Wäre sicherlich mal wieder lustig die anderen zu treffen." Anderson atmet tief ein und aus. „Das Einzige was DICH trifft, Blutsauger, werden Waffen sein. Und hoffentlich tun sie weh." Der schwarzhaarige steht auf und stellt sich hinter Nicole. „Oh, wie ich mich schon darauf freue." Die junge Frau merkt, wie die Stimmung hier langsam aber sicher kippt und bevor sie hier in einem weiteren Schlachtfeld landet geht sie von den beiden weg und zum Kühlschrank. „Was willst du zum Futtern, Alex? Alucard? Kaffee?" Somit hat sie die Aufmerksamkeit wieder auf sich gelenkt und eine mögliche Schlacht verhindert. „Irgendetwas kleines, ansonsten schlafe ich schlecht.", meint der Pater und gesellt sich zur ihr. „Du bist die Beste, Kiddo. Schwarz und ohne Zucker bitte!" Zumindest ist es wieder ruhiger. Zwar stellt sich die Frage für wie lange bis man wieder ein Thema zum Streiten gefunden hat, aber vielleicht hat sie heute Glück!

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