Unterhaltung pur

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Aufwachen hat sich noch nie so gut angefühlt wie nach diesen schlaflosen Tagen. Nicole hebt ihren Kopf blinzelnd hoch und starrt mit halb offenen Augen in das Gesicht Alucards, der sich nun wieder aufrichtet. „Morgen...", murmelt sie und gähnt, ehe sie sich streckt und ihren Kopf wieder nach unten sinken lässt. Es ist warm und gemütlich. „Wenn du jetzt endlich wach bist würde ich darum bitten, dass du mich aufstehen lässt. Ich muss nämlich ganz dringend wohin." Sie sieht auf die Seite und dann hoch. Anderson lächelt sie mit zusammengepressten Lippen an und pinkelt sich gleich ein, wenn es so weiter geht. Leise brummend setzt sie sich auf, die Decke auf ihrem Kopf liegend. Nici reibt sich die Augen und Alexander steht ganz schnell auf und verschwindet in ihrem Bad. „Bist du wieder bei uns, Kiddo? Geistig?" Langsam nickt sie, während ihr noch ein Gähnen entkommt und sie sich weiterhin die Augen reibt. „Ich sags ja. Kätzchen." Der Blick des Urvampirs wird kurz sanft, als sie ihm müde entgegen lächelt. Schnell jedoch wird er ernst, da Anderson wieder zurück ins Zimmer kommt. „Lass uns frühstücken und dann kannst du uns allen erklären was du gefunden hast bei deinen Recherchen." Der Pater zieht sich die Handschuhe wieder an und hat das ein oder andere Problem durch das Händewaschen und die nicht ganz abgetrockneten Hände. Nicole hingegen lässt sich nur nach vorn fallen und zieht die Decke über ihren Kopf. „Kann ich noch schlafen?" Der Urvampir sieht zu Anderson, dieser erwidert den Blick. „Kannst du später. Die Lady erwartet schon seit gestern den Bericht und zwar haben wir uns das durchgelesen was du auf dem Laptop geschrieben hast, aber einige Dinge machen keinen Sinn. Also beweg deinen Arsch, Kiddo." Ein Brummen. „Ich will aber nicht..." Die beiden Männer sehen sich an und fragen sich, seit wann sie zu einem kleinen Kind mutiert ist. „Keine Widerrede. Du hast gehört was der Blutsauger gesagt hat. Jetzt hoch mit dir!" Langsam rollt sich Nici von den beiden auf dem Bett weg und knallt ungebremst auf der anderen Seite nach unten auf den Boden. Alucard legt sich eine Hand auf den Mund und sieht auf die Seite, während er stumm lacht. Selbst der Pater grinst breit, kann sich das Lachen aber verkneifen. „Ich bin offiziell auf dem Boden der Tatsachen angekommen und ich kann sagen, dass der nicht gemütlich ist!", ruft Nici und setzt sich auf, um die beiden über das Bett hinweg anzusehen. Ihr Blick entgeistert. „Ihr lacht also, wenn ich mir weh tue. Notiert." Alexander will etwas sagen, bricht aber stattdessen in Lachen aus, während Alucard noch immer stumm bleiben kann. „Danke für euer Mitleid. Das tut sehr gut." Sich den Hinterkopf reibend steht die braunhaarige auf und geht einen Schritt. Bei dem zweiten Schritt steigt sie auf die um sich geschlungene Decke und mault sich noch einmal. Sie faceplanted sich selbst und flucht nur leise, während nun auch Alucard nicht mehr kann und schallend in Gelächter ausbricht. Diesmal tut ihr ihr Kinn verdammt weh und sie wickelt die Decke von sich, ehe sie vorsichtig aufsteht und froh sein kann, dass sie kein Nasenbluten hat. „Wenigstens hat man hier anscheinend gute Unterhaltung.", murmelt sie und schmeißt die Decke aufs Bett. „Ich bin wach und ich glaube nicht, dass ich blute! Meinetwegen können wir, nachdem ihr zwei euch beruhigt habt, los." Nur das Kinn tut halt scheiße weh, aber vielleicht gibt es ja irgendwo eine Schmerztablette.

Selbst beim Frühstück bricht einer der beiden immer wieder in Kichern oder Lachen aus, was Nici aber irgendwie ignorieren kann. Sie hat einen Eisbeutel von einem der Söldner bekommen und eine Schmerztablette, die sie schon geschluckt hat. „Traurig wenn man sich selbst flachlegt." Das lässt den Urvampir sich fast am Kaffee verschlucken, ehe er zu ihr sieht. „War das eine Einladung?" Die braunhaarige starrt ihm ernst in die Augen. „Nein, eine Feststellung." Anderson räuspert sich und wirft dem Vampir einen warnenden Blick zu, den er aber einfach ignorieren kann. „Wenn wir nachher Zeit haben, sollen wir schon einmal einen Film ansehen? Du kannst dir aussuchen mit welchem wir starten." Der Pater sieht sie sanft lächelnd an und nickt, als sie ihn fragend anblickt. Ein Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen lässt auch Alucard ein wenig herunterfahren. Dieses Weib hat ihn in der Hand und weiß es gar nicht. Gefährlich, das muss er zugeben. Aber nichts mit dem er nicht umgehen könnte. Direkt nach dem Frühstück geht es zur Lady, bei der sie einigermaßen alles erklärt was sie an sich schon selbst gelesen haben. Nur für den Pater und Seras ist das alles neu und beide sind sich einig, dass das unmenschliche Experimente waren. Die Zustände sind nicht einmal eines Wurmes würdig! „Was mir aber noch als Frage eingefallen ist, ist folgendes." Integra sieht ernst zu Nicole, die nun wieder komplett wach wirkt. Die Schmerzen sind verschwunden, was diese auf die Schmerztablette schiebt! Alucard und Anderson hingegen wissen, dass der schwarzhaarige ein bisschen was von seinem Blut unter ihren Kaffee gemischt hatte als sie kurz weg war um einen Anruf einer Kollegin entgegen zu nehmen. Somit dürften auch keine Schäden zurückbleiben. „Wie haben sie das erste VUS herstellen können? Vampire zerfallen, wenn sie nicht mit diesem Zeug... ich sage mal ‚präpariert' wurden. Wie? Stand dazu irgendetwas in den Unterlagen?" Da muss die braunhaarige kurz nachdenken. Irgendetwas hatte sie dazu gelesen. Hatte sie es nicht aufgeschrieben? „Die Zusammenfassung war ja eigentlich noch nicht fertig. Alles ziemlich durcheinander, aber was solls." Angestrengt fordert sie ihre Hirnzellen zum Arbeiten auf und bekommt auch bald die gewünschte Information. „Die haben es, soweit ich es noch richtig in Erinnerung habe, erst einmal mit einem Menschen probiert. Menschliche Organe und so. Dann haben sie sich glaube ich einen relativ schwachen Vampir geschnappt. Aber ich müsste das noch einmal richtig nachlesen! Menschen scheinen auch zu funktionieren, aber nicht so effektiv wie Vampire. Geringe Erfolgschance, wenn ich richtig denken kann. Scheint aber dann mit einem Vampir funktioniert zu haben und das war dann der Anfang." Hoffentlich stimmt das. Sie müsste wirklich noch einmal nachlesen um sicher zu gehen. „Es funktionierte auch mit Menschen?" Nickend sieht Nicole wieder zu Integra. „War aber nicht ganz so erfolgreich wie mit Vampiren. Ist nur natürlich, dass man auf das bessere Konzept umsteigt. Ich meine... wenn Sie eine Rostlaube fahren, steigen Sie auch bei der nächstbesten Gelegenheit auf einen Neuwagen um." Verstehend nickt Integra und versinkt kurz in Gedanken. Sie müssen das wirklich so schnell es geht beseitigen. Die Gefahr steigt Tag für Tag dass eine neue VUS-Basis erstellt wird und wenn das passiert, dann dürfen sie noch einmal von vorn anfangen. „Irgendwelche Hinweise auf den Hauptstützpunkt von Mortem?" Da muss Nicole die Leitung der Hellsing Organisation leider enttäuschen. „Nichts in den Unterlagen, sonst wäre mir das aufgefallen. Aber ich kann alles noch einmal durchgehen wenn Sie wollen!" Die Lady winkt ab. „Bringt nichts. Wir haben jetzt vielleicht eine der VUS-Basen zerstört, aber wir wissen immer noch nichts genaueres über sie. Niemand hat eine Ahnung wie sie ihre Opfer auswählen, nach welchem Schema sie vorgehen oder wo die Zentrale des Kults liegt. Außerdem fehlt mir noch das beschissene Ziel." Da kann jetzt im Augenblick niemand wirklich helfen. Es fehlen jedem die Informationen und Anderson muss die bisher gesammelten Infos erst einmal an Iskariot weiterleiten!

Bis sie einen Plan geschmiedet hat wie es weitergeht, scheint es erst einmal so etwas wie eine Pause zu geben. Die nutzt Nici aus, um sich eiskalt nach draußen zu legen und das erste Mal seit wer weiß wie lange Sonne zu tanken. Sie liegt nur vor ihrem Fenster im Gras, hat das Headset auf und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen. So kann man das Leben eigentlich genießen. Irgendwann jedoch schiebt sich jemand über sie und blockiert die Sonne. Brummend öffnet sie ein Auge und reißt beide dann auf. Sie starrt auf einen etwas groß geratenen Hund mit mehreren Augen und einem neblig anmutendem Äußeren. Die junge Frau hält die Luft an. Beide starren sich für einen Moment an, bis sich der Hund einfach neben sie legt. Dass sie Mal wieder ihr Leben an sich hat vorbeiziehen sehen, daran sollte sie sich hier wohl gewöhnen! Langsam dreht sie den Kopf und sieht das Wesen an. Das ist nichts Menschliches und nichts aus der Tierwelt die sie kennt. Ganz vorsichtig streckt sie ihre Hand danach aus und zuckt mit der Hand kurz zurück, als es den Kopf hebt und ihn mit den ganzen Augen ansieht. Schnaubend legt es den Kopf wieder auf die Vorderpfoten und schließt alle Augen, bevor Nicole es wieder anfassen will. Es hat- Es hat Fell! Der Schatten fühlt sich zumindest wie Fell an. Hat sie einen Sonnenstich? Sie tastet sich selbst an der Stirn herum, fühlt aber nichts ungewöhnlich Heißes. Ihr ist auch nicht schwindlig oder schlecht und sie hat keine Kopfschmerzen mehr. Sie sollte sich hier echt nicht mehr wegen irgendwas wundern was passiert. Immerhin gibt es Vampire, Ghule, Freaks, Werwölfe und so weiter und so weiter. Was auch immer es ist, es attackiert sie nicht! Also wird es schon passen und hier her gehören. Sie sollte sich entspannen. Nicole legt sich also wieder richtig in das Gras, schließt die Augen und vergisst eventuell, dass sie ja eigentlich mit dem Pater einen Film ansehen wollte. Dieser klopft schon ein wenig länger an ihrer Tür, hört aber nichts. Um sicher zu gehen dass bei ihr alles in Ordnung ist geht er rein und sieht sich um. Aber sie liegt nicht auf dem Bett und im Bad ist sie auch nicht. Unwohlsein steigt in ihm auf, wo ist sie? Ist sie in Schwierigkeiten? Zumindest das Fenster kann er schließen, bevor er sich weiter auf die Suche macht und sie hoffentlich bald findet. Der Fenstergriff wird schon gedreht, als Anderson sie auf dem Boden vor dem Anwesen liegen sieht. Tiefenentspannt mit ihrem Headset und- Was macht Baskerville hier? Dieser verdammte Blutsauger kann sie aber auch nicht allein lassen, oder? Schickt der jetzt auch noch seinen Dämon! Alexander öffnet das Fenster, klettert selbst raus und geht neben der jungen Frau in die Hocke. Vorsichtig legt er ihr eine Hand auf den Oberarm, was sie trotzdem zusammenzucken lässt. „Hey, hey! Alles gut, ich bin es bloß." Nicole setzt sich auf und das Headset ab. „Ist was passiert?", fragt sie und der Pater sieht sie schmunzelnd an. „Du hast unseren Film vergessen?" Ihre Augen werden groß. „Ach du scheiße... Fuck, sorry!" Während Anderson den Kopf schüttelt, setzt auch Baskerville sich auf und streckt sich. Er hatte es sich hier gemütlich gemacht, weil sein Herr es ihm befohlen hatte. Ihr soll ja nichts passieren und auch sollte er jede Möglichkeit mit dem Pater unterbrechen, sollte es zu intimeren Dingen kommen. An sich findet der Höllenhund dass sein Herr ein wenig übertreibt, aber was solls. Er soll nur ausführen, nicht denken. Herabwürdigend, aber man gewöhnt sich irgendwie daran. „Aber schön, dass du neben einem Dämon so gut entspannen kannst." Die braunhaarige sieht von ihm zu Baskerville und wieder zurück. „Das? N Dämon? Jetzt willst du mich aber verarschen, oder?" Die hochgezogene Augenbraue ist die Antwort. Nici sieht wieder zum dem Dämon und legt den Kopf schief. „Du kommst mir jetzt aber nicht wirklich dämonisch vor." Sie will einen Beweis? Der Nebel breitet sich aus und hüllt die beiden komplett ein. Überall werden Augen sichtbar und es wird abrupt kälter. „JETZT ist es dämonisch, okay. Danke für die Demonstration." Baskerville kehrt in seine vorherige Gestalt zurück und gähnt. So in der Sonne liegen, das hat was. „Will ich wissen, warum du bei einem Höllenhund so ruhig bleibst? Alucard beobachtet dich damit die ganze Zeit!" Oh? Der Dämon gehört zu Alucard? Naja, wohl kaum zu dem Pater. Das wäre wirklich eine Wendung der Ereignisse. „Er, sie, es attackiert mich nicht und existiert neben mir her. Warum sollte ich Angst haben? Ich wäre schon längst tot, wenn er, sie, es es gewollt hätte. Außerdem... wenn er von Alucard kommt, dann denke ich mir mal schon, dass da ein Befehl zum Schutz kam." Dass er sie jetzt einfach 24/7 überwacht, dass interessiert sie nicht oder wie? Seufzend steht Anderson auf und deutet hinter sich. „Film?" Lächelnd springt sie auf und nickt. „Film!" Es sieht mühsam aus, wie sich Nicole in das Zimmer quält. Mit klettern hat das nichts zu tun. Vielleicht sollte sie nur ein wenig Sport betreiben? Die Grundsachen können? Nach ihr klettert der Pater um einiges eleganter in das Zimmer und schließt hinter sich das Fenster so schnell, dass Baskerville es nicht rechtzeitig realisiert und wie ein übergroßer Vogel mit einem lauten ‚Dunk!' gegen das Glas springt. Das bringt dem Pater Genugtuung auch wenn er weiß, dass der Höllenhund sich locker hier manifestieren kann. „Fangen wir mit deinem Lieblingsfilm an." 

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